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Die Dagobert-Story
Die Geschichte von Dagobert klingt wie eine kühn ausgedachte Story eines Plattenlabels: Musiker gewinnt Nachwuchspreis, zieht mit dem Preisgeld nach Berlin, verprasst es ebendort, schlägt einen Major-Deal aus und verliebt sich zudem noch unglücklich. Traurig zieht er in eine einsame Hütte in die Bergen. Er will eigentlich nur ein paar Wochen bleiben, doch bleibt am Ende fünf Jahre.
Dort schreibt er Songs, hunderte an der Zahl und geht damit wieder nach Berlin. Diesmal will er es wirklich wissen: Er bezieht das Hinterzimmer einer Bar, kellnert dort tagsüber und tingelt nachts durch die Kneipen der Stadt. Stellt da seine Lieder vor – allein. Bewaffnet nur mit einem Reklameschild, das seinen Namen leuchtet, einem Mikrofon und einem iPod. So singt er seine Lieder im Halbplayback, ganz in alter Schlagermanier.
Irgendwann wird Buback, das Label, das Gruppen wie die Goldenen Zitronen oder die Absoluten Beginner beheimatet, auf den Sänger aufmerksam. Nimmt ihn unter Vertrag und hier sind wir. Nur ist diese Story nicht erfunden, sie ist wahr. Vielleicht an der einen oder anderen Ecke etwas ausgeschmückt, aber im Grunde ist das die Geschichte von Dagobert.
Dagobert – Ich bin zu jung (live bei detektor.fm)
Dagobert spaltet
Es existiert eine Doku auf Youtube über Dagobert von einem Berlin Filmstudenten. Darunter finden sich Kommentare wie „Schwachsinnstory“ oder „nett, aber inszeniert“, aber auch „großartig“. Genau wie die Geschichte von Dagobert, so spalten auch seine Lieder. Der deutsche Musikfan kann diese Musik einfach nicht einordnen und auch nicht richtig greifen.
Dagobert ist nicht offensichtlich ironisch, er ist kein zweiter Alexander Marcus. Es ist also kein Ironie-Schlager, wie ihn jüngst auch wieder Jeans Team verbrochen haben. Es ist aber auch nicht der Schlager, der bei Carmen Nebel stattfindet. Dafür ist seine Musik viel zu gut produziert. Aber was noch viel wichtiger ist: Sein Texte sind so clever, dass sie auf Englisch durchaus mit einem Leonard Cohen mithalten könnten.
Da liegt aber auch das Problem: In der Natur des Deutschen sind schwülstige, direkte Liebesbekundungen oft einfach nur peinlich. Sich gegenseitig seine innersten Gefühle auszudrücken ist nämlich gar nicht so einfach. Dagobert beherrscht das exzellent. Aber er ist ja auch Schweizer.