Get Well Soon – Roland, I Feel You
Ob Eiszeit, Erdbeben oder Alien-Invasion – keiner hat die Welt so oft an den Abgrund gebracht wie Roland Emmerich. Soll das Feuilleton doch über die schlechten Dialoge meckern, den Spaß am Weltkaputtmachen lässt sich der Hollywood-Regisseur nicht nehmen. Auch Konstantin Gropper alias Get Well Soon zeigt sich von diesem Spirit angetan. Roland, I Feel You heißt sein chansoneskes Äquivalent zur Apokalypse. Wer sonst könnte diesem kinematographischen Thema gerecht werden? Gropper hat zuletzt ein gefühltes Dutzend Filme vertont. Nun heißt es also: Popcorn bereithalten und Vorhang auf für das dritte Get Well Soon-Album. The Scarlet Beast O‘ Seven Heads erscheint Ende August.
The Vaccines – No Hope
Im Musikjournalismus begnügt man sich ja gemeinhin mit einem überschaubaren Fundus an Redewendungen, die sich im Nu per Baukastenprinzip zu einer schlüssigen Plattenrezension zusammenbasteln lassen. „Die Band ist auf ihrem neuen Album erwachsen geworden“, ist so ein Satz. Die tatsächliche Bedeutung dieser Floskel aber geht so: „Die Band ist auf ihrem neuen Album wahnsinnig langweilig geworden“. Ob das auch auf die neue Platte der Vaccines zutrifft, wird sich zeigen. Allen Kritikern nehmen sie jedenfalls schon mal allein mit dem Album-Titel den Wind aus den Segeln. The Vaccines Coming Of Age heißt der neue Langspieler und beinhaltet mit No Hope den ersten passablen Vorboten.
Kilians – Dirty Love
2007 waren sie noch die Schülerband aus Dinslaken, die es irgendwie geschafft hat, die Gunst eines Getränkeherstellers, einer Major-Plattenfirma und eines Thees Uhlmann auf sich zu ziehen. Die Kilians waren plötzlich in aller Munde. Viel ist passiert seitdem: Zwei Alben, Chart-Platzierungen, Preise, große Festivals. Fünf Jahre später: Das Majorlabel hat sich mittlerweile abgewendet, Uhlmanns Label Grand Hotel van Cleef aber ist noch immer Feuer und Flamme für die Jungs und bringt bald ihr drittes Album raus. In der Vorab-Single Dirty Love singt Simon den Hartog mit gewohnt schnoddriger Reibeisenstimme über das Weglaufen vor den Sachen, „ohne die man schlussendlich doch nicht auskommen kann“. Das dritte Studioalbum Lines You Should Not Cross erscheint am 24. August.
Purity Ring – Fineshrine
Wer meint, der Florentiner Gürtel, besser bekannt als Keuschheitsgürtel, habe irgendwann im 19. Jahrhundert ausgedient, hat nur bedingt Recht. Heutzutage trägt man das Ding am Finger, als so genannten Reinheitsring – ein Versprechen bedingungsloser Enthaltsamkeit vor der Eheschließung. Benannt nach jenem Schmuck begibt sich das Duo Purity Ring auf eine musikalische Reise durch eine jungfräuliche Soundästhetik. Hier trifft futuristisch-verträumter Pop auf Neunziger-R&B und eine glasklare Mädchenstimme auf zerhackte Vocal-Loops. Hinter Purity Ring verbirgt sich das Duo Corrin Roddick und Megan James aus Kanada, beide gerade mal Anfang 20. Ihr Debütalbum Shrines ist gerade beim britischen 4AD-Label erschienen.
The Raveonettes – Observations
Ein schwermütiges Klavier, ein schleppendes Schlagzeug, eine säuselnde Stimme und an allen Ecken und Enden ganz viel Hall. Die Raveonettes machen mit Observations genau da weiter, wo sie … moment mal, die Raveonettes und ein Klavier? „Hat es noch nie gegeben“, werden eingefleischte Fans einhaken und tatsächlich: Das dänische Duo probiert mal was neues, versicherte aber bereits, dass auch Studioalbum Nummer sechs wieder ein astreines Gitarrenalbum ist. Entstanden ist es in rekordverdächtigen sieben Tagen unter der Sonne Kaliforniens. Anfang September kommt Observator in die Läden.