Neue Alben
Run The Jewels – RTJ4
Vor sieben Jahren haben Killer Mike und El-P ihr erstes Album als Run The Jewels veröffentlicht und ihre bis dato etwas schleppend verlaufenden Karrieren kamen so richtig in Schwung. Was anfangs eher als Partyprojekt mit Battleraptexten gedacht war, wurde inhaltlich schnell politisch. Ob rassistische Polizeigewalt, Armut oder Medienkritik – diese Themen bearbeiten Run The Jewels schon seit einiger Zeit. Im Licht der aktuellen Ereignisse wirken die aufrüttelnden Beats und gewehrsalvenartigen Raps auf „RTJ4“ umso dringlicher. Und wer hätte gedacht, dass Pharell Williams und Zack de la Rocha mal im selben Song zu hören sein würden?! Definitiv das Album der Stunde.
Muzz – Muzz
Muzz sind Interpol-Sänger Paul Banks, Matt Barrick von The Walkmen am Schlagzeug und Josh Kaufman, ein Teil der Indie-Folk-Band Bonny Light Horseman, ist auch dabei. Das Ziel für ihr selbstbetiteltes Debütalbum war ein zeitloser Sound und das ist ihnen auch gelungen. Die Songs sind zwischen Indierock, Folk und Psychedelic angesiedelt mit gelegentlicher Reminiszenz an The National. Die Instrumentierung ist üppig, ebenso wie die Ohrwurm-Melodien, Paul Banks‘ sonst eher distanziert-kühler Gesang wirkt verletzlich. Banks und Kaufman kennen sich aus der Schule und haben damals schon zusammen musiziert. Wie das klang, ist nicht überliefert. Mit Muzz gelingt ihnen eine überzeugende Fingerübung in atmosphärischen, geschmackvoll arrangierten Songs.
Friends of Gas – Kein Wetter
Friends of Gas ist eine fünfköpfige Band aus München um die Sängerin Nina Walser und den Gitarristen Thomas Westner. 2016 haben sie ihr Debütalbum „Fatal schwach“ veröffentlicht, das von ihrem reduziert-dissonanten Sound geprägt ist, der sich zwischen Sonic Youth und Einstürzende Neubauten bewegt. Auch auf „Kein Wetter“ bellt oder schreit Nina Walser ihre kurzen, prägnanten Statements mit heiserer Stimme ins Mikro. Das Album haben Friends of Gas mit Produzent Olaf O.P.A.L. aufgenommen, ihre rohe Energie bleibt aber auch bei professioneller Herangehensweise erhalten. Mit ihrer Power und Brachialität stehen Friends of Gas neben Bands wie den Stuttgartern Die Nerven oder den Berlinern Gewalt. „Kein Wetter“ ist jetzt schon eine der besten deutschsprachigen Platten des Jahres.
Neu auf der Playlist
LA Priest – Rubber Sky
Samuel Eastgate hat viele Namen: Als Teil der Band Late of the Pier und mit dem Duo Soft Hair hat er schon einige musikalische Prozesse durchlebt. Unter dem Künstlernamen LA Priest ist er 2015 mit dem Album „Inji“ durchgestartet und hat bewiesen, was er von Synthie-Pop und Indie versteht. Danach hat sich der Brite zwei Jahre lang in einen Schuppen eingesperrt und an einer eigenen Drum-Machine gebastelt, die genau das macht was er will: organische, wandlungsfähige Schlagzeugsounds, die auch hin und wieder mal den Takt wechseln können. Diesen dominanten Drum-Sound hört man nicht nur auf „Rubber Sky“, sondern auf jedem Song auf LA Priests neuem Album „GENE“ und einen Auftritt im Video bekommt die Maschine auch.
Becca Mancari – Lonely Boy
Becca Mancari ist als Tochter einer streng christlichen Familie, oder wie sie sagt „Hippie-Sekte“, im Staat New York aufgewachsen. Ihre Homosexualität kam dort überhaupt nicht gut an und Mancari flüchtete einmal quer durch die USA, bis sie schließlich in Nashville, Tennessee landete. Auf ihrem ersten Album „Good Women“ (2017) hat sie ihr Aufwachsen verarbeitet und auch mit den neuen Songs will sie anderen jungen, queeren Personen Mut machen. „Lonely Boy“ ist ein schönes, modernes Folkpop-Stück und bereits die dritte Single vom Album „The Greatest Part“, welches am 26. Juni erscheinen wird.
Travis – A Ghost
Acht Alben hat die schottische Band Travis schon veröffentlicht und trotzdem kommt „A Ghost“ nach ihrem letzten Album „Everything At Once“ (2016) etwas überraschend. Travis kündigen damit ihre neue Platte „10 Songs“ für den 9. Oktober an und wollen darauf das Spannungsfeld zwischen Leben und Liebe erforschen. Dazu gehört ein euphorischer Gitarrensound, der nicht zu überladen klingt und Sänger Fran Healys fast schon zerbrechliche Stimme. Der hat auch das Video zur Single gezeichnet und zusammen mit seinem 14-jährigen Sohn produziert. Quarantäne sei Dank.
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