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Mitski
Foto: Ebru Yildiz

Keine Angst vor Hits

Windröschen im Herbst

Mitski ist zurück und hadert mit dem Erwachsensein, Isolation Berlin singen von eigenen und fremden Problemen und Efterklang zeichnen Bilder von Blumen. Unser wöchentliches Musik-Update.

Neue Alben

Isolation Berlin – Geheimnis

Isolation Berlin haben traurige Geschichten zu erzählen. Von Außenseiter:innen, Abstürzen, gescheiterten Lieben und Leben. Die Band um Textschreiber und Sänger Tobias Bamburschke ist spätestens seit ihrem Album „Vergifte Dich“ (2018) dafür bekannt, lakonische und melancholische Beobachtungen in ein Indie-Rock Gewand zu verpacken, ähnlich wie auch schon Element of Crime vor ihnen. Für ihr neues Album „Geheimnis“ hat sich die Band ein eigenes Studio am äußersten Ende von Berlin eingerichtet und sie halten es diesmal etwas reduzierter als zuvor. Der Fokus liegt statt auf Gitarrenriffs noch stärker auf den Texten. In „Private Probleme“ will Bamburschke seine Probleme nicht mit der Öffentlichkeit teilen, in „Ich hasse Fußball“ singt er von toxischer Früh-Männlichkeit und unangenehmen Erfahrungen beim Sportunterricht und „Enfant Terrible“ ist eine „Parodie auf das Leben eines Rock ’n‘ Roll Stars“, natürlich nicht ganz ohne Augenzwinkern. 

Efterklang – Windflowers

Die Dänen von Efterklang haben schon vieles durchgespielt: Synth-Pop, Indie-Rock, Dark-Wave, Glitch und alles dazwischen. Ihr neues Album „Windflowers“ lässt sich am besten in die Schublade mit der Aufschrift „elektronischer Chamber-Pop“ stecken. Auf alle Fälle schaffen sie es wieder, sphärische Klanglandschaften zu komponieren, die vielseitige Bilder zeichnen. Für die Produktion mussten sich Mads Brauer, Rasmus Stolberg und Casper Clausen, die sonst auch gern mal mit großen Orchestern spielen, ganz auf sich konzentrieren. Wegen der Pandemie haben sie sich auf eine kleine Insel vor der Küste Dänemarks zurückgezogen und delikate Pop- und Synth-Teppiche kreiert. Clausen singt vor allem auf Englisch und vor allem vom Menschsein. „Living Other Lives“ erzählt von der Vielseitigkeit des Lebens und dass sich das Leben manchmal so anfühlt, als ob man mehrere Leben zugleich führt. Auch die Natur findet ihren Platz, z.B. in “Dragonfly”, das eine Metapher für die Schnelllebigkeit von Liebe sein soll. “Windflowers” kommt ohne große Überraschungen aus und Efterklang zeigen mal wieder, dass sie auch nach 21 Bandjahren noch großartige Musik erschaffen.

Kay Young – This Here Feels Good

Ab und zu findet sich eine EP unter unseren Alben der Woche. Dieses Mal ist es die dritte EP der Londoner Rapperin und Produzentin Kay Young. Schon mit 11 Jahren schlich sie sich in den Musik-Technik-Raum ihrer Schule, zu dem sonst nur ältere Schüler:innen Zugang hatten und bastelte erste Beats. Anders als ihre Eltern und ihr älterer Bruder wollte sie keine traditionellen Instrumente erlernen, sondern interessierte sich schon immer vor allem für Drumcomputer und Synthies. Jay Electronica und Jay-Z sind Fans von Kay Young und spätestens mit „This Here Feels Good“ zeigt sie, dass sie schon bald in der Liga von Little Simz und Loyle Carner mitspielen kann. Sie vereint alle möglichen Arten von Hip-Hop mühelos mit RnB und Dancehall. In „White Teeth“ berichtet sie von dem Rassismus, der ihr schon als Kind entgegengeschlagen ist und von ihrem Äußeren, das sie als Superkraft versteht. Gemeinsam mit JNR Williams rappt Young auf „I’ve Got You“ aber auch von einer Freundin, für die sie sich immer aufopfern würde. Die fünf Songs auf der EP sind lebensnah, aber nicht kitschig und lassen auf mehr hoffen.

Neu auf der Playlist

Mitski – Working For The Knife

„I sense that if I don’t step away soon, my self-worth/ identity will start depending too much on staying in the game.“ – Das waren die Worte, mit denen sich die amerikanisch-japanische Musikerin Mitski 2019 auf unbestimmte Zeit aus den sozialen Medien und dem Live-Geschäft zurückgezogen hat. Zwei Jahre dauerte ihre Pause. Nun meldet sie sich mit einer neuen Single zurück und greift in „Working For The Knife“ ihren damaligen Konflikt noch einmal auf. Das Messer als Metapher für eine unterdrückende Kraft, sei es Kapitalismus, Mental Health oder das Altwerden spielt dabei die zentrale Rolle in dem Song. Musikalisch treffen düstere Synthies, eindringliche Vocals und leicht verstimmte Melodien auf eine poppige Gitarren-Line und kreieren eine wunderschöne, unheimliche Atmosphäre.

Cat Power – Bad Religion

Nachdem Cat Power im Jahr 2000 “The Covers Record” und in 2008 “Jukebox“ veröffentlicht hat, setzt sie die Reihe der Cover-Alben nun fort. Am 14. Januar 2022 erscheint mit „Covers“ der nächste Teil. In kompletter Eigenproduktion entstanden, enthält das Album Songs von unter anderem Nick Cave, The Pogues, Iggy Pop und sogar ihr selbst. Einen ersten Vorgeschmack gibt es seit dieser Woche. Frank Oceans „Bad Religion“ verwandelt sich von der erhabenen Gospel-Pop-Nummer zum düster-kühlen Alternative-Song. Weniger Cover – mehr Neuinterpretation scheint die Devise.

Phoebe Green – So Grown Up

Wenn man auf der Suche nach frischer Popmusik aus Großbritannien ist, kommt man an Phoebe Green derzeit nicht vorbei. Die in Manchester lebende Songwriterin hat mit ihrem Break-Through-Hit „Reinvent“ alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und legt nun mit der neuen Single „So Grown Up“ nach. Darin beschreibt sie die Beziehung zu ihrer besten Freundin, das gemeinsame Erwachsenwerden in der englischen Stadt Blackpool und wie sehr diese Jahre von Männern negativ geprägt wurden. Ein Coming-Of-Age-Song, der nicht davor zurückschreckt, schwierige Themen anzusprechen und mit breiten Synthies, starken Vocals und einer großen Produktion erahnen lässt, dass wir noch oft über Phoebe Green reden werden.  Begleitet wird der Song von einem Video, in dem Phoebe nochmal die Orte ihrer Jugend in Blackpool besucht.

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