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“Instrumente haben Persönlichkeit” – Freelance Whales im Interview

In der Musik sind der Phantasie bekanntlich keine Grenzen gesetzt. Es gibt unzählige Arten und Genres und mindestens genauso so viele Wege, sie zu produzieren. Dabei geht der Trend seit einigen Jahren dahin, immer öfter den Laptop rauszuholen. Eine Band, für die das nicht in Frage kommt, sind Freelance Whales aus New York. Sie machen Popmusik und benutzen dabei eine Vielzahl an Instrumenten. Wir haben den Sänger der Band, Judah Dedone zum Interview getroffen und mit ihm über seine Liebe zu Instrumenten gesprochen.

Die Band Freelance Whales überlässt ihre Musik nicht irgendwelchen Computerprogrammen, die den perfekten Sound zusammenstellen. Sie setzen auf echte Instrumente und spielen sie natürlich auch selbst- vom verträumten Glockenspiel bis zum Harmonium. Jedes der Bandmitglieder spielt zwischen drei und fünf Instrumente, so kommt bei der Band einiges zusammen. Da gibt es z.B. Doris, die einzige Frau der Band. Sie spielt Bass, Glockenspiel, Harmonium und Synthesizer. Frontmann Judah Dedone erweitert diesen Kreis um das Banjo, das für den Folk-Einschlag in ihrer Musik verantwortlich ist. So entsteht ihr vielschichtiger Sound.

Die Identität der Band und der Sound sind fast willkürlich. Das liegt an den Instrumenten, die wir um uns herum haben, wie das Harmonium, Glockenspiel oder Banjo. Das alles sind Dinge, die auf verschiedenen Wegen zu uns gekommen sind. Das Banjo habe ich z.B. von meinem Stiefvater bekommen.Es ist unser Job, dass wir das alles ausprobieren und versuchen, es auf sinnvolle Weise zusammenzufügen. Verschiedene Dinge, Menschen und Geräusche kommen in dein Leben und sie gehen wieder aus deinem Leben. Und daraus muss man das Beste rauskitzeln.

Judah singt nicht nur bei Freelance Whales und spielt Banjo, sondern auch Gitarre, Synthesizer und Bass. Man sollte also annehmen dürfen, dass er mindestens eins der Instrumente klassisch gelernt hat. Doch nur für das Schlagzeug, was er heute kaum mehr spielt, bekam er Unterricht. Judah trennte sich im Laufe der Zeit aber mehr und mehr von der Musiktheorie.

Ich habe festgestellt, je mehr Theorie ich gelernt habe, um so eingeengter hab ich mich gefühlt. Es gibt so viele Möglichkeiten in der Musik. Sie war für mich immer etwas Magisches und das wollte ich durch die ganze Theorie nicht verlieren. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, ein Instrument zu gut zu lernen, wende ich mich meistens schon wieder dem nächsten zu.

Das Motto der Freelance Whales lautet also: weniger Theorie und mehr Magie. Instrumente werden dabei nicht nur als Werkzeug gesehen, sondern bekommen eine Seele und eine Stimme. Das zeigt sich auch im Entstehungsprozess der Songs.

Für mich geht es beim Musikmachen ums Experimentieren, Entdecken und den Versuch, jedes noch so kleine Gefühl aus den Instrumenten rauszuholen. Es ist so, als ob sie eine eigene Persönlichkeit haben. Fast wie ein Mensch. Und du lernst mit dieser Person umzugehen und eine gute Unterhaltung mit ihr zu haben. Es geht darum, etwas zu machen, wobei sich deine Hände gut fühlen und was dir die volle emotionale Bandbreite der Instrumente zeigt.

Dass sich die Hände der Freelance Whales mit ihren Instrumenten in einer Art Liebesbeziehung befinden, ist nicht zu überhören. Ein ganz besonderes Verhältnis hat Judah zu seinem Harmonium, das neben Glockenspiel und Banjo charakteristisch ist für den Sound der Freelance Whales:

Das Harmonium kam den langen Weg aus Indien mit einem Schiff. Ich habe mal eins auf dem Flohmarkt gesehen. An dem Tag hatte ich aber nicht genug Geld dabei, um es zu kaufen. Also ging ich die Woche darauf wieder auf den Flohmarkt, aber da war es schon weg. Es ist ein tolles Instrument mit einem vollen Klang. Es klingt fast elektronisch, wenn du es auf eine bestimmte Weise spielst. Und mir gefällt diese Idee sehr, dass man organische Instrumente nimmt und sie so klingen lässt, als wären sie elektronische. Das machen wir auch in unserer Musik-das Synthetische mit dem Organischen vermischen.

Dass diese Mischung ankommt, wird den Freelance Whales von ihren Fans bestätigt. Gerade sind sie in Amerika auf Tour und geben ein Konzert nach dem anderen. Ihnen ist es sehr wichtig, jeden zu erreichen, der ihre Musik hört. Dafür packen sie schon mal spontan ihre Instrumente in New York aus – sei es in der Fußgängerzone oder in der U-Bahnstation. Selbst, wenn man damit auch nur eine einzige Person erreicht.

Wir haben das ganze letzte Jahr an dieser Platte gearbeitet. Außerdem wollten wir sichergehen, dass jeder, der unsere Musik mögen könnte, die Chance bekommt, sie auch zu finden. Deswegen reisen wir herum und spielen so oft es geht. Wir wollen die Leute kennenlernen, die unsere Musik hören und uns mit ihnen unterhalten. Denn deswegen machen wir das. Kommunikation ist alles.

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