Da waren es nur noch zwei. Quasi über Nacht kehrte Claudia Deheza ihrer Band School Of Seven Bells den Rücken, noch während einer Support-Tour für Interpol. Zurückgelassen hat sie Benjamin Curtis an Gitarre und Studioreglern sowie ihre Zwillingsschwester Alejandra Deheza am Mikrofon.
Wir mussten im Grunde genommen über Nacht die gesamte Live-Show neu strukturieren. Wir hatten am nächsten Tag in Los Angeles ein Konzert. Zu dieser Zeit war das also eine Veränderung, die uns ein wenig durchgewühlt hat. Was die Songs und die Texte angeht, hat sich in der Band die Dynamik nicht viel verändert. Ben und ich waren immer schon die Haupt-Songwriter in der Band.
Dabei prägten doch gerade die Zwillinge das Erscheinungsbild und den Klang von School Of Seven Bells. Nun gut, zumindest im Studio dürfte der Unterschied kaum auffallen. Ob nun eineiige Zwillinge zweistimmig singen oder eine Sängerin mehrere Gesangsspuren einsingt, dürfte am Ende keinem auffallen. Und so hört man auch auf Ghostory, dem mittlerweile dritten Album der Band, die vertraut hypnotisierenden School Of Seven Bells-Harmonien.
Und auch sonst präsentieren sich School Of Seven Bells im gewohnt breiten Klanggewand. Die Songs sind großzügig instrumentiert. An Hall- und Delay-Effekten wird nicht gespart. Das Faible für diesen großflächigen, teils etwas verschwommenen Sound kommt von den Konzerten. Nicht selten spielen die New Yorker in großen Hallen, wo eine gut abgemischte Live-Band so klingt wie School Of Seven Bells auf Ghostory.
Das Spielen in diesen großen, wunderschönen Räumen hat auf jeden Fall darauf Einfluss gehabt, wie wir das Album geschrieben haben. Es gibt keinen besseren Sound, als eine Band in einem riesigen Raum mit hohen Decken durch die Soundanlage zu hören. Wenn du dann diese großen Emotionen und Ideen hast, dann willst du auch den Raum füllen.
Große Emotionen brauchen große Räume und die gibt es auf Ghostory klangästhetisch zuhauf. Trotzdem wirken School Of Seven Bells auf ihrem neuen Album etwas aufgeräumter als auf ihren beiden Vorgängern. In Songs wie Low Times malt das Schlagzeug nicht mehr nur leichte Konturen in die luftigen Dream-Pop-Konstrukte, sondern verleiht ihnen mit seiner Präsenz eine neue Griffigkeit.
Geistergeschichten gibt es auf Ghostory im wahrsten Sinne des Wortes. Das Album erzählt die Geschichte eines Mädchens namens Lafaye, die von den Geistern ihrer Vergangenheit heimgesucht wird. Und es dürfte kein Geheimnis sein, dass Alejandra Deheza hier autobiografische Parallelen heranzieht. Denn Geister spielten schon seit ihrer Kindheit eine große Rolle.
Ich bin in einem total religiösem Haushalt groß geworden, was auch alle möglichen Arten von Aberglaube beinhaltet. Es gab also all diese Geschichten über den Teufel und die Dämonen, die mir als Kind total Angst eingejagt haben. Tatsächlich fühle ich mich so, dass viele dieser Ängste mich dominiert haben, als ich ein Kind war. Da war die Angst vor dem Teufel, der reinkommt und dich Dinge tun lässt, die du nicht machen wolltest. Geister waren immer schon ein großer Teil meines Lebens.
Dämonen, die Kindern Angst und Schrecken einjagen, Geschichten vom Teufel – die Geister, von denen auf Ghostory die Rede ist, sind weit weniger gruselig. Vielmehr geht es hier um die Laster der Vergangenheit: Liebe, Herzschmerz, Verrat – Gespenster die jeden ein Leben lang verfolgen, sagt Deheza.
Ich habe das Gefühl, dass die Leute, die dich beeinflusst haben, bei dir bleiben. Sie sprechen die ganze Zeit mit dir. Wenn du eine neue Person kennenlernst, sprechen sie mit dir. Wenn etwas in deinem Leben passiert, vefolgen dich diese Dinge. Ich habe das Gefühl, dass es Geister sind, die mit dir herumlaufen und die dich niemals verlassen werden. Sie üben einen negativen und positiven Einfluss auf dich aus.
Ob gut oder böse, schwarz oder weiß – ganz so einfach lassen sich die Spukgeschichten von School Of Seven Bells zum Glück nicht einordnen. Auf Ghostory schafft die Band Räume, in denen genug Platz für alle ist – ob Mensch, Dämon oder blasse Erinnerung. Dunkle, teils der Gothic-Szene abgeschaute Soundelemente kombinieren Deheza und Curtis zu schimmernden Pop-Perlen. Sollen uns die schrulligen Geister der Vergangenheit doch bis ins Grab folgen. School Of Seven Bells vermitteln das Gefühl: Das ist schon okay so. Jeder hat seine Gespenster. Und schon ist der ganze Hokuspokus gar nicht mehr so schlimm.