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Toro Y Moi
Foto: Promo

Keine Angst vor Hits

Wenn der Postmann klingelt

Toro Y Moi kündigt sein neues Album „Mahal“ an, Tocotronic peppen die Tiefkühlpizza auf und Tara Nome Doyle widmet sich „Værmin”. Außerdem: Pro und Kontra des Bandcamp-Friday. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Tocotronic – Nie wieder Krieg

Das 13. Tocotronic-Album “Nie wieder Krieg” sollte eigentlich schon vor einem Jahr erscheinen, aber gewisse Umstände haben das verhindert. In den Songs geht es um Gefühle von Menschen, die im Konflikt mit sich selbst stehen, die sich sozusagen im Krieg mit sich selbst befinden; die Träume hatten, welche aber nach und nach zerronnen sind. Das ganze packen Tocotronic nur noch manchmal in das dilletantisch anmutende Gitarrengeschrammel, für das sie bekannt geworden sind. Dafür gibt es jetzt würdevolle Pianoballaden mit ernstem Gesang und Glockenklängen oder mit “Ich tauche auf” ein filigranes Duett mit der Künstlerin Anja Plaschg alias Soap&Skin. Ihren Hang zu sloganhaften Texten leben sie aber immer noch aus, “Jugend ohne Gott gegen Faschismus” macht sich einfach gut auf einem Demo-Transpi.

Tara Nome Doyle – Værmin

Die Musikerin Tara Nome Doyle lebt in Berlin, ihr Vater kommt aus Irland, ihre Mutter ist Norwegerin. Das Klavier, auf dem sie die Songs für ihr zweites Album “Værmin” geschrieben hat, steht im Wohnzimmer der Eltern. steht auch das Klavier, mit dem Doyle die Songs für ihr zweites Album “Vaermin” geschrieben hat. Bislang hat Doyle schon mit einer EP und dem Debütalbum “Alchemy” auf sich aufmerksam gemacht und dafür viel Lob der Kritik bekommen. Auf geht es um eine toxische Beziehung, die mit jedem Song immer zerstörerischer wird. Sie stellt beide Seiten dieser Beziehung dar, mit engelsgleicher, süßer Kopfstimme, oder einer rauen Bruststimme. Als Begleitung kommt oft nur ein Klavier zum Einsatz. Ihre eleganten Popsongs klingen mal kraftvoll, mal zerbrechlich und erzeugen eine düstere Stimmung.

Imarhan – Aboogie

Tamanrasset ist eine Oasenstadt im Süden Algeriens und von dort kommt die Band Imarhan. 2019 haben sie dort ein Studio gebaut, das erste professionelle Aufnahmestudio überhaupt und dort haben sie natürlich auch die Songs für ihr neues Album “Aboogie” aufgenommen. Sie haben den für Tuareg-Musik typischen trance-artigen Charakter, aber Imarhan lassen auch andere Einflüsse zu und der zeigt sich auf “Aboogie” erstmals in Gestalt von Gastmusikern, wie der sudanesischen Sängerin Sulafa Elyas, dem Dichter Mohamed Ag Itlale und dem Super Furry Animals-Sänger Gruff Rhys. Auch wenn man weder Tamaschek noch Arabisch (oder Walisisch) beherrscht, versteht man, worum es geht: Sehnsucht nach Freiheit, Gleichheit, aber auch Liebe und die harsche, aber auch wunderschöne Wüstennatur.

Neu auf der Playlist

Toro Y Moi – Postman

Vorfreude ist die schönste Freude, es sei denn, es geht um ein Paket, was auf sich warten lässt. Dann schlägt die Vorfreude ganz schnell um in zähe Ungeduld. Der Musiker Chaz Bear, bekannt unter seinem Künstlernamen Toro Y Moi, hat diesem Zustand nun einen Song gewidmet. „Postman“ heißt der 2 Minuten und 40 Sekunden kurze Track, der in gewohnt funkiger Toro Y Moi Manier diese Ungeduld zumindest ein ganzes Stück tanzbarer macht. Mehr als einen Schellenkranz, eine knackige Bassline, ein paar Drums und Vocals, die an den großen Bootsy Collins erinnern, braucht er dafür nicht. Der Song kündigt den Nachfolger zu Bears 2019 erschienenen Album „Outer Peace“ an. „Mahal“ heißt die neue Platte und sie erscheint am 29. April.

Uffie – Dominoes

Die US-amerikanische Künstlerin Uffie ist seit ihrer Debütsingle „Pop The Glock“ aus 2006 wohl nicht mehr aus den Clubs der Welt wegzudenken. Seither experimentiert sie immer wieder mit neuen Genres und Sounds, und so ist es auch kein Wunder, dass auf ihrem kommenden Album „Sunshine Factory“ vom launigen Indie-Pop-Song bis zum Club Banger alles vertreten sein soll. Diese Woche erschien ein weiterer tanzbarer Vorgeschmack. „dominoes“ erinnert mit Vampire Weekend-Gitarren und Ting Tings-Attitüde an den Indie der Nullerjahre. Das Album erscheint am 20.05. auf dem von Toro Y Mois Chez Bear gegründeten Label Company Records.

The Smile – The Smoke

Als Johnny Greenwood, Thom Yorke und Sons of Kemet Schlagzeuger Tom Skinner letztes Jahr auf dem digitalen Glastonbury Festival ein überraschendes Debütkonzert gespielt haben, wusste niemand so wirklich, was da kommt – außer, dass es sicherlich gut werden wird bei dieser Besetzung. Und natürlich war das auch der Fall. The Smile nennen drei Musiker ihr Projekt. Vor ein paar Wochen erschien mit „You Will Never Work In Television Again“ eine erste Single, die mit rockigen Gitarren, Erinnerungen an Radioheads „Pablo Honey“ und „OK Computer“ wachrief. „The Smoke“ geht in eine andere Richtung. Eine stoische Bassline und ein Dub-Beat bilden das Gerüst des Songs, was nur hier und da von fliegenden Melodieparts aufgebrochen wird. Ein Album ist wohl fertig aufgenommen, genauere Informationen gibt es dazu aber noch nicht.

Popschnipsel

Bandcamp ist eine Plattform, über die Musiker*innen oder Labels ihre Musik digital oder physisch verkaufen können. Mit Beginn der Corona-Pandemie hat Bandcamp im März 2020 den „Bandcamp Friday“ eingeführt, an dem das Unternehmen auf seine Gebühren aus sämtlichen Musikverkäufen verzichtet. Mehr als 70 Millionen US-Dollar sind dadurch zusammengekommen.  Das klingt toll und vor allem nach einer guten Alternative zu den Streamingdiensten. Warum Bandcamp trotzdem nur die bessere und nicht der Königinnenweg zur fairen Bezahlung von Musiker*innen ist und wie Aktionstage, wie der Bandcamp Friday den Musikmarkt beeinflussen, darüber hat Jessica Hughes aus der detektor.fm-Musikredaktion mit dem Musikjournalisten Kristoffer Cornils gesprochen, der die Aktion schon 2020 für das Magazin DJ LAB kritisch beäugt hat.

Interview mit Kristoffer Cornils 06:45

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