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Jens Friebe
Foto: Max Zerrahn

Keine Angst vor Hits

Untergang und Eskapismus

Laura Veirs sieht Licht am Ende des Tunnels, Alvvays schwelgen in nostalgischen Shoegaze-Klängen und Metric liefern wuchtigen Untergangs-Indie. Außerdem: Was können Podcast-Musicals? Das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update.

Neue Alben

Katy J Pearson – Sound of the Morning

Dolly Parton meets Kate Bush: so beschreibt die britische Zeitung The Times den Sound der Bristoler Musikerin Katy J Pearson. Die gehört auch dank ihrer Charakterstimme zu den aktuell vielversprechendsten Indie-Newcomerinnen Großbritanniens.  Im Corona-Herbst 2020 hat ihr Debüt-Album „Return“ einiges an Aufmerksamkeit in Indie- und Folk-Rock-Kreisen erregt. Heute erscheint der Nachfolger „Sound of the Morning“, der zum Teil vom zur Zeit omnipräsenten Dan Carey produziert worden ist. Das Album besticht vor allem durch seine Verspieltheit und Vielseitigkeit. Klassische Singer-Songwriter-Arrangements werden mit brodelnden Synthie-Klängen und gut gelaunten Bläserkaskaden angereichert. Die Songs verbreiten dabei eine feine Melancholie, gehen aber trotzdem nach vorne.

Laura Veirs – Found Light

Die US-Amerikanische Singer-Songwriterin Laura Veirs macht bereits seit über 20 Jahren Musik und bringt heute ihr mittlerweile zwölftes Album heraus. „Found Light“ markiert sowohl privat als auch musikalisch einen Neuanfang in Veirs Leben. Es ist nämlich das erste Album, das Veirs ohne ihren Ehemann und langjährigen musikalischen Partner Tucker Martine aufgenommen hat, von dem sie sich 2019 getrennt hat. Die Trennung aber auch das, was danach kommt, sind dann auch die zentralen Themen der Platte. „Found Light“ erzählt zu sanften Gitarren-Arpeggios sowohl von der Trauer als auch von der Freiheit, die das Ende eines alten und der Beginn eines neuen Lebensabschnitts so mit sich bringen.

Metric – Formentera

Ihre Hochphase hatte die kanadische Band Metric während der goldenen Zeit des Indie-Rocks in den frühen 2000ern, ist seitdem aber weiterhin aktiv und hat mittlerweile sieben Studioalben veröffentlicht. Metric heben sich von vergleichbaren Indie-Gitarrenbands vor allem durch den exzessiven Einsatz modularer Synthesizer ab, die gekonnt mit dem Sound krachiger Gitarren verbunden werden. Genau das hat die Band auch wieder auf ihrem neuen Album „Formentera“ gemacht. Die titelgebende, spanische Insel symbolisiert dabei einen Traum-Ort, an den man vielleicht imaginär fliehen kann, wenn einem die aktuelle Weltlage, mit Krieg, Corona und Klimawandel zu viel wird. Das Album ist allerdings weit davon entfernt eskapistisch zu sein; zu düsteren Elektropop-Beats und wuchtigen Gitarren setzen sich Metric mit den Untergangsängsten der Gegenwart auseinander und schaffen es dabei doch immer noch Hoffnung zu verbreiten.

Neu auf der Playlist

Alvvays – Pharmacist

Die kanadische Band Alvvays macht Dream-Pop. Der ist aber nicht so dreamy, dass sie ihren drive verlieren – genug laut verzerrte Gitarren und ein bisschen noise komplementieren auf der neuen Single den Lo-Fi Sound und erinnern an Shoegaze Bands wie My Bloody Valentine. Auf die neue Single von Alvvays mussten die Fans ein bisschen warten. Seit dem zweiten Album “Antisocialites” sind schon fünf Jahre vergangen. Das hatte auch die Band nicht geplant: In den Weg kam nicht nur die Pandemie, sondern sowohl ein Einbruch und geklaute Demoaufnahmen, als auch ein gefluteter Proberaum. Zum Glück aber steht jetzt der Release-Termin für Album Nummer drei: “Blue Rev” erscheint im Oktober.

Loyle Carner – Hate

Der Londoner Rapper Loyle Carner ist bekannt dafür, in seinen Songs sehr ehrlich zu rappen und Emotionen zu teilen. In seinem neuen Song lässt Carner aber mal so richtig los: Im Video zu “Hate” sieht man ihn, wie er im Auto sitzt, auf das Lenkrad drischt und seine Wut herausschreit. Sein Text gleicht dabei einem stream of conciousness über Frust, Selbsthass und die Ungerechtigkeiten in der Welt. Dazu zählt z.B. der Rassismus, mit dem sich Carner schon als Kind konfrontiert sah. Er rappt: „They said it was all that you could be if you were black, playing ball or maybe rap, and they would say it like a fact“.

Jens Friebe – Frei

Unser Lieblings-Berliner-Chansonier Jens Friebe ist zurück mit einem ordentlich zynisch-lakonischen Song über die weiten Auslegungsmöglichkeiten von Freiheit. Wie frei kann man schon sein, im kapitalistischen, neo-liberalen System? Andererseits: Dürfen wir uns beschweren, solange wir entspannt im Sessel sitzen und dieser neuen Single lauschen? Auf die altbekannte Jens Friebe Art gibt’s mal wieder viel Gedankenfutter, serviert aber auf einem groovenden, lässigen Silbertablett. Schließlich ist der Song “ein antiliberales Freiheitslied” aber auch “ein Sommerhit to end all Sommerhits”. Ende September erscheint der neue Langspieler “Wir sind schön” beim Label Staatsakt.

Popschnipsel

Laber-Podcasts, Nachrichten-Podcasts, Interview-Podcasts, so ziemlich alles, was man sich anhören kann, gibt es mittlerweile auch als Podcast, warum also nicht auch Musical-Podcasts? Tatsächlich erfreuen sich Musicals im Podcast-Format seit einiger Zeit immer größerer Beliebtheit und bieten die Chance, das etwas angestaubte Genre neu zu beleben. Falls ihr jetzt schon hooked seid, stöbert gerne durch das Angebot an Musical-Podcasts, das der Komponist und Autor des Podcasts „36 Questions“ Chris Littler zusammengetragen hat: Wir sind uns sicher, selbst Musical-Muffel werden positiv überrascht sein!

Unseren Musikpodcast „Keine Angst vor Hits“ könnt ihr hier hören und abonnieren. Und wer unserer gleichnamigen Spotify-Playlist folgt, bekommt noch mehr musikalischen Input.

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