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„Electronic Germany“ dokumentiert die Entwicklung der Clubkultur und Technoszene. Foto: dwphotos/Shutterstock
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„Electronic Germany“ – Christian Arndt über die deutsche Technoszene

Berghain, Väth und Ekstase

Der Kulturwissenschaftler Christian Arndt dokumentiert mit seinem Buch „Electronic Germany“ die Geschichte des Techno in Deutschland. Im Interview spricht er über die Anfänge des Techno in Frankfurt, den Zusammenhang zwischen Clubkultur und Gentrifizierung und die Zukunft elektronischer Musik.

EasyJet-Set

„So Berlin“. Spanische Erasmusstudenten vor dem legendären Berliner Club Berghain sind mittlerweile fast schon so was wie ein Running Gag geworden.  Das als EasyJet-Set bekannt gewordene Phänomen von jungen Partytouristen, die am Wochenende mit dem Billigflieger die Hauptstadt stürmen, sorgt unter Anwohnern und Ur-Berlinern oft für gehörig Ärger. Doch die anhaltenden Diskussionen um den Partytourismus zeigen vor allem Eines: International eilt der deutschen Technoszene ihr guter Ruf voraus.

Von Kraftwerk bis Dirty Doering

Warum ist das eigentlich so und was macht die deutsche Szene im internationalen Vergleich so besonders? Darüber haben wir mit dem Kulturwissenschaftler und Autor Christian Arndt gesprochen. In seinem neu erschienenen Buch „Electronic Germany“ dokumentiert er die Entwicklung elektronischer Musik aus Deutschland – von den Anfängen in den 80er Jahren bis heute. Dabei kommen auch zahlreiche Szene-Protagonisten zu Wort. Unter anderem hat Arndt mit den Elektropionieren von Kraftwerk, der Berliner DJ Monika Kruse und DJ und Labelchef Dirty Doering gesprochen.

Made in Germany

Detroit gilt mit den Produzenten Juan Atkins und Richard Davis als die Geburtswiege des Techno. Christian Arndt verortet die frühen Anfänge allerdings vor allem in Deutschland.

Deutsche Musiker wie Kraftwerk oder Tangerine Dream haben Techno oder zumindest die Vorstufe davon erfunden. In den 70er/80er Jahren ist da viel Vorarbeit geleistet worden und deutsche Musiker, Künstler, Labels sind da von Anfang an federführend gewesen. – Christian Arndt

Technostadt Frankfurt

Arndt selbst beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit elektronischer Musik. Damals noch als Journalist und später dann als Radiomacher kann er von Frankfurt aus die Entwicklung der Szene von Anfang an mitverfolgen. Im Gegensatz zum gängigen Kanon hält er die Rhein-Main-Metropole auch für die frühe inoffizielle Hauptstadt des Techno.

In Frankfurt existierte schon seit Anfang/Mitte der 80er eine Clubkultur. Da wurde in Berlin noch zu ganz anderer Musik geschwoft. Mit dem Buch wollte ich zurück zu den Wurzeln gehen und Frankfurt sozusagen seinen Ehrenplatz in der Technogeschichte zurückerobern. – Christian Arndt 

Alte Probleme und neue Herausforderungen

Seitdem hat sich einiges geändert. Nach dem Mauerfall zieht es Labelbetreiber und DJs nach Berlin, wo heute die Szene für elektronische Musik pulsiert. Das bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Vor allem steigende Mietpreise machen Clubbetreibern zu schaffen. Christian Arndt sieht die Clubkultur allerdings sowohl als Opfer als auch als Verursacher von Gentrifizierung.

Darüber hinaus spricht detektor.fm-Moderator Lars Feyen mit Christian Arndt über die anhaltende Sexismusdebatte im Techno, das Artwork von „Electronic Germany“ und die Anfänge des Techno in Frankfurt.

Christian Arndt - Kulturwissenschaftler und Autor (Foto: detektor.fm)

Kulturwissenschaftler und Autor (Foto: detektor.fm)
Der Erfolg der Clubs beflügelt den sogenannten Easyjet-Set und lockt viele Touristen und junge Urban Professionals in die Stadt. Das Problem ist, dass die irgendwann dann auch Kinder kriegen und nicht mehr so viel Krach vor der eigenen Tür wollen.Christian Arndt
Christian Arndt über „Electronic Germany“ 08:56

Redaktion: Alina Schneider

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