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Maske auf bei Maeckes.
Foto: Monica Menez

Keine Angst vor Hits

Bossa Nova-Rap im Wartezimmer

Maeckes bewegt sich im Spannungsfeld von Komplexität und Einfachheit, Roosevelt macht ein Album für den Club und Fotos naschen vom synaptischen Sirup. Außerdem schauen wir zurück auf die Karriere von Daft Punk. Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Fotos – Auf zur Illumination!

Als Indierock Mitte der 2000er schwer angesagt ist, erscheint die Hamburger Band Fotos auf der Bildfläche. Anfangs adaptieren sie New Wave ins Deutsche, später toben sie sich in artverwandten Genres aus. Nach drei Alben war dann eine Weile Ruhe und 2017 haben sie sich mit dem sehr opulent eklektischen “Kids” zurückgemeldet. Für “Auf zur Illumination” hat Songwriter Tom Hessler sich von seinen Träumen inspirieren lassen, entstanden sind sie größtenteils in seinem im Heimstudio in Berlin-Neukölln. Er hat die neuen Songs auch produziert und zusammen mit Mischtechniker Olaf Opal ihnen einen nebligen, psychedelischen Lo-Fi Klang verpasst, in dem es an an allen Ecken rauscht, wabert und knarzt. Ein gelungener Gegenentwurf zum aktuell eher aufdringlich glanzpolierten Deutschpop.

Roosevelt – Polydans

Tanzmusik ist das Metier von Marius Lauber alias Roosevelt, meistens in Form von leicht verträumten Songs zwischen Elektropop, Retrodisko und Technoclub. So geht es auch auf seinem neuen Album “Polydans” zu. Er streift Yachtrock, Balearic, House, und Pop und verbindet alles zu diesen typischen “Feel good”-Roosevelt-Sound. Entstanden sind die Stücke in seinem neuen Studio, in dem er auch alle Instrumente selbst eingespielt hat. Neben tanzbaren Beats taucht da auch mal ein großes 80er-Drumfill oder ein Gitarrensolo auf. Die stimmigen Details greifen alle nahtlos ineinander. Tanzmusik zum Wohlfühlen. Und wer Roosevelt mal über die Schulter schauen möchte, der abonniert am besten unseren Podcast Tracks & Traces, wo er demnächst seinen Song “Sign” auseinandernimmt.

Balthazar – Sand

Balthazar ist hauptsächlich das Projekt der beiden Songwriter und Frontmänner Maarten Devoldere und Jinte Deprez. “Sand” heißt das mittlerweile fünte Album der belgischen Indiepopper auf dessen Cover ein Foto einer Skulptur der niederländischen Künstlerin Margriet Van Breevort abgebildet ist. Sie heißt “Humunculus Loxodontus aka The One Who Waits” und ums Warten geht’s auch auf dem Album. Der Soundtrack zum Warten: minimalistisch arrangierter Pop mit R&B und Elektrosounds, Falsett-Gesang – alles sehr smooth. Saxophon-Soli und generell Bläsersätze verleihen den Stücken zusätzlich Substanz, wenngleich auch ein wenig die zwingenden Songideen fehlen.

Neu auf der Playlist

Faraway Friends – Spring

Die NGO Viva con Agua, die sich für den weltweiten Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt, verbindet man erstmal nicht mit Popmusik. Letztes Jahr hat die Organisation allerdings ihr eigenes Label Viva con Agua Music gegründet. Eines der ersten Acts, das dort Musik veröffentlicht hat, ist das Trio Faraway Friends. Das besteht aus der indischen Singer-Songwriterin Ditty, dem österreichischen Drummer und Produzenten David Raddish und dem deutschen Rapper Keno, der sonst mit Moop Mama auf der Bühne steht. Kennengelernt haben sich die drei auf einer Reise durch Indien. Anschließend haben sie das Album „Rain is Coming“ aufgenommen, das am 22. März erscheinen soll und auf dem auch die Single „Spring“ zu hören ist. Der Song ist nicht nur Transportmittel für die politische Message, sondern überzeugt als eingängiger und gut gemachter Elektropop-Track auch musikalisch. Interessant ist dabei vor allem der kreative Einsatz von Samples – etwa dem Rauschen eines Baches, oder verschiedenen Stimm- und Percussion-Elementen – die die Musiker*innen auf ihrer Indienreise gesammelt haben.

Noname – Rainforest

Die US-amerikanische Rapperin Noname ist über ihr Interesse an Lyrik zur Rap-Musik gekommen. In ihrer Heimatstadt Chicago hat sie sich zunächst als Poetry-Slammerin einen Namen gemacht, bevor sie 2016 mit „Telefone“ ihr hochgelobtes Debüt-Mixtape als Rapperin rausgebracht hat. Nachdem sie ihren Status als eine der interessantesten Rapperinnen des Landes mit ihrem Zweitlingswerk „Room 25“ gefestigt hatte, hat sie 2019 ihr drittes Album „Factory Baby“ angekündigt. Erschienen ist das bis heute nicht und auch ein offizieller Veröffentlichungstermin steht noch aus. Mit der Single „Rainforest“ hat Noname nun allerdings einen ersten musikalischen Vorgeschmack auf das Album geliefert. Mit einem unaufdringlichen Bossa-Nova Beat und Nonames unaufgeregter Art zu rappen, liefert der Song einen erfrischenden Gegenpart zum oft auf Effekt und Punchlines ausgerichteten Rap der Gegenwart. Vor allem Nonames Qualitäten als Lyrikerin stehen im Vordergrund. Biblische Metaphern mischen sich mit intimen Alltagserfahrungen und beißender Gesellschaftskritik zu einem ebenso komplexen wie mitreißenden Track.

Maeckes – 1234

Wir leben in komplexen Zeiten mit komplexen Problemen und Fragen. Da sehnen sich viele Menschen nach einfachen Antworten. Gleichzeitig haben es solche einfachen Wahrheiten nicht leicht und werden schnell mit dem Label Populismus abgetan. Dieses Spannungsfeld lotet der Rapper Maeckes, der sich vor allem als Teil des Rap-Quartetts Die Orsons einen Namen gemacht hat, in seiner neuen Single „1234“ aus. Der Song stellt sich der Frage, ob es bei manchen Themen nicht doch klare Wahrheiten gibt, die dann halt manchen nicht gefallen. Etwa, dass „Der Mund spricht, der Magen verdaut, der Darm scheißt“ oder, dass jeder der „sein Land mag und Angst hat und ’ne Reichsfahne an seiner Wand hat“ ein Rassist ist. Zu der Single gibt es außerdem ein sehenswertes Musikvideo. In dem spielt Maeckes seinen eigenen Fan, der dem Wahrheitsversprechen diverser Verschwörungstheorien verfällt – mit fatalen Folgen.

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