Neue Alben & EPs
Alex Mayr – PARK
Eines der wenigen möglichen Konzerte im letzten Jahr hat Alex Mayr im Mannheimer Stadtpark gespielt und an jenem Abend ist die Idee für ihre zweite Platte entstanden: ein Konzeptalbum zum Thema Park. Mayr hat an der Popakademie Mannheim studiert, wo sie sich mit Get Well Soon-Kopf Konstantin Gropper anfreundete, der auch an ihren Alben mitgewirkt hat. Musikalisch lassen sich durchaus Ähnlichkeiten feststellen, auch Mayrs Songs sind opulent ausgestattet und erinnern an Filmsoundtracks, passenderweise nennt sie selbst ihre Musik auch „Soundtrackpop“. Die Songs auf „PARK“ drehen sich um Familie, ein Verbrechen in der Geisterbahn, eine Statue, die mal das Meer sehen will oder einen romantischen Abend eben im Park. Das packt sie in verzerrte Dreampop-Gitarren, erhabene Streicher- und Bläserwände und jede Menge melancholischen Pathos.
Tkay Maidza – Last year was weird, Vol. 3
Tkay Maidza mischt seit ein paar Jahren die Hiphop-Szene auf. 2013 trat die damals 17-jährige Wahl-Australierin mit ihrer Single „Brontosaurus“ ins Rampenlicht, seitdem hat sie sich als vielseitiges Multitalent gezeigt. 2018 erschien der erste Teil ihrer „Last year was weird“-Reihe und der Titel ist heute noch relevanter als damals. „Last year was year Vol. 3“ ist der letzte Teil dieser Trilogie und darauf hat sie nun ihren Stil zwischen experimentellem R’n’B und Soul gefunden. Die Songs hat sie wieder zusammen mit dem renommierten Produzenten Dan Farber produzier. Beide kombinieren Funk-Bass, Trap-Drums, mal mit knallharten Flow, mal mit souligem Gesang. Abwechslungsreich, aber ziemlich entspannt für das wirklich weirde Jahr 2020.
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Gschichterln aus dem Park Café
Das Park Café in Altona ist offenbar einer der schönsten Ort Hamburgs. Auf jeden Fall ist es der Treffpunkt der Liga der gewöhnlichen Gentlemen, die ihm mit „Gschichterln aus dem Park Café“ ihr sechstes Album gewidmet haben. Der Untertitel lautet „11 Songs in DLDGG-Dur“, denn statt sich der Pandemie-Melancholie hinzugeben, frönen sie lieber hedonistischer Dekadenz. Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist 2012 aus den aufgelösten Superpunk hervorgegangen und wie diese kombinieren sie in ihren Songs Soul, Pop, Punk und Garage Rock. Schon ihr erstes Album hatte den freundlichen Titel „Jeder auf Erden ist wunderschön“ und auch auf „Gschichterln aus dem Park Café“ präsentieren sie sich als humorige Menschenfreunde mit richtig guten Frisuren, preisbewusste Einkäufer im Kilo Shop oder einfach nette Typen, die mal eine Runde geben. Im Park Café natürlich.
Neu auf der Playlist
Amen Dunes – Feel Nothing (feat. Sleaford Mods)
Der amerikanische Songwriter Damon McMahon ist bekannt für etwas schwerere und melancholische Melodien. Mit seinem Projekt Amen Dunes hat er seit 2010 vier Alben veröffentlicht, die man grob als experimentellen Indiefolk beschreiben könnte. Am 06.07. erschien seine aktuelle Single „Feel Nothing“ auf SubPop. Zusammen mit dem Produzenten Ariel Rechtshaid und dem Frontman der Sleaford Mods, Jason Williamson, entstand ein vielschichtiger Song, der sich innerhalb von 5:30 Minuten vom leichtfüßigen Elektro-Pop zu einer beatgetriebenen Rave-Nummer wandelt. Das alles lässt die Hörer dann trotz des Songtitels mit allerhand guten Gefühlen zurück. Oder zumindest mit einem mitwippenden Knie. Ob auf den Song ein neues Album folgt, ist noch nicht bekannt.
Courtney Barnett – Rae Street
Dass sich Courtney Barnett für ihr neues Album drei Jahre Zeit gelassen hat, kann man ihr nicht verübeln. Schließlich vorher ordentlich auf die Tube gedrückt: zwei Alben, eine Doppel-EP, ein weiteres Album mit Kurt Vile und Konzerte und Festivals auf der ganzen Welt machten die australische Songwriterin zum Alt-Rock Superstar. Nun hat sie ihr drittes Album „Things Take Time, Take Time“ angekündigt, das am 12. November erscheinen wird. Mit der Single „Rae Street“ gibt es einen ersten Vorgeschmack. Gewohnt midtempo-lässig erzählt der Song die Geschichte einer Kleinstadt, in der alles etwas ruhiger abläuft als im Rest unserer hektischen Gesellschaft. Das Undokumentierte mit akribischer Detailgenauigkeit zu dokumentieren, ist das, was Barnett antreibt und was sie auch in „Rae Street“ perfekt umsetzt. Ob es kleine Gedankenfetzen („I might change my sheets today“) oder große Erkenntnisse über unsere Welt sind („Time is money, and money is no man’s friend“), die entschleunigende Feinfühligkeit tut richtig gut.
Sufjan Stevens & Angelo De Augustine – Reach Out
Da haben sich zwei gefunden, die zusammen gehören! Sufjan Stevens und Angelo De Augustine mögen Hunde und alte Filmklassiker. Aber nicht nur das. Die beiden Freunde verbindet auch ihre Liebe zu den ruhigen Tönen, zu Akustikgitarren und zu sanften Gesangmelodien. Bisher mündete diese Liebe aber nur vereinzelt in musikalischer Zusammenarbeit. Zwar veröffentlichen beide ihre Musik auf Stevens Label „Asthmatic Kitty Records“, aber gemeinsame Songs gab es nicht. Das soll sich nun ändern. Am 24. September erscheint das Album „A Beginner’s Mind“, was die beiden Musiker während der Pandemie in einer Hütte im Upstate New York geschrieben haben. Inspiriert von Gesprächen über alte Filmklassiker wie „Night Of The Living Dead“ und „Point Break“ entstanden 14 Songs, von denen „Reach Out“ und „Olympus“ schon jetzt zu hören sind. Gesungene Filmkritiken sind das aber nicht, eher philosophische Untersuchungen, die die beiden mit verträumtem Harmoniegesang und reduzierter Instrumentierung vertonen. Außerdem sind in dem Video zu „Reach Out“ ihre beiden Hunde Joku und Charlie die Hauptdarsteller. What’s not to like?
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