Das Album der Woche wird präsentiert von Dockin. Promo-Code: detektor.fmDockin10
Jack White ist ein bisschen altmodisch. Er hat kein Handy, also gar keins, noch nicht mal eins zum Aufklappen, von einem Smartphone ganz zu schweigen. Dazu passt, dass auf den Konzerten seiner Band The Raconteurs ein Smartphone-Verbot herrscht. Die Geräte werden in spezielle Hüllen gepackt und die können erst nach dem Konzert wieder geöffnet werden. Die Leute wären wieder ganz bei der Sache, sagt er.
Es ist wie ein Konzert vor 15 Jahren. Das Publikum ist wirklich dabei und keiner checkt zwischendurch die Sportergebnisse. Jemand hat geschrieben, dass die besten Momente während der Umbaupause passiert sind. Dann haben sich die Leute miteinander unterhalten, kaum zu glauben was?!
„Es ist leicht, mit Jack zu arbeiten“
Kaum zu glauben ist auch, dass es nach elf Jahren mit Help Us Stranger ein neues Album seiner Band gibt. White hatte einen Song übrig, der nicht auf sein letztes Album gepasst hat. Er spielte ihn Brendan Benson vor und so begannen sie, an neuer Musik zu arbeiten. Und das hat schon immer gut funktioniert, erzählt Benson.
Es gibt da keine Probleme mit zu großen Egos. Das ist vielleicht ein bisschen überraschend, aber wir kommen sehr gut klar. Wir haben Respekt voreinander und sind Fans der Musik des jeweils anderen. Ich fand es schon immer sehr leicht, mit Jack zu arbeiten.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=8&v=pDtIABGdc18
Das Ergebnis ist ein energiegeladener Ritt durch zwölf Songs, die Garage- und Glamrock, Funk und Folk-Elemente verbinden. Die Talente der Songwriter White und Benson ergänzen sich bestens, sie haben fast alle Songs zusammen geschrieben und singen sie auch beide. Sie hatten offensichtlich Spaß an der Sache, was sich in einer gewissen Leichtigkeit und Verspieltheit niederschlägt, Gitarrensoli rechts und links und sich gegenseitig anfeuern inklusive. Das macht auch Spaß beim Zuhören.
Doch ein bisschen politisch
Auch wenn The Raconteurs keine politische Band sind, könnte man den ein oder anderen Songtext doch auf die Politik beziehen. In Don’t Bother Me kotzt sich Jack White regelrecht über jemanden aus, der kein Mitgefühl hat und ein notorischer Lügner ist. Man ahnt, an wen diese Tirade gerichtet ist. Und der Titel Thoughts and Prayers bezieht sich auch auf die hohle Phrase, die nach jeder neuen Schießerei wieder bemüht wird, sagt Jack White.
Es ist schon fast eine Beleidigung, diesen Satz nach einem so schlimmen Ereignis zu benutzen. Dadurch hat er jede Bedeutung verloren. In dem Song geht es aber tatsächlich genau darum, es geht um Gott und seine/ihre Gedanken. Also in diesem Fall ist „Thoughts and Prayers“ mal angemessen.
Mit Help Us Stranger ist den Raconteurs sicher eines der überraschenderen Comebacks in diesem Jahr gelungen. Mit ihnen klingt Rock’n’Roll so gut, wie schon lange nicht mehr.