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Entdecken auf ihrem neuen Album das Saxophon: Spoon. Foto: Zackery Michael
Entdecken auf ihrem neuen Album das Saxophon: Spoon. Foto: Zackery Michael

Album der Woche: Spoon – Hot Thoughts

Rocken wie Jerry Lee Lewis

Spoon sind Kritikerlieblinge, ihre Alben landen in den USA regelmäßig in den Charts. Seit ihrem Song „The Way We Get By“ sind sie auch hierzulande keine Unbekannten mehr. Auf ihrem neuen Album „Hot Thoughts“ reichern Spoon ihren smarten Sound mit Funk- und Diskovibes an.

Ein Durchlauf von Hot Thoughts, dem Titeltrack des neuen Spoon-Albums, reicht aus und man bekommt den Song nicht mehr aus dem Kopf. Ein unruhiger Synthieteppich, ein programmierter Beat, der kratzige Gesang von Spoon-Sänger Britt Daniel, dann ein groovender Bass und eine Gitarrenhook, die ihrem Namen alle Ehre macht. Solche Ohrwürmer haben Spoon im Laufe ihrer Karriere schon einige geschrieben. Ein Geheimrezept dafür haben sie aber nicht, erklärt Britt Daniel.

Ich hatte vor einiger Zeit einen Beat programmiert und dazu Orgel und Celeste gespielt. Ich dachte wow, das klingt cool! Aber es war erstmal nur ein Akkord. Letztes Jahr im Frühling war meine Freundin in Japan und sie hat mir erzählt, dass sie eines Nachts in Shibuya unterwegs war und ein Typ zu ihr sagte, dass ihre Zähne so wunderschön weiß wären. Mit dieser Geschichte im Hinterkopf habe ich den Text geschrieben. Ich rauche zwar nicht, habe mir aber immer gesagt: wenn ich noch ein bisschen an dem Song arbeite, kann ich eine halbe Zigarette rauchen. Der Song ist also von Nikotin inspiriert.

Futuristische Musik

War ihr Sound auf den ersten Alben noch roh und deutlich von Bands wie den Pixies geprägt, hat im Laufe der Zeit das Klavier mehr und mehr die verzerrten Gitarren ersetzt. Mit ihrem neuen Album Hot Thoughts erweitern Spoon nun nochmals ihr Soundspektrum und machen Rockmusik, die größtenteils ohne Gitarren auskommt. Schon auf dem letzten Album They Want My Soul erklangen vereinzelt ambienthaft wabernde Synthieteppiche. Dafür verantwortlich ist auch der Produzent Dave Fridmann, der unter anderem bei vielen Alben der Flaming Lips und Mercury Rev an den Reglern saß. Bei Hot Thoughts hat er Spoon in für sie bis dahin unerschlossene Klangterritorien begleitet.

Wenn wir anfangen an einer Platte zu arbeiten, setzen wir uns nicht mit einem vorgefertigten Plan hin und sagen: Ok, dieses Mal machen wir es so. Wir fangen an, einen bestimmten Weg zu gehen. In der Vergangenheit haben wir eher traditionelle Alben mit Bass, Gitarre und Schlagzeug aufgenommen. Ich wollte, dass wir den nächsten Schritt gehen und weniger erdig und altmodisch klingen. Das habe ich dann futuristische Musik genannt.

https://www.youtube.com/watch?v=H8kAPovW01o

Die Songs auf Hot Thoughts grooven und sind tanzbar. Die Synthies schimmern, mal geben Percussions und eine zarte Marimba den Ton an, dann wieder wummert das Schlagzeug in altbekannter Manier direkt in den Magen. Daniels Texte bewegen sich zwischen sinnlich und frustriert, stets vorgetragen mit der ihm eigenen nervösen Heiserkeit.

Ein Saxophon bitte!

Disco, Funk und Glamrock werden zitiert, Verweise auf David Bowie und Kiss tauchen auf und am Ende überrascht ein Saxophon-Instrumentalstück den Hörer. Das war einer dieser erfreulichen Zufälle, erzählt Britt Daniel.

Wir hatten einen recht langen Song, ohne Text und ich dachte mir: ein Saxophon am Anfang wäre schön. Ein Freund von unserem Keyboarder Alex kam dann ins Studio und hat nicht nur den Anfang gespielt, sondern gleich den ganzen Song zwei Mal. Er war an etwas dran und hat einfach weitergespielt. Als er fertig war, hab ich die anderen Spuren ausgemacht und mir nur das Saxophon angehört. Es klang großartig und so ganz anders und neu für uns. Wir hatten nicht geplant das Album mit einem Song zu beenden, der zum Großteil aus Saxophon besteht. Es ist einfach passiert und ich freue mich sehr darüber.

Lässig coole Rocksongs

Spoon machen jetzt also Musik mit Synthies, Saxophon und programmierten Beats – das ist erstmal gewöhnungsbedürftig. Und Hot Thoughts klingt auch ganz anders, als alles was sie vorher gemacht haben. Aber wenn man sich auf den neuen Sound einlässt, stellt man fest, es sind immer noch Spoon – die Band mit einem Händchen für Ohrwürmer und lässig-coole Pop/Rocksongs. Und die gehen eben auch ohne Gitarren.

Es gibt heutzutage wohl nicht so viele Leute, die Rockplatten machen, vor allem solche, auf denen man fast keine Gitarren hört. Aber der Beat und die Vocals sind doch sehr Rock‘n‘Roll. Und man braucht nicht unbedingt eine Gitarre, ich meine, Jerry Lee Lewis ist doch Rock‘n‘Roll, oder nicht?!

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