Wenn Neuseeland wie Nashville klingt
Irgendwo im Süden Neuseelands, weit weg von Selbstfindungstouristen, liegt die Kleinstadt Lyttleton. Glaubt man der Musik des Neuseeländers Marlon Williams, müsste es dort aussehen wie im Süden der Vereinigten Staate. Denn Williams klingt wie ein echter Nashville-Countryboy. Slidegitarren und schlagerartigen Melodien erinnern jedenfalls an die großen Zeiten des Countryradios. Doch zwischen Lyttleton und Nashville liegen tausende Kilometer und der Pazifische Ozean. Deswegen sucht Marlon Williams das Weite. Lange tourt er ohne Unterlass um die Welt, ist ständig „on the road“.
Emotionales Schwergewicht
Zuletzt war er mit seinem zweiten Album „Make Way For Love“ unterwegs. Mit dem verlässt Williams die Genre-Grenzen des Countrys, ohne seine musikalischen Wurzeln aus dem Blick zu verlieren. Wichtiger ist dabei sowieso etwas anderes. „Make Way For Love“ ist ein emotionales Schwergewicht, eine leidenschaftliche Ode an den Liebeskummer. Auf dem Album verarbeitet er die Trennung von Ex-Freundin und Sängerin Aldous Harding. Dass Marlon Williams damit ein waschechtes Trennungsalbum geschrieben hat, war ihm dabei lange gar nicht bewusst.
Ich habe das erst gemerkt, als ich schon halb fertig war. Am Anfang habe ich ziellos versucht, meine Angst und Gefühle auf Papier zu bringen. Dann habe ich einen Schritt zurückgemacht und gemerkt, dass es ein Break-Up-Album ist. Das hat mir Angst gemacht. Vorher habe ich immer Geschichten erzählt, die mit mir nichts zu tun hatten. Dieses Mal habe ich von mir erzählt. – Marlon Williams
„Fühlt sich gewaltig an“
So intim von sich zu erzählen war für Marlon Williams ein Wagnis. Dabei geben ihm die Reaktionen auf das Album Recht. Während seine Freunde und Familie zuerst besorgt waren, waren Fans und Kritiker begeistert.
Menschen, die mich kennen, haben sich anfangs Sorgen gemacht. Denen konnte ich klar machen, dass es mir heute gut geht. Andere erzählten mir, dass ihnen die Lieder geholfen haben, durch ihre eigenen Geschichten zu kommen. Das fühlt sich gewaltig an, wenn man es schafft, aus einer eigenen Geschichte etwas zu machen, was universeller ist.
In der detektor.fm-Session spielt Marlon Williams zwei Songs, spricht über die besondere Geschichte hinter „Nobody Gets What They Want Anymore“ und warum er seine Zeit als Chorknabe vermisst.