Play
Kevin Morby
Foto: Chantal Anderson

Keine Angst vor Hits

Politik auf dem Dancefloor

Kevin Morby schwelgt in Erinnerungen, Nilüfer Yanya macht nervösen Indie-Rock und Charlotte Adigéry & Bolis Pupul bringen Politik auf den Dancefloor. Außerdem: Musikinitiativen organisieren Hilfe für die Ukraine. Das und noch mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Nilüfer Yanya – Painless

2016 hat die Londoner Indie-Musikerin Nilüfer Yanya ihre Debut-EP „Small Crimes/Keep On Calling“ veröffentlicht und seitdem eine erstaunliche Produktivität an den Tag gelegt. Jedes Jahr ist seitdem eine EP, ein Album oder, wie letztes Jahr, eine Compilation erschienen. Auch 2022 macht Yanya da keine Ausnahme und beschert uns das Album „Painless“. Als Songwriterin ist sie deutlich gereift und liefert zwölf ausgefeilte Indie-Tracks deren Sound sich irgendwo zwischen Angstzuständen, Tatendrang und Überforderung manifestiert. Nervös aufgekratzte Drum-Rhythmen, frickelige Gitarren und Yanyas unaufgeregte, fast monoton klingende Stimme wecken dabei allerlei Großstadt-Assoziationen: Grauer Beton, Autolärm, überfüllte Straßenbahnen und hektische Menschenmassen, in denen man sich irgendwie aufgehoben und gleichzeitig verloren fühlt.

Charlotte Adigéry & Bolis Pupul – Topical Dancer

Tanzmusik mit politischer Message ist selten, schließlich wollen die meisten Menschen beim Feiern wohl vor allem vor den Problemen des Alltags flüchten. Dieser Eskapismus hat Charlotte Adigéry & Bolis Pupul schon länger gestört. Die beiden belgischen Elektropop-Musiker*innen wollen mehr politische Relevanz auf die Tanzfläche bringen und haben dafür das erste gemeinsame Album „Topical Dancer“ aufgenommen. Auf der Platte verhandeln sie Themen wie Rassismus, Postkolonialismus, sexuelle Selbstbestimmung, Selbstausbeutung und Selbstakzeptanz. Dass man zu diesen doch recht ernsten Themen ausgesprochen gut das Tanzbein schwingen kann, ist vor allem dem scharfen Humor der beiden sowie den schrägen und treibenden Elektropop-Arrangements zu verdanken. It’s thoughtful, but it bangs!

Fieh – In the Sun in the Rain

Fieh (gesprochen Fia) so heißt eine siebenköpfige Future-Soul-Formation aus Norwegen. 2019 haben sie mit ihrem Debütalbum „Cold Water Burning Skin“ erste Aufmerksamkeit erregt, heute erscheint der Nachfolger „In the Sun in the Rain“, der zusammen mit dem norwegischen Produzenten und Musiker Lars Horntveth aufgenommen wurde. Bei der Vielzahl an Musiker*innen ist nicht verwunderlich, dass „In the Sun in the Rain“ ein überaus vielseitiges Album geworden ist. Funkgrooves, Jazzharmonien und Soulmelodien, orchestrale Streichereinlagen und elektronische Soundkulissen verdichten sich zu einer äußerst energetischen Platte, die nun hoffentlich den Frühling einläutet.

Neu auf der Playlist

Das Paradies – Die stroboskopen Jahre

Es gibt Neuigkeiten aus dem Paradies. Florian Sievers aka Das Paradies ist zurück und kündigt mit der Single „Die stroboskopen Jahre“ sein zweites Album „Transit“ an, welches im Juni erscheinen soll. Aufgenommen in seinem Leipziger Studio ist der neue Song eine spannende Collage aus glitschigen Sound-Effekten, melancholischen Gitarren und sanften Bläserarrangements. Sievers setzt sich darin mit der Weltsituation auseinander, die in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem Gleichgewicht geraten zu sein scheint – „die stroboskopen Jahre“ eben. Das Paradies macht Lust auf noch mehr smarte, deutsche Popmusik.

Kevin Morby – This is a Photograph

Alte Fotos sind ein Fenster in die Vergangenheit. Das klingt kitschig, ist aber im Falle von Kevin Morby die Inspiration für sein neues Album und den ersten Song, den es davon zu hören gibt. Beim Durchstöbern einer Kiste mit Familienfotos fühlte er sich mit den Erinnerungen, Hoffnungen und Ängsten konfrontiert, die das Leben so mit sich bringt. In „This Is A Photograph“ gibt uns Morby einen Einblick in sein Fotoalbum und beschreibt Szenen daraus. Untermalt von dynamischem Folk-Rock, der immer impulsiver wird und bei dem am Ende ein Statement besonders heraussticht: „This is what I’ll miss about being alive“. Kevin Morby siebtes Album erscheint am 12. Mai.

RAHEL – Nur eine Phase

Mehr Newcomerin geht fast nicht. RAHEL hat gerade ihren dritten Song überhaupt veröffentlicht. Die Österreicherin, die eigentlich als Schauspielerin auf den Bühnen Wiens steht, zeigt nach „Tapp Tapp Tapp“ und „Hochsommer“ jetzt, dass sie es mit der Musik ernst meint. „Nur Eine Phase“ erinnert an die neue Neue Deutsche Welle und klingt retro, genauso wie es frisch klingt. Es geht um Freundschaft, die eigentlich Liebe ist und die sich nicht so wirklich in Worte fassen lässt. Darum, dass Eltern das „nur für eine Phase“ halten und darum, dass das eigentlich egal ist, solange man sich liebt. Der Song ist eine Hommage an die Liebe in all ihren Formen.

Popschnipsel

Nach dem ersten Schock über den Krieg in der Ukraine ist bei vielen Menschen nun der Drang zu helfen groß. Auch viele Akteur*innen aus der Musikszene haben sich vernetzt, um Hilfsangebote auf die Beine zu stellen. Die Initiative Tour D`Amour etwa hat mit verschiedenen anderen Organisationen und Initiativen, wie etwa Leave no one Behind, dem Netzwerk Grenzenlose Hilfe oder den Artists for Human Rights, das von über 170 Künstler*innen unterschiedlichster Genres unterstützt wird, und vielen anderen Spendensammlungen organisiert. Dazu nutzt das Netzwerk etwa die vorhandene musikalische Infrastruktur: Clubs als Sammelstelle für Sachspenden und Tourbusse, um Hilfsgüter zu transportieren. Wenn ihr auch spenden oder anderweitig helfen möchtet, schaut z.B. gerne mal auf folgenden Websites vorbei:

Unseren Musikpodcast „Keine Angst vor Hits“ könnt ihr hier hören und abonnieren. Und wer unserer gleichnamigen Spotify-Playlist folgt, bekommt noch mehr musikalischen Input.

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen