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Justin Vernon von Bon Iver.
Foto: Graham Tolbert & Crystal Quinn

Keine Angst vor Hits

Das 80er-Anleihen-Mixtape

Bon Iver mag den Kapitalismus nicht, Dave Bayley von Glass Animals hat ein Autobiographie-Album geschrieben und Tkay Maidza kann sich vor lauter Talent nicht entscheiden. All das und mehr in unserem wöchentlichen Musik-Update Keine Angst vor Hits.

Neue Alben

Glass Animals – Dreamland

Auf dem ersten Glass Animals-Album “Zaba” von 2014 hat die vierköpfige Band aus London gekonnt Indiepop mit Hiphop und R&B-Elementen verknüpft. Auf ihrem dritten Album “Dreamland” stehen nun R&B und Pop im Vordergrund, in Szene gesetzt von einer makellos zeitgemäßen Produktion. 2018 hatte Drummer Joe Seaward einen lebensbedrohlichen Unfall, es war lange unklar, ob er sich wieder vollständig erholen wird. Dieses Ereignis hat Sänger und Songschreiber Dave Bayley tief berührt. Er hat sein eigenes Leben Revue passieren lassen und viele Erinnerungen sind in die intelligenten, detailverliebten Songs voller Keyboard-Sounds im Club-Stil und effektbeladenem Gesang geflossen.

Liela Moss – Who The Power

Liela Moss ist Mitglied der englischen Band The Duke Spirit, deren Alt-Rock sich zwischen The Jesus & Mary Chain und The Gun Club einordnen lässt. Auf Moss‘ erstem Soloalbum “My Name Is Safe In Your Mouth” von 2018 ging es etwas ruhiger und ätherischer zu. Der Nachfolger “Who The Power” ist synthielastig, aber weniger Dream- als kühler 80er-Pop mit dröhnendem Schlagzeug und Moss‘ dramatischem Gesang. Sie hat das Album zu Hause mit Ehemann und Bandkollege Toby Butler aufgenommen, aber von Bedroom-Cozyness kann hier keine Rede sein. Ihre Texte sind dringlich, sie hat etwas zu sagen: politische und Umweltfragen liegen ihr am Herzen, narzistische und machtbesessene Menschen stellt sie als als Wölfe und Raubtiere dar.

Tkay Maidza – Last Year Was Weird, Vol.2

Seit ein paar Jahren mischt Tkay Maidza mit ihrem knallharten Flow die australische Hiphop-Szene auf. Mittlerweile ist sie auch in Europa und USA kein Geheimtipp mehr. Auf ihrem 2016er Debütalbum “Tkay” präsentierte sich die in Zimbabwe geborene Musikerin vielseitig. Und Abwechslung ist auch das Stichwort und der Leitfaden ihres neuen Mixtapes “Last year was weird, Vol.2”. In nur acht Songs jagt sie durch grellen Trap, basslastigen Rap und fluffig-sommerlichen Pop und das macht sie mit ungeheurer Abgeklärtheit. Warum sich für nur eine Sache entscheiden, wenn man alles gut kann? Eben.

Neu auf der Playlist

Bon Iver – AUATC (Ate Up All Their Cake)

Die Folk-Rocker von Bon Iver gehören seit Songs wie “Skinny Love” oder “Holocene” zur Kategorie „larger than life“. Kein Wunder also, dass sie ohne weiteres bei Prominenten vom Kaliber Bruce Springsteen anklopfen können, wenn sie einen neuen Song machen. Nach einer erst kürzlich veröffentlichten Single namens „PDLIF“ haben sie nun den Song “AUTATC” veröffentlicht. Neben dem Boss sind auch Elsa Jensen, die Schauspielerin und Sängerin Jenny Lewis und Jenn Wasner von Wye Oak darauf zu hören. Wie auch bei PDLIF kommt der Erlös von AUATC den Menschen zu Gute, die uns in der aktuellen Coronavirus-Pandemie helfen. Gleichzeitig verdichten sich mit dem Song die Hinweise darauf, dass Bon Iver ein fünftes Album namens “Bon Iver: Season Five“ planen.

Psychedelic Porn Crumpets – Mr. Prism

Sofern Psychedelic Rock jemals ein bisschen zu viele Farben gesehen haben sollte und sich auf psilocybinhaltigen Substanzen im Wald verirrt hat: In Australien ist er wieder in die Spur gekommen. Bands wie King Gizzard & The Lizzard Wizard oder auch Tame Impala machen das Genre seit ein paar Jahren wieder groß. Ebenfalls oft in einem Atemzug mit ihnen genannt werden die Psychedelic Porn Crumpets. In einer Art Überraschungs-Single veröffentlicht die Band ein farbenfrohes und schrilles Rockbrett, das sowohl mit Virtuosität von Luke Parishs Gitarrenspiel als auch den lakonischen Beobachtungen von Sänger Jack McEwan glänzt.

Baba Ali – All These Wires

Baba Ali ist gleich nach seinen ersten musikalischen Veröffentlichungen auf dem Label von Elite-Produzent Danger Mouse in London gelandet. Dorthin hat es aus seiner Heimat New York verschlagen, um Bildende Kunst zu studieren. Über den Lehrplan sagt er augenzwinkernd, dass der visuelle Kunst eher vernachlässigte. Stattdessen hätten kollektive Atemübungen und Diskussionen über „Das Kapital“ das Studium beherrscht. Dennoch wirken Baba Alis selbstproduzierte Videos, mit denen er seine Musik unterlegt, sehr ästhetisch. Die gerade erschienene Single “All These Wires” ist zudem Teil eines sehenswerten halbstündigen visuellen Mixtapes namens „Rethinking Sensual Pleasure“. Wie in “All These Wires” zeigt Baba Ali dabei eine Freude am souveränen Spiel mit den Pop-Genres von Dark Wave über Glitch Pop und Soul bis zu Trip Hop.

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