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Calexico
Foto: Holly Andres

Keine Angst vor Hits

Cumbia in der Wüste

Calexico kündigen ihr zehntes Album „El Mirador“ an, Mitski mag dichte Lorbeerbüsche und Lucy Dacus schwelgt wie so oft in Erinnerungen. Außerdem: das Hetzjaeger-Experiment von „Laut gegen Nazis“. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Mitski – Laurel Hell

Mitski ist mit ihrem 2018er Album “Be the cowboy” endgültig in den Indie-Mainstream eingezogen, das Album wurde bei verschiedenen Publikationen zum besten das Jahres gewählt. Nach einer selbstverordneten Pause ist Mitski wieder mit ihrem vertrauten Produzenten Patrick Hyland aufgenommen ins Studio gegangen. Das neue Werk “Laurel Hell” wartet mit einer gehörigen Portion 80er-Synthies auf und tollem Songwriting mit widersprüchlichen Charakteren in verfahrerenen Situationen. Dazu passt auch der Titel, denn “Laurel Hell” ist ein Begriff aus den Appalachen in den USA. Dort wachsen Laurels, also Lorbeerbüsche, so dicht, dass man nicht mehr herausfindet, wenn man sich darin verläuft.

Los Bitchos – Let the festivities begin!

“Let the festivities begin!” heißt das Debütalbum der Band Los Bitchos. Dabei handelt es sich um vier Musikerinnen, die sich in London getroffen haben, aber aus allen Ecken der Welt kommen: Schweden, Australien, Uruguay und auch England. Der Albumtitel ist Programm, denn die Instrumentalstücke sind perfekte Partystarter: zahnradartige ineinandergreifenden Gitarrenmelodien und vielschichtige, pulsierende Grooves zwischen Trash, Surf-Pop, Exploitation und Psychedelia. Sie klingen wie Minisoundtracks zu 70er Jahre-Spaghetti-Western oder Horrorfilmen im Stil von Dario Argento.

Black Country, New Road – Ants from up there

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Debüt, kommt mit “Ants from up there” das zweite Album der Band Black Country, New Road heraus. Auf dem Debüt “For the first time” haben sie eine recht sperrige Mischung aus Post-Punk, Free-Jazz und Mathrock gespielt, die aber sehr gut ankam. Album Nummer zwei haben Black Country, New Road in der gleichen Siebener-Besetzung aufgenommen mit u.a. Gitarre, Geige, Saxophon und Keyboard. “Ants from up there” ist einigermaßen nahe beim Vorgänger: es wird wieder wild durch die Musikstile gewechselt und sie vermischt. Vor allem die längeren Stücke der zweiten Hälfte klingen manchmal so, als würden gleichzeitig verschiedene Songs gegeneinander anspielen. Frontmann Isaac Wood singt mehr als er spricht, seine Vocals wirken oft wackelig und brüchig. Wood hat diese Woche seinen Ausstieg aus der Band bekannt gegeben, die verbliebenen sechs Mitglieder wollen aber weitermachen.

Neu auf der Playlist

Lucy Dacus – Kissing Lessons

Die US-amerikanische Indie-Musikerin Lucy Dacus hat sich mittlerweile als prägende Figur des zeitgenössischen Indiepops etabliert. Drei recht erfolgreiche Studioalben hat sie bisher herausgebracht und mit der Veröffentlichung des Songs „Kissing Lessons“ nun die Spekulationen über ein in Bälde folgendes viertes Album angeheizt. Hören konnte man den Song schon vor Veröffentlichung über eine auf Plakaten verbreitete Telefonnummer. Zu verwaschenen Indie-Gitarrensounds beschreibt Lucy Dacus in „Kissing Lessons“, wie sie mit einer Freundin nach der Schule küssen geübt und so erste romantischen Erfahrungen gesammelt hat. Der nostalgische Song ist zwar nur 1:56 kurz, in dieser kurzen Zeit durchlebt man als Hörer*in allerdings die aufregendsten Jahre der eigenen Kindheit im Schnelldurchlauf.

Calexico – El Mirador

Das wüstenreiche Arizona, das sowohl an Kalifornien als auch an Mexiko angrenzt, ist die Heimat der Indierock-Band Calexico. Die geografischen Besonderheiten dieser Grenzregion haben Calexico nicht nur zu ihrem Bandnamen inspiriert, sondern ganz entschieden auch ihre Soundästhetik geprägt. Traditionelle lateinamerikanische Stile kombiniert die Band mit Country, Indie und Psychedelic Rock-Elementen. Diesen besonderen Sound haben Calexico auch im neuen Song „El Mirador“ wieder konsequent umgesetzt. Ein schleppender Cumbia-Rhythmus, scheppernde Trompeten-Fanfaren und psychedelische Gitarreneinlagen wecken romantische Assoziationen von heißem Wüstensand, mannshohen Kakteen, heulenden Kojoten und jeder Menge Tequila und könnten gut auch als Soundtrack für den ein oder anderen psychedelischen Western herhalten.

Röyksopp – Impossible (feat. Alison Goldfrapp)

Nach ihrem 2014 erschienenen Album „The Inevitable End“, hat das norwegische Elektropop-Duo Röyksopp eigentlich angekündigt, keine Musik mehr in Albumformat veröffentlichen zu wollen. Daran haben sie sich die letzten acht Jahre auch gehalten, am 29. April soll aber nun doch wieder so etwas wie ein Album erscheinen. „Profound Mysteries“ wird die Sammlung von neuen Songs heißen, die laut der Band aber kein Musikalbum im herkömmlichen Sinn sein wird, sondern ein interaktives konzeptuelles Projekt. Was das genau bedeutet, erfährt man dann wohl erst im April, schon jetzt gibt es mit dem Song „Impossible“ aber einen musikalischen Vorgeschmack. Dazu hat sich die Band die Kollegin Alison Goldfrapp mit ins Boot geholt und aus wenigen einfachen Zutaten einen ebenso kühlen wie eindringlichen Elektropop-Track produziert.

Popschnipsel

Spotify steht schon lange in der Kritik, weil die Plattform Musiker*innen zu wenig zahlt. Derzeit ist der Streamingdienst aber auch aus anderen Gründen in den Schlagzeilen. Der Musiker Neil Young hat medienwirksam seine Musik von der Plattform genommen, um darauf hinzuweisen, dass Spotify Podcastern, wie Joe Rogan eine Plattform bietet. Der US-Amerikaner hat in seinem reichweitenstarken Podcast Fehlinformationen über das Coronavirus und die Impfung verbreitet. 

„Musik beeinflusst. Musik ist emotional (…) Das ist bei Musik fataler, als bei Hasskommentaren. Musik schleicht sich in dein Hirn.“

Jörn Menge, Gründer „Laut gegen Nazis“

Auch der Hamburger Verein „Laut gegen Nazis“ hat gerade mit einem Experiment bewiesen, dass sich auf Streaming-Plattformen, wie Spotify, Deezer, Youtube oder Soundcloud schnell rechtes Gedankengut verbreiten lässt. Mit der Fake-Band Hetzjaeger wurde der Song „Kameraden“ produziert, der in den ersten 30 Sekunden stark an Rechtsrock erinnert. Der Song-Teaser mit zugehörigem Video wurde über 100 000 Mal auf diversen Plattformen geklickt und verbreitete sich schnell in rechten Telegram-Gruppen. Im Popschnipsel erklärt Jörn Menge, Gründer und Pressesprecher des Vereins, wie gefährlich insbesondere die Verbreitung rechter Musik ist, die mit den Emotionen der Hörer*innen spielt. Mit ihrer politischen Aktion beweist der Verein „Laut gegen Nazis“ wie schlecht Regulierungen auf Spotify und Co greifen und fordert neue Regelungen für Plattformen und Streamingdienste.


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