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Leben mittlerweile alle im selben Haus: Superorganism.
Foto: Jordan Hughes

Album der Woche: Superorganism – Superorganism

Die Internet-Band

Wäre das Internet eine Band, würde es wahrscheinlich so klingen wie Superorganism. Acht Leute aus England, Japan, Australien, Südkorea und Neuseeland werfen ihre Talente zusammen. Das Ergebnis ist eine lustig bunte Weird-Pop-Collage irgendwo zwischen 90er Slackermusik, Easy Listening und Konsolenspiel.

Fragen Sie sich manchmal noch, wie Dinge vor dem Internet funktioniert haben? Wie hat man Adressen nachgeschaut, Leute kennengelernt oder neue Musik entdeckt? Superorganism jedenfalls würde es ohne Youtube und Whatsapp nicht geben. Sie hätten sich sonst vermutlich nie getroffen, sagt Gitarrist Christopher Young alias Harry:

Die Chance, dass wir Orono getroffen hätten, ist gleich Null. Das Internet hat uns zusammengebracht und auch unsere Arbeit erleichtert, als wir in verschiedenen Ländern gelebt haben. Es hat auch unseren Musikgeschmack geprägt. Durch Streaming hat man Zugang zu Musik aus unterschiedlichen Dekaden und kann sich das aussuchen, was einem gefällt. Also soweit es die Band betrifft, ist das Internet eine Art Gottheit, ohne die wir nicht existieren würden.

Phantom oder Celebrities?

Ihr erster Song Something for your M.I.N.D. ist mit Hilfe von Whatsapp entstanden. Die Bandmitglieder haben sich die Spuren hin- und hergeschickt und jeder hat bei sich zu Hause daran gearbeitet. Einmal bei Soundcloud hochgeladen, wurde er innerhalb kürzester Zeit viele tausend Male angehört, inklusive wilder Spekulationen, wer dahinter steckt, erzählen Orono und Emily.

Orono: Ich bin offenbar keine echte Person, denn wenn man meinen Namen googelt, bekommt man als Ergebnis eine Stadt in Maine. Aber meine Eltern haben sich an der University of Maine kennengelernt, und die liegt in Orono. Deshalb dachten die Leute, ich sei nicht real.

Emily: Dann gab es alle möglichen Gerüchte, wir wären irgendwelche Berühmtheiten. Denn so ein Song kann doch nicht von einer handvoll Nobodys kommen. Wir dachten uns: Danke! Tut er aber.

Ihr Debütalbum hält, was die Vorab-Songs versprochen haben. Superorganism ist eine quietschbunte Pop-Collage, die ein bisschen an The Avalanches oder Beck erinnert. Gitarren und Schlagzeug werden mit einer Vielzahl von Samples zusammengefügt, wie zwitschernde Vögel, ein knallender Sektkorken, plätscherndes Wasser oder das Geräusch einer Registrierkasse. Zusammengehalten wird dieses unübersichtliche Soundkonglomerat von Orono Noguchis Gesang. Und der klingt viel abgeklärter, als man bei ihren 18 Jahren erwartet.

Vielschichtiges Universum

Ihre Videos sind so bunt und zusammengestückelt, dass sie bei empfindlichen Menschen epileptische Anfälle auslösen können. Für alle anderen sind sie eine ideale Erweiterung zur Musik.

Wir benutzen viele verschiedene Techniken und Medien um ein komplexes, multidimensionales Stück zu kreieren. Die organischen Elemente wie Gitarren oder die menschliche Stimme ergänzen sich gut mit den Samples und den moderneren Sounds. Sie erden dich einerseits, während die anderen Sachen seltsam und surreal sind und ein ganz anderes Bild in deinem Kopf entstehen lassen. – Harry

Nicht immer gelingt es ihnen, das Sample-Gewimmel in einen Song zu verwandeln, der hängen bleibt. Manchmal ist es nur ein lustiges Meme, das man zehn Sekunden später schon wieder vergessen hat. Superorganism sind die Band der Stunde, ihr überbordender Popkultur-Mashup ist so zeitgemäß wie es im Jahr 2018 nur möglich ist.

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