Im Plattenkoffer mixen DJs, Produzent*innen und Musiker*innen aus der elektronischen Musikszene ihre Lieblingstracks und erzählen die dazugehörigen Geschichten. Bisher konntet ihr das bei uns im Radio und auf Soundcloud hören. Seit November 2020 erscheint der Plattenkoffer auch als Podcast, inklusive ausgespielten Tracks. Überall wo es Podcasts gibt.
Feinsinniges Underground-Understatement
Wer sich für die deepe und subtile Seite von House und Techno interessiert, wird an Dial Records nicht vorbeikommen. Seit über 20 Jahren veröffentlicht das weltweit geschätzte Label kontinuierlich großartige EPs und Alben, darunter von Acts wie Pantha du Prince, Efdemin, Soela und Roman Flügel. Gegründet wurde Dial Records 1999 von Lawrence und Carsten Jost. Mit ”You Don’t Need A Weatherman To Know Which Way The Wind Blows“ veröffentlichte Letzterer 2001 einen Album-Klassiker der frühen Nuller Jahre – einer Zeit, in der die große Techno-Welle der Neunziger abgeflaut war und sich die Szene musikalisch neu sortierte.
Carsten Jost und Lawrence setzten in den darauf folgenden Jahren als Musiker und Label-Betreiber mehrfach die Maßstäbe für eine atmosphärisch dichte und feinsinnige Form von House und Techno. Dabei spielte immer auch ein künstlerischer Ansatz eine große Rolle: zum einen mit Alben, die vor allem zum Hören und nicht nur zum Raven einladen, zum anderen mit hochwertig gestalteten Cover-Artworks und einem angenehmen Underground-Understatement.
Parallel zu seiner musikalischen Karriere ist Carsten Jost unter seinem bürgerlichen Namen David Lieske auch als Künstler sehr aktiv. Hier drückte er sich bisher in ganz verschiedenen Formen aus – mit Typografie, Fotografie und Rauminstallationen. In Berlin gründete er zudem die Mathew Gallery mit.
Neues Album von Carsten Jost steht an
In den letzten Jahren ist Lieske wieder stärker als Musiker in Erscheinung getreten. 2017 erschien nach langer Pause sein zweites Album ”Perishable Tactics“. Außerdem hat er zahlreiche DJ-Set-Podcasts veröffentlicht, die nach all den Jahren nichts von ihrer deepen Faszination verloren haben. In diesem Sommer erscheint voraussichtlich Carsten Josts drittes Album. ”La Collectionneuse“ soll es heißen.
Im Plattenkoffer stellt er in chronologischer Reihenfolge neun Tracks vor, die ihn musikalisch sozialisiert haben – mit vielen Geschichten und Eindrücken aus der Antifa-Jugend, seiner Mitarbeit bei Ladomat und seiner Zeit in Berlin, wo er nach Stationen in New York und Tel Aviv mittlerweile lebt.
Tracklist
- Klaus Doldinger – Das Boot
- The Breeders – Glorious
- The Sonic Youth – Mildred Pierce
- Horace Andy – Problems
- Nasty Habits – Shadowboxing (The Remix)
- Alec Empire – 22-24
- Alter Ego – Burning the Bristles
- Jill Scott – Slowley Surley (Theo Parrish Remix)
- The Radio Dept. – Deliverance