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Kurt Vile
Foto: Adam Wallacavage

Keine Angst vor Hits

Chillen in der Rollschuhdisko

Kurt Vile kündigt sein neues Album „(watch my moves)“ an, Metronomy besingen die großen Dinge in der kleinen Welt und Jenn Wasner alias Flock of Dimes will „Pure Love“. Außerdem: der zweite Teil des „Songs of Gastarbeiter“-Projekts. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Metronomy – Small World

Seit etwas mehr als 20 Jahren macht die Band Metronomy Musik zwischen Elektro- und Indiepop. Spätestens mit dem 2011er Album “The English Riviera” sind sie auch einem größeren Publikum bekannt geworden. Damit waren sie für den Mercury Price nominiert und darauf waren Hits wie z.B. “The Look”. “Small World” heißt das neue Werk und darauf spielen Gitarren eine größere Rolle, als man das bisher von Metronomy kannte. Das Tempo ist gemächlich, man hört Soft Rock, Psychedelic, Folk Rock-Einflüsse. Thematisch ist es einerseits von der Pandemie beeinflusst, aber es geht vor allem um zeitlose Themen wie das Leben, Liebe und Vergändlichkeit.

Pauls Jets – Jazzfest

“Jazzfest” heißt das dritte Album der Wiener Band Pauls Jets, allerdings sind die Songs darauf eindeutig kein Jazz. Das Quartett umd Sänger, Gitarrist und Songwriter Paul Buschnegg probiert sich einmal quer durch ungefähr alle Stilrichtungen, außer Jazz: Postpunk, Folksong, Krautrock, Shoegaze, Trap, Schlager. Ein Zehnminutensong ist auch dabei, der verstrahlt vor sich hin tuckert und dissonant lärmt. Buschnegg sprechsingt dazu halbernst mal auf Denglisch, mal auf Wienerisch vom Blaumachen, Drogen, halb verliebt sein und wo man am Weekend mit seinem Lover hinfahren kann.

Various Artists – Ocean Child: The Songs of Yoko Ono

Pünktlich zum 89. Geburtstag der Multimediakünstlerin Yoko Ono erscheint mit “Ocean Child: The Songs of Yoko Ono” eine Compilation, auf der sich eine ganze Reihe Künstler*innen an Neuinterpretationen 14 ihrer Stücke vesucht. Kuratiert hat das Ganze Death Cab for Cutie-Frontmann Ben Gibbard, der mit seiner Band eine gelungene Indierock-Variante von “Waiting for the sunrise” beiträgt. Sharon van Etten übernimmt die sparsame Instrumentierung von “Toyboat” und Japanese Breakfast liefert mit “Nobody sees me like you do” ein herziges Liebeslied. Bei “No no no” in der Version von Deerhoof scheint das Motto gewesen zu sein: “Wir machen diesen eher schrägen Song noch schrulliger”.

Neu auf der Playlist

Der Mann – Rock’n’Roll & Sozialstaat

Der Mann, das ist der selbstironische Name eines Konglomerats aus Musikern, die man auch aus anderen Projekten kennt: Maurice Summen, Ramin Bijan, Michael Mühlhaus von die Türen und Johannes von Weizsäcker, eigentlich bei The Chap und Teil der Band Erfolg. Auf dem Debütalbum “Wir sind der Mann” 2014 fand man so schöne Titel, wie “Ich bin ein Mann?” oder “Wo fängt Mann an?“. Jetzt hat das Quartett mit “Rock’n’Roll & Sozialstaat” die erste Single-Auskopplung des am 6. Mai erscheinenden Albums “Top” veröffentlicht. “Sing ein Lied gegen den Staat, dafür kriegst du Geld vom Staat” heißt es da im Refrain. Klingt paradox, greift aber natürlich schlicht die Tatsache auf, dass kaum ein*e Musiker*in von der Kunst Leben kann. Bei Der Mann klingen solche Zeilen erstaunlicherweise nicht zynisch. Eher zum mitwippen.

Flock of Dimes – Pure Love

Bei ihrem Solo-Projekt Flock of Dimes, kann Jenn Wasner, sonst Teil des Folk-Rock Duos Wye Oak, ihre Liebe zu Synthesizern ausleben. Das hat sie auch 2021 schon auf ihrem Solo-Debüt “Head of Roses” in Albumlänge getan. Damals hörte man ihren Folk-Einfluss noch deutlich heraus. Für ihre neue Single hat Wasner gemeinsam mit Nick Sanborn von Sylvan Esso jetzt aber knallige Beats gebaut und ihren Gesang mit Effekten ein paar Grad kühler gedreht. Entstanden ist ein funkelnder Elektro-Art-Pop-Song, der Wasner ziemlich gut zu Gesicht steht und auf dem Label Psychic Hotline von Sylvan Esso erschienen ist.

Kurt Vile – Like Exploding Stones

Kurt Vile ist definitiv ein Kandidat für die Rubrik: Musiker*innen, mit denen man gerne abhängen würde. Der sympathische Langhaar-Träger hat fast immer ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. Genauso klingt auch seine Musik: Tiefenentspannt. “Pain ricocheting in my brain like exploding stones” singt Vile im neuen Song, lässt sich dabei aber keine einzige Unannehmlichkeit anmerken. Über sieben Minuten mäandert der neue Slack-Rock-Song von Vile. Den Feinschliff liefert der Tenorsaxofonist James Stewart von The Sun Ra Arkestra, der auf dem Song zu Gast ist. Nur einer von vielen, die auf dem neuen Album vertreten sein werden: Mitte April erscheint “(watch my moves)” und verspricht Gastauftritte von Cate Le Bon oder Stella Mozgawa von Warpaint.

Popschnipsel

Im Januar ist die Compilation “Songs of Gastarbeiter II” beim Label Trikont erschienen. Es ist schon der zweite Teil der Reihe, die der Autor Imran Ayata gemeinsam mit dem Künstler Bülent Kullukcu ins Leben gerufen und zusammengestellt hat. 

Die Musik wurde in den Communities gehört und sogar produziert. Das besondere hier ist: All das ist passiert, ohne dass die Mehrheitsgesellschaft etwas davon mitbekam, was sehr viel über dieses Land erzählt.

Imran Ayata

Die Idee zur ersten Compilation “Songs of Gastarbeiter” entstand 2011, als Ayata von einem Theater eingeladen wurde, einen Abend zum 50. Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik und der Türkei zu gestalten. Mittlerweile ist aus der einmaligen Veranstaltung des Berliner Autors, der den in München ansässigen Künstler Kullukcu sofort ins Boot holte, ein nachhaltiges Archivierungsprojekt geworden. 2013 erschien die erste Compilation “Songs of Gastarbeiter”, am 14. Januar 2022 der zweite Teil. Beide Compilations haben es sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Einwanderung und Migration der ersten Gastarbeitergeneration in Deutschland zu erzählen – und zwar über die Musik. Im Interview erläutert Imran Ayata die großen Motivation der Kuratoren: Den Künstlerinnen und Künstlern von damals endlich größere Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Interview mit „Songs of Gastarbeiter“ Kurator Imran Ayata 24:25

Die haben die Künstler*innen nämlich mehr als verdient: Nicht nur musikalisch entstanden neue Genres wie anatolischer Disko-Folk und interessante Cross-Over etwa aus deutsch-türkischen Lyrics, wie die des Musikers Ozan Ata Canani. Die Musiker*innen gaben sich auch als spitze Beobachter der deutschen Gesellschaft, sangen über Rassismus-Erfahrungen und den Alltag in der Fabrik mit ironischem Witz und kämpferischer Haltung. Auch klassische Themen des Pop, wie Liebe, Sehnsucht, Feiern und Freude stecken in den Songs der Compilations. 

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