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MIT – Dem Klang verpflichtet

Auf ihrem Album „Nanonotes“ trägt die Kölner Band MIT ihren Teil dazu bei, die traditionsreiche Geschichte elektronischer Musik made in Germany weiterzuschreiben. Wir haben MIT im Rahmen der Transmediale in Berlin unter die Lupe genommen.

Schon im Jahr 2005 fangen Edi, Tamer und Felix an, gemeinsam Musik zu machen. Die Kölner Schulfreunde bilden zusammen die Band MIT. Keine Senkrechtstarter also – zumindest nicht hierzulande. Zunächst interessiert man sich in England für die drei Kölner, myspace sei Dank. Dort feiern sie auf der Bühne neben Gossip und Shitdisco ihre ersten Erfolge. Während sie wochentags als Schüler in Köln Abiturprüfungen schreiben, stehen sie am Wochenende als MIT in Londoner Rampenlicht. Wie so oft schwappt die Welle auch nach Deutschland über, diesmal eben rückwärts. Mit ihrem ersten Album Coda erklimmen sie die Intro-Kritikercharts des Jahres 2008. Der Nachfolger Nanonotes findet Ende letzten Jahres den Weg in die Plattenläden. Diesmal ist nicht nur die Presse begeistert.

Typisch deutsche Elektro-Tugenden zeichnen die Songs von MIT aus: Klare Strukturen und harmonische Schichtungen. Das passt zu ihrem Selbstverständnis als Klanggestalter.

Wir interessieren uns einfach für eine gewisse Klangästhetik, die uns eigentlich sehr früh in unserer musikalischen Prägung immer begleitet hat und vielleicht deswegen immer noch für uns wichtig ist. Aber – das betonen wir auch jedes Mal – wir interessieren uns nicht für technische Raffinessen, wir sind keine Frickler. Uns interessiert im Grunde das Produkt und der Klang.

Nicht immer klangen MIT so eingängig wie heute. Krachig und punkig kamen sie anfangs daher. Die viel beschriebene Geschichte einer musikalischen Reifung greift für sie aber viel zu kurz.

Mittlerweile beschäftigen uns andere Themen, die aber weder interessanter sind, noch reifer oder erwachsener sondern es ist einfach anders. Es ist jetzt nicht so, dass man nach vier Jahren, in denen man so krachige Musik macht, dann irgendwann sagt: Jetzt sind wir erwachsen und jetzt machen wir was geordneteres. Also ich finde auch überhaupt nicht, dass unsere Musik im Moment glatt oder geordnet klingt. Immer noch nicht. Ich finde durchaus, dass es einen roten Faden gibt, der sich durch alles Bisherige zieht.

Tatsächlich kann man in der Entwicklung der jungen Bandgeschichte einen roten Faden finden. Sogar einen, der schon mal so ähnlich gesponnen wurde. Auch Kraftwerk oder die Vorläufer der NDW ließen irgendwann die Gitarren im Schrank und widmeten sich rein elektronischen Klängen. Die Verweise auf dieses Erbe nerven die Band dabei keineswegs.

Ich finde es eigentlich immer ganz wichtig darüber zu sprechen, weil wir uns konkret dazu entscheiden, gewisse Sachen zu zitieren und weil das eben für uns auch wichtig ist. Gerade in der elektronischen Musik kommt man da nicht herum. Ich finde, man muss eigentlich genau wissen: Wo ist das entstanden? Unter welchen Umständen und was hat das mit mir zu tun? Und wo sehen wir uns selber da drin? Das ist natürlich auch eine ganz klare künstlerische Positionierung, die man einnehmen muss und wir sind uns dessen sehr bewusst.

Das musikalische Netzwerk von MIT hat auch reale Auswüchse. So befindet sich mit dem ehemaligen Kraftwerk-Pionier Emil Schult prominente Unterstützung im Umfeld der Band. Darüber hinaus steuerte Immendorf-Schüler Alexander Voigt das Artwork zu Nanonotes bei. Jas Shaw von Simian Mobile Disco produzierte die Platte.

Wir haben eben glücklicherweise einen Freundeskreis, den wir sehr schätzen für dessen Arbeit und wo es uns eigentlich immer ein Anliegen war, gewisse Sachen abgeben zu können und zu gucken, wie Leute unsere Sachen interpretieren. Das ist eine Sache, der wir sehr offen gegenüberstehen. Wir interessieren uns dafür, dass man dieses berühmte dritte musikalische Ohr dann eben auch hat. Es ist irgendwie keinem damit geholfen, zu sagen: Wir sind die Band, wir haben die Idee und wir machen das jetzt ganz alleine.

Die Klangbastler von MIT verstehen es, Elektro-Geschichte weiterzuschreiben. Das Trio ist der heimische Beitrag zu einer Generation junger Musiker, die unvoreingenommen an Klangtexturen feilen. Junge Musiker, wie James Blake, die mithilfe des Internets 40 Jahre Elektro-Geschichte in sich aufgesogen haben. Auf der Suche nach einem neuartigen Sounddesign zapfen MIT ihr erstklassiges Netzwerk an. Dass sie aber auch alleine bestehen können, zeigen sie ab April auf ihrer Tour durch Deutschland und die Schweiz. Immer dem Klang verpflichtet.


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