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Album der Woche: Twin Shadow – Confess

Erst „Forget“, nun „Confess“. George Lewis Jr. bleibt zweisilbig in der Albumbetitelung. Vergessen haben wir ihn allerdings seit seinem Debüt als Twin Shadow nicht. Nun bleibt uns damit Gelegenheit, unsere Liebe zum zweiten Album zu gestehen: „Confess“.

Album der Woche: Twin Shadow – Confess 04:19

Man muss George Lewis Jr. schon auf 100 Sachen beschleunigen, damit die Songwriting-Maschine in Gang kommt. Auf dem Motorrad, bis zum Anschlag aufgedreht, sollen ihm die Lyrics nur so durch den Kopf gepurzelt sein. „Der Tacho ging langsam gen 100, mein Kopf war voll mit Wörtern, mein Herz voller Liebe. Das musste alles raus”, versichert uns Lewis schriftlich auf seiner Webseite. Mit weniger Morrisey und mehr Human League in der Stimme hat der Wahl-New-Yorker einmal mehr alle Facetten der Liebe zum Thema gemacht.

Mit Confess gesteht Twin Shadow nicht nur seine Liebe zum Zweirad, sondern er untermauert auch seine Affinität zu den 80ern. Dass die sich mit Motorrädern ganz gut vertragen, hat schon das generationsprägende A-ha-Video zu Take On Me gezeigt. Auch klanglich entfernt sich Lewis nicht zu weit von dem, was seinerzeit unter New Romanticism firmierte. Immer ein bisschen melancholisch und düster wandelt Twin Shadow im 80er Gewand durch seine Gefühlswelten. Stilsicher weiß er dabei, den nostalgischen Effekt nicht zu überreizen. Trotzdem klingt das vertraut für alle, die ihre Jugend mit in die Tage gekommenen DJs in der Provinz verbracht haben. Deren Repertoire reichte eben meist nicht über Close To Me von The Cure oder Faith von George Michael hinaus.

Trotz aller Referenzen klingt Confess nach Echtzeitkommentar. Spätestens wenn die Rhythmus-Sektion präsenter wird, weiß man, dass man das Millennium hinter sich gelassen hat. Michael Brauer, der schon Dylan und McCartney den letzten Schliff verpasst hat, hat das perkussive Material ohnehin ziemlich tanzflächenkompatibel abgemischt. In den meisten Stücken spielen sich die Drums zusätzlich nach vorne, wenn der Song Fahrt aufnimmt. In Patent und I Don’t Care gönnt ihnen Twin Shadow sogar ganze Soloparts.

Obwohl Lewis ein Sohn dominikanischer Einwanderer ist, ist er ohne Merengue und Bachata aufgewachsen. Abgesehen von ein paar Steel-Drums im Opener Golden Light deutet auch rein gar nichts auf seine Wurzeln hin. Dafür haben ihn seine Eltern mit der vollen Breitseite anglo-amerikanischer Rock- und Popkultur versorgt. Dank Beatles, Springsteen und Co. greift Lewis zum Komponieren fast immer zur Gitarre. Trotz aller anhaltenden Begeisterung für Synthies übernimmt die Gitarre auf Confess mehr und mehr eine tragende Rolle. Fast patriotisch verarbeitet Twin Shadow seine musikalische Sozialisation in Songs wie Run My Heart.

„Never change a running system!”, mag sich George Lewis Jr. gedacht haben. Die Ein-Mann-Band Twin Shadow bleibt nach dem Erfolg des Erstlingswerks Forget in der Spur. Zu gewohnter Schlafzimmerproduktion gesteht Lewis mit Bikerjacke und Haartolle endgültig seine Vorliebe für die 80er. Cheesy’n’Crispy – Was sich wie die Beschriftung einer Tiefkühlpizza anhört, ist die perfekte Zusammenfassung von Confess. Mit viel Schmalz und keiner Angst vor Kitsch, bleibt der Sound trotzdem knackig und frisch. Also Hände an die Hüfte und auf jeden Snare-Schlag den Kopf zur Seite werfen. Dann kommt der Spaß auch bei der Lonely-Hearts-Club-Disco nicht zu kurz.


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