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Jenny Hval
Foto: Jenny Berger

Keine Angst vor Hits

Geheimnisvolle Räume

Yard Act verbinden Kapitalismuskritik mit funkigen Post-Punk-Grooves, Melody’s Echo Chamber träumt von Magic Love und AUA liefern den Soundtrack zu einem dystopischen Sci-Fi-Film. Außerdem: Re-Issue der All-Girl-Punk-Band Carambolage. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Yard Act – The Overload

Yard Act kommen wie fast alle interessanten Post-Punk-Newcomer zur Zeit aus Großbritannien. Mit ihrer 2021 erschienen EP „Dark Days“ ergatterte das Quartett aus Leeds einen Platz auf der Sound of 2022 Shortlist der BBC. Die Erwartungen an das Debut-Album waren also dementsprechend hoch, haben sich allerdings erfüllt. „The Overload“ ist eine originelle und mitreißende Post-Punk-Platte geworden, die sich positiv von vergleichbaren Acts abhebt. Die genretypische Schwere und Düsternis tauschen Yard Act nämlich kurzerhand gegen funkige Disco-Grooves und tanzbare Mitsing-Refrains. Dazu liefert Sänger James Smith mit bissigem Humor gespickte Beobachtungen über die Absurditäten des Lebens im Spätkapitalismus.

Jana Horn – Optimism

Die texanische Singer-Songwriterin Jana Horn hat ihr Debut-Ablum „Optimism“ bereits 2020 auf eigene Faust veröffentlicht und war schon froh, dass ihre Familie und ungefähr 40 Hörer*innen auf Spotify das Album mochten. Dann ist aber irgendwann das Label No Quarter aus Philadelphia auf die Musikerin aufmerksam geworden und hat „Optimism“ nun nochmal professionell herausgebracht. Bemerkenswert macht dieses Folk-Pop-Debut vor allem Jana Horns warme und einfühlsame Stimme und die einfallsreiche Instrumentierung. Zum reduzierten Gitarrenspiel gesellen sich von Song zu Song verschiedene Elemente – elektrischen Gitarren, melancholische Trompeten und sogar noisige Synthesizer.

AUA – The Damaged Organ

AUA ist ein recht neues experimentelles Elektropop-Duo aus Leipzig. 2020 haben sie ihr Debut Album „I Don’t Want It Darker“ veröffentlicht und legen nun mit „The Damaged Organ“ nach. Im Vorfeld zu den Aufnahmen sind Fabian Bremer und Henrik Eichmann, die beiden Köpfe hinter dem Projekt, auf die Jagd nach seltsamen und ungewöhnlichen elektronischen Instrumenten gegangen. Die Suche hat sich ausgezahlt: „The Damaged Organ“ lebt vor allem von seinen interessanten Synthie-Soundflächen und klingt stellenweise wie der Soundtrack zu einem dystopischen Sci-fi-Film.

Neu auf der Playlist

Melody’s Echo Chamber – Looking Backward

Zu verstehen ist der Song „Looking Backward“ von Melody’s Echo Chamber wörtlich: Die französische Musikerin, die bürgerlich Melody Prochet heißt, hat ein großes Faible für den Kammerpop der 60er-Jahre. In ihrer psychedelischen Popmusik vereint sie retrohafte Cembalo-Klänge mit zeitgenössischen Beats. Mit „Looking Back“ verspricht Melody’s Echo Chamber direkt an den Sound ihrer zwei bisher veröffentlichten Alben anzuknüpfen. Den neuen Longplayer “Emotional Eternal” (VÖ 29.04.22) gibt‘s Ende April.

Jenny Hval – Year of Love

Jenny Hval hat sich für ihr neues Album „Classic Objects“ (VÖ 11.03.22) eine besondere Klangatmosphäre gewünscht: Die Platte solle klingen “wie auf einer Stereoanlage in einem geheimnisvollen Raum” abgespielt. Hört man die aktuelle Singleauskopplung „The Year of Love“ merkt man worauf Hval hinaus will: Vielschichtige Rythmen bauen sich im Song langsam auf, bis der Sound sphärisch, hallend und sakral wirkt.  Wie in allen ihren Songs beschäftigt sich die Norwegerin auch in „The Year of Love“ mit feministischen Diskursen und Zwickmühlen. Kann man als feministische Künstlerin verheiratet sein? Verraten private Handlungen die eigene künstlerische Arbeit?

Robert Glasper – Black Superhero (feat. BJ The Chicago Kid, Killer Mike, Big K.R.I.T.)

Der mehrfach ausgezeichneten Jazzpianist Robert Glasper aus Houston flirtet gern und heftig mit dem Genre HipHop. Für seinen neuen Song hat er wieder eine ausgezeichnete Auswahl an Genre-Vertretern zusammen gestellt: Gemeinsam mit dem Rapper BJ The Chicago Kid, Killer Mike, den man als Hälfte von Run The Jewels kennt und Big K.R.I.T. liefert er mit „Black Superhero“ eine Ode an den Zusammenhalt schwarzer Communities. Damit liefert Glasper einen Vorboten für „Black-Radio III“ (VÖ 25.02.22), den 3. Teil seiner Albumreihe, die den zentralen Einfluss schwarzer Kultur auf die Popmusik festhalten und feiern will.

Popschnipsel

Carambolage war eine der ersten deutschen, ausschließlich von Frauen besetzten New-Wave Bands, die sich im Umfeld der Ton Steine Scherben gründete. Zwei Alben veröffentlichten Britta Neander, Elfie-Esther Steitz und Angie Olbrich Anfang der 80er Jahre, bevor sich das Dreigespann auflöste. 34 Jahre später hat das Label Tapete Records nicht nur die zwei ersten Platten wieder physisch veröffentlicht, sondern auch den bisher ungehörten Longplayer „Bon Voyage“. Die Re-Releases beweisen, dass diese Band völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

 

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