Neue Alben
The Linda Lindas – Growing Up
The Linda Lindas sind Sängerin/Gitarristin Lucia, ihre Schwester Mila am Schlagzeug, Cousine Eloise am Bass und die langjährige Freundin Bela singt und spielt Gitarre. Vater von Mila und Lucia ist der Grammy-ausgezeichnete Musiker und Produzent Carlos de la Garza. Der hat natürlich auch das Debütalbum „Growing Up“ von The Linda Lindas produziert. Das ist vollgepackt mit energiegeladenem, hookigen Punkrock/Powerpop, der mal bisschen schrammeliger und wütender ist, mal etwas glatter und freundlicher. Es geht darum, wie es ist, heutzutage aufzuwachsen mit allen Dingen, die als Teenager nochmal mehr Gewicht bekommen: Selbstzweifel, Kontrollverlust, Einsamkeit.
Kurt Vile – (watch my moves)
“Constant hitmaker” heißt das erste Soloalbum von Kurt Vile, das er 2008 herausgebracht hat. Damals war er noch Teil von The War On Drugs. Seit 2013 widmet er sich ganz seiner eigenen Musik, die man zwischen Roots- und spacigem Indie-Folkrock einsortieren kann. Dieser Formel bleibt er im Wesentlichen auch auf seinem neuen neunten Album “(watch my moves)” treu. Mit dabei sind unter anderem auch Sängerin Cate Le Bon, die Schlagzeugerinnen Stella Mozgawa (Warpaint) und Sarah Jones (Hot Chip) und der Saxofonist James Stewart (Sun Ra Arkestra). Am besten funktioniert sein entspannter, leicht psychedelisch angehauchter LoFi-Folkrock unterwegs mit Kopfhörern.
Jerry Paper – Free Time
Jerry Paper heißt das Alter Ego und musikalische Projekt von Lucas Nathan, einer nicht-binären Künstler*in. Nathan hat 2009 angefangen, Musik zu machen mit einen Vier-Alben-Zyklus namens Zonotope, in dem es um eine alternative spirituelle Community ging. Die Musik vom aktuellen Projekt Jerry Paper ist zwischen Elektronik, Synthiepop, Easy Listening und Lounge Music angesiedelt. Das neunte Album namens „Free Time“ ist wirklich ein guter Begleiter für die freie Zeit. Mit Flötensolo, Synthie-Riffs, pluckernder Bass zeigen sich die Stücke ziemlich verspielt und groovy, mal eher indiepoppig, mal Bossanova-lastig oder jazzig. Dazu singt Nathan vom Kaffee um sechs uhr morgens oder dem Ketchup-Fleck auf dem blauen Kleid und nimmt sich selbst dabei nicht allzu ernst, die Intention ist es, dass wir das auch nicht unbedingt tun.
Neu auf der Playlist
Billy Nomates – Blue Bones
Die Britin Tor Maries hatte ein kreatives Erweckungserlebnis bei einem Sleaford Mods-Konzert. In ihrer Haltung steht Billy Nomates, wie sie sich nun als Künstlerin nennt, ihren Landsmännern aus Nordengland auch in nichts nach. 2020 lieferte sie mit ihrer Debüt-Single “No” ein Manifest des Dagegenseins: „No“ zum Rasieren, „no“ zum skinny sein, „no“ zum sich vergleichen – vorgetragen im lakonisch, wütenden Sprechgesang über einer düsteren Post-Punk-Bassline. Mittlerweile hat Billy Nomates nicht nur ihr selbstbetiteltes Debütalbum samt Gastauftritt von Sleaford Mods-Sänger Jason Williamson veröffentlicht, sondern 2021 auch die EP „Emergency Telephone“. Ihre neue Single „Blue Bones“ gibt möglicherweise einen Vorgeschmack auf neues Material, das uns in diesem Jahr erwarten könnte. Billy Nomates führt im Song ein Zwiegespräch mit ihrer Depression. Was zuerst nach einem düsteren Thema klingt entpuppt sich als empowernde Hymne. Begleitet von treibenden Riffs singt sie: „Death don’t turn me on like it used to”. Im Musikvideo dazu nimmt die Depression die Gestalt eines nervigen Mitbewohners an, den Billy Nomates zu guter Letzt aber mit einem Tänzchen um den Finger wickelt.
Jamie xx – Let’s Do It Again
Zwar posteten The xx auf Instagram vor nicht allzu langer Zeit ein Bild zu dritt aus dem Proberaum, die besten Zeiten der Band scheinen aber schon seit einer Weile vorbei. Gar nicht so schlimm, denn mittlerweile haben alle Bandmitglieder Solo-Projekte, bei denen sie sich gegenseitig unterstützen. Die neuen Songs von Oliver Sim z.B. hat Jamie xx produziert. Der hat seinen zwei Bandkollegen allerdings schon einen 2015 erschienenen Longplayer voraus. „In Colour“ war sogar als bestes Dance-Album für einen Grammy-nominiert. Danach wurde es um Jamie xx eine Weile ruhig. Erst 2020 erschien wieder eine eigene Single „Idontknow“, die nun mit „Let’s do it again“ einen Nachfolger bekommt, der sich mit allen Wassern gewaschen hat: Der upbeat Dancetrack besticht durch ein euphorisches House-Sample und einem Wink in Richtung EDM. Vermutlich der perfekte Track um die Corona-gebeutelten Tanzbeine wieder auf Trab zu bringen.
Kikagaku Moyo – Cardboard Pile
Kikagaku Moyo – das ist Japanisch und heißt übersetzt geometrische Muster. Solche formen sich tatsächlich vor dem inneren Auge, wenn man die Musik der Band aus Tokyo hört. Die Songs wirken ein bisschen aus der Zeit gefallen und knüpfen direkt bei 70er-Jahre Psychedelic- und Krautrock Ära an. Seit 2013 haben Kikagaku Moyo vier Alben veröffentlicht und sind mit dem eigenen Label Guruguru Brain bemüht, den psychedelischen Sound aus Ostasiens in die ganze Welt zu tragen. Zu schade, dass die Band nun ihr vorerst letztes Album angekündigt hat: „Kumoyo Island“ erscheint Anfang Mai und wurde nicht in ihrer Wahlheimat Amsterdam, sondern während des Lockdowns zu Hause in Tokyo produziert. Mit der ersten Single „Cardboard Pile“ liefern Kikagaku Moyo ein gewaltiges Soundbrett: Zunächst überschlägt sich der treibende Krautrock, um nach einem Break in lieblichen psychedelischen Gitarren-Melodien zu versinken. Alles wie immer super Lo-Fi und fuzzy natürlich.
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