Neue Alben
Future Islands – As Long As You Are
Bevor Future Islands 2014 mit ihrem Autritt bei der “Late Show” über Nacht bekannt wurden, hatte das Synthiepop-Trio aus Baltimore schon drei Alben veröffentlicht und sich durch stetiges Touren Underground-Kultstatus erspielt. Mit dem Ruhm kamen auch die negativen Begleiterscheinungen: Burnout, Selbstzweifel, gesteigerte Erwartungshaltungen. Future Islands haben all diese Phasen bewältigt und mit ihrer neuen Platte „As Long As You Are“ nun endgültig hinter sich gelassen. Sänger Sam T. Herring hat inneren Frieden gefunden und so gibt es auf dem Album nicht mehr die ganz heftige emotionale Breitseite, es geht um Ehrlichkeit, Erlösung und bei sich ankommen. Für die Produktion hat sich die Band mehr Zeit gelassen, das Ergebnis ist ein voller, dichterer Sound. Future Islands haben hart für ihren Erfolg gearbeitet, jetzt scheinen sie auch damit umgehen zu können.
Travis – 10 Songs
1995 hat sich das Glasgower Quartett Travis zum ersten Mal im Proberaum getroffen, 1997 erschien das erste Album “Good feeling”. Mit ihren melancholisch-augenzwinkernden Gitarrensongs und dem zweiten Album “The Man Who” gelang ihnen 1999 der Durchbruch in den Mainstream. Auf ihrem neuen, neunten Studioalbum mit dem unaufdringlichen Titel “10 Songs” ändern sie wenig an ihrer Erfolsformel: harmonischer Indierock mit dramatischen Melodien und Fran Healys gleichzeitg zerbrechlichem und unerschrockenem Gesang. Als Gäste sind u.a. Jason Lytle von Grandaddy und Susanna Hoffs (von The Bangles) mit von der Partie. Songwriting auf verlässlich hohem Niveau.
Culk – Zerstreuen über euch
Culk sind eine vierköpfige Band aus Wien, in deren Songs The Cure, New Order und auch Shoegaze anklingt. Das Wort Culk bezeichnet unter anderem den Fetisch von Bodybuildern Fett zu verbrennen und Muskeln aufzubauen. Die Band hatte aber nur nach einem kurzen prägnanten Namen gesucht, einem Wort das nichts bedeutet. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum hat ihnen 2019 schon einen kleinen Hype beschert, dem sie auf dem Nachfolger „Zerstreuen über euch“ recht geben. Treibende Drums, atmosphärische Gitarren und ein schummriger Bass bilden ein waberndes Netz,darin zappelt die verträumt schwermütige, sich aber auch mal aufbäumende Stimme der Sängerin Sophie Löw. Ihre auf deutsch gesungenen sehr direkten Texte sind eine Kampfansage, es geht um die Erfahrung von Frauen, Macht, Liebe und Widerstand. Auch wenn die Songs nicht sofort zünden, kommt man immer wieder zu ihnen zurück.
Neu auf der Playlist
CHAI – Donuts Mind if do
An K- und J-Pop kommt man in diesem Jahr nicht vorbei. Auch CHAI aus Nagoya, Japan gehören zu den Bands, die nun aus Asien die Pop-Welt erobern wollen. Einflüsse, die die All-Women-Band nennt, sind UK-lastig: Basement Jaxx, Jamiroquai oder Gorillaz. In deren “Song Machine”-Projekt wurden CHAI auch schon gefeaturet. Und vergangene Woche haben sie dann beim renommierten Indie-Label Sub Pop in den USA einen Vertrag unterschrieben. Eigentlich ist die Musik von Mana, Kana, Yuuki und Yuna eher pinkgefärbter Power-Pop. Die erste Single “Donuts mind if I do” allerdings ist ein Drumcomputer-Experiment mit der Süße von cremegefüllten Teigwaren.
The Kills – Raise me (Demo)
Ohne dass einem das groß aufgefallen wäre: Der fiebrige Sound von The Kills fehlte schon ein bisschen in den letzten Jahren. Was Sängerin Alison Mosshart und Gitarrist Jamie Hince aus ihrem minimalistischen Duo an roher und verschwitzter Atmosphäre produzierten, war beeindruckend. Das letzte Studioalbum “Ash & Ice” des Duos ist allerdings schon fünf Jahre alt. Nun haben The Kills ein neues Album für den 11. Dezember angekündigt. 20 Lieder sollen darauf sein, eine Mischung aus neu gemasterten Singles, Live-Sessions, B-Seiten und alten und neuen unveröffentlichten Songs. Den ersten Vorgeschmack bietet “Raise Me”, der 2009 entstanden sein soll. Laut Titel ist die Single eine Demo-Version. Aber der Sound von The Kills ist griffig wie eh und je, auch ohne den letzten Mastering-Schliff.
Sirens Of Lesbos – Pala
Einen Hit schreiben wollen viele. Und die Idee, mal eben einen simplen Malle- oder Ibiza-Hit zu schreiben, wirkt ja auch recht einfach umzusetzen. Simple Songstruktur, naive Synthie-Melodie, wiederholend-generischer Gesang über Love und Harmony, Bums-Beat drunter – fertig! Bei Sirens of Lesbos hat 2013 das so ähnlich funktioniert. Die Alternative-Pop-Band aus Bern wollte sich eigentlich einen Witz daraus machen. Und landete prompt auf einer BBC 1-Compilation. Allerdings erwuchs aus dem Spaß-Clubhit auch die ernste Frage: Wollen wir das jetzt wirklich weiter machen, mit allen Konsequenzen und Einschränkungen, die diese manchmal stupide Partywelt mit sich bringt? Wollten sie nicht. Sondern lieber analogen 70s-Popsound. Das Debütalbum ist nun endlich geplant. Und ein wenig paradiesisches Flair und utopische Happiness behalten sich Sirens of Lesbos auch. Im Albumtitel “SOL” (VÖ: 6.11.) und in der Single “Pala” ebenso – nur halt eher im BBC 6- statt im BBC 1-Modus.
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