Neue Alben
Mykki Blanco – Stay Close To Music
Mykki Blanco schreibt, malt und macht Musik, die sich aus vielen Einflüssen speist wie Rave, Trap, Grunge, Punk und HipHop. Meist geht es darin um Erfahrungen, die man als queere Transperson so macht. Die Musik für das neue Album “Stay Close To Music” sollte aus Live-Instrumenten entstehen und dafür hat Blanco mit Produzent und Multiinstrumentalist FaltyDL zusammengearbeitet. Außerdem hat sich Blanco viele Gäste eingeladen, u.a. Michael Stipe, Anohni, Devendra Bahnhart und Jonsi. Die tragen dazu bei, dass ihr Stilmix aus Pop, Rap und Trap mit bouncenden Synthies, Flöten, verzerrten Gitarren, Klavier und Saxophon noch bunter klingt. Es geht um Homo- und Transphobie, Liebe, und auch um Spiritualität wie in “Your Love Was A Gift”.
Dillon – 6abotage
Dominique Dillon de Byington alias Dillon begleiten wir bei detektor.fm schon seit Beginn ihrer Karriere. Bereits ihr erstes Album „This Silence kills“ war 2011 Album der Woche. Elf Jahre später klingt nicht nur ihre Stimme gereifter, auch ihre Musik ist auf dem vierten Album „6abotage“ größer und kompakter, wofür sich auch Künstler und Produzent Alexis Troy verantwortlich zeichnet. Das Album sei „Liebesbrief, Hilfeschrei und Konsequenz in einem“ auf jeden Fall ist es sehr konzentriert, was vielleicht auch der Entstehungssituation geschuldet ist: Die Songs wurden in völliger Isolation geschrieben, produziert und aufgenommen. Die durchdringende Schmerzhaftigkeit in Dillons Stimme ist in Troys dichter und zuweilen cineastischer Produktion eingebettet.
L.A. Salami – Ottoline
Der Londoner Musiker L.A. Salami hat im Laufe seiner mittlerweile zehnjährigen Musikkarriere eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Seine ersten EPs und Alben haben sich stilistisch vor allem zwischen Folk, Rock und Blues bewegt, sein 2020er Album „The Cause of Doubt & A Reason To Have Faith“ schlägt deutlich experimentellere Wege ein. Gängige Genre-Grenzen hat er hinter sich gelassen und seinen klassischen Folk-Rock-Sound etwa durch HipHop-Beats und Rap-Einlagen erweitert. Diesen experimentierfreudigen Weg geht er auch auf seinem neuen Album „Ottoline“ konsequent weiter. Er hat das Album im Corona-Lockdown aufgenommen, was sich vor allem inhaltlich ausgewirkt hat: Er hatte viel Zeit zum Nachdenken und thematisiert jetzt in teilweise abstrakten, verschachtelten Texten Machtstrukturen in unserer Gesellschaft und wie man sie ändern kann.
Neu auf der Playlist
Nina Hagen – 16 Tons
Elf Jahre nach ihrem letzten Studio-Album „Volksbeat“ meldet sich Punk-Ikone Nina Hagen zurück. Am 9. Dezember soll ihre neue Platte „Unity“ erscheinen. Dafür hat sie sich unter anderem an eine Neuinterpretation des Country-Hits „16 Tons“ gewagt. Im Original vom US-Amerikanischen Musiker Merle Travis beschreibt der 1947 erschienene Song die harsche Lebensrealität amerikanischer Kohlearbeiter in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg. Über funkigen Beats und mit delay-beladener Stimme kreiert Nina Hagen nun eine durchaus gelungene Neuauflage und grummelt sich in bester Tom Waits-Manier durch die Nöte und Sorgen lohnabhängig Beschäftigter.
Krapka & Bjelle – Not a Popsong
Zähne Putzen, Teetrinken, Luftalarm: Im Song „Not a Popsong“ beschreibt das ukrainisch-litauische Elektropop-Duo Bjelle & Krapka den Alltag des Krieges aus unterschiedlichen Perspektiven. Der Song ist eine Erinnerung an die Welt, dass der Krieg in der Ukraine noch nicht vorbei ist. Das ernste Thema verarbeiten die beiden Musikerinnen dabei mit erstaunlichem Humor. Die fröhliche musikalische Ausgestaltung des Liedes ist dabei auch eine Ansage, sich nicht unterkriegen zu lassen. Oder wie es Krapka in einem Facebook-Post formuliert: „They are trying to scare us, but not gonna happen. russians can f#ck off“. Krapka & Bjelle sammeln mit ihrer Musik Spenden für den Musicians Defend Ukraine Fund.
Blond – Männer
270 Musiker:innen standen beim diesjährigen Rock im Park Festival auf der Bühne – 257 davon Männer, 13 Frauen. Ein Frauenanteil im niedrigen einstelligen Prozent-Bereich ist vor allem bei großen Rockfestivals auch im Jahr 2022 leider noch eher die Regel als die Ausnahme. Diesem Missstand hat sich die Chemnitzer Indie-Pop Band Blond angenommen und zusammen mit Rapperin addeN den Song „Männer“ komponiert, ein Blond-typischer Pop-Banger, in dem sie das Nerv-Thema der männerdominierten Musikindustrie mit viel Witz und Spott auf den Punkt bringen.
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