Im Prinzip ja, antwortet Schlagzeuger Chris Hainey. Denn wer versucht, die Musik von Maps & Atlases zu analysieren, steht vor keiner leichten Aufgabe.
Math Rock ist Musik, die ständig den Rhythmus, das Tempo oder auch die Tonart wechselt. Eigentlich basiert Math Rock auf einem sehr technischen Stil.
Und auch wenn keines der vier Bandmitglieder Musik studiert hat, machen sie seit mittlerweile fast sieben Jahren komplexe Musik. 2006 haben Maps & Atlases im Alleingang ihre erste EP veröffentlicht. Das erste Album Perch Patchwork folgte hierzulande vergangenen Oktober. Ihre Art Musik zu schreiben, hat sich in den Jahren konsequent weiterentwickelt, verrät Sänger Dave Davison. Aus spontanen Jam-Sessions wurden Lieder mit ausgefeilten Strukturen.
Wir haben ein paar Jahre damit verbracht zu jammen – einfach drauf loszuspielen und Ideen auszuprobieren. Wir wollten herausfinden, was uns verbindet. Viele unserer ersten Songs entstanden in dieser Zeit. Danach wussten wir, was wir können und haben für die zweite EP die improvisierten Songs gemischt mit Liedern, die eine strikte Struktur durch Text oder Akkorde haben. Aber eigentlich entsteht jeder Song anders.
Ihre Inspiration holen sich Maps & Atlases aus ihrem Umfeld. Schon in den Anfängen haben sie sich mit anderen Bands ausgetauscht. Laut Dave ist ihre Heimatstadt Chicago der richtige Ort, um genau das zu tun und trotzdem sich selbst und dem eigenen Musikstil treu zu bleiben.
Ich glaube, hier gibt es viele experimentelle Bands, die sich gegenseitig dazu ermutigen kreativer zu sein. Chicago ist nicht unbedingt eine Stadt, die für ihre Mainstreammusik bekannt ist. Es ist nicht so, dass eine neu gegründete Band sofort einen Plattenvertrag bekommt und berühmt wird. Viele Bands machen Musik, weil sie gerne Künstler sind. Sie inspirieren sich gegenseitig dazu, genau so weiterzumachen. Ich glaube, deswegen legen wir mehr Wert auf Kreativität als Erfolg.
Dass Maps & Atlases vor allem Künstler sein wollen, macht sich auch in ihrer Musik bemerkbar. Die Songs auf Perch Patchwork manövrieren sich geschickt an Konventionen vorbei. Hier sind instrumentale Stücke genauso zu finden wie Songs, in denen ganze Geschichten erzählt werden. Dann gibt es wieder Lieder, in denen neben Gitarre, Schlagzeug und Bass auch Streicher, Saxophon und Flöte auftauchen – und dann sind da Passagen, in denen man nur Daves Stimme hört.
Bei all ihrem künstlerischen Anspruch achten Maps & Atlases jedoch auch darauf, nicht in ihrer eigenen Suppe zu kochen. In anderen Projekten mitzuarbeiten ist für die Musiker von Maps & Atlases selbstverständlich.
Es ist definitiv gut, eine Identität als Gruppe zu haben. Aber es ist auch gut, außerhalb dieser Gruppe zu experimentieren. Wir sind uns einig, dass es wichtig ist, sich als Musiker weiterzuentwickeln. Zu wissen, was man als Gruppe gut kann, sich aber nicht darauf zu beschränken. Wenn ich sage, ich möchte Oboe spielen lernen, dann kann ich das tun. Es wäre jetzt nicht richtig, wenn ich dann auch auf dem nächsten Album Oboe spielen wollte, aber ich glaube, es ist wichtig auch außerhalb seiner Grenzen zu experimentieren.