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Reingehört: Digitalism – I Love You, Dude

Ihre neue Single „Two Hearts“ hat unter Fans und Kritikern Kontroversen ausgelöst, nun ist das dazugehörige zweite Album des Elektroduos Digitalism erschienen. Wir haben die beiden Hamburger getroffen und mit ihnen über Clubmusik, die neue Platte und ihre besondere Beziehung zum Kontinent Australien gesprochen.

Im rasend schnellen Veröffentlichungsturnus der Musikindustrie ist es für eine Band heute schwerer als je zuvor, ein Album lang im Interesse der Öffentlichkeit zu halten. Nach einem halben Jahr, spätestens aber nach dem Ende der Tour ist meistens Flaute und die nächste Platte sollte angepeilt werden. Das Debüt des Elektroduos Digitalism ist da eine Ausnahme. Auch vier Jahre nach seinem Erscheinen hält sich der Erstling der beiden Hamburger Jens und Isi wacker und taucht immer wieder auf Tanzflächen, in DJ Sets und TV-Spots auf. Ein Debüt mit beispielhafter Halbwertszeit, das die Messlatte für einen Nachfolger hochlegt. Nun erscheint mit I Love You, Dude neues Material aus dem Hause Digitalism.


Wer glaubt, nach vier Jahren Ruhepause würde nun ein überdurchdachtes und verkopftes Konzeptalbum erscheinen liegt falsch. Die zehn Songs auf I Love You, Dude könnten unterschiedlicher nicht sein und versuchen sich an dem Spagat zwischen Up-Tempo Techno und Synthie-Pop. Nur der logische nächste Schritt, erklärt Isi, die bärtige Hälfte von Digitalism.

Nicht ganz anders als das erste, aber extremer. Es ist langsamer und schneller, die Melodien sind noch melodiöser geworden und das härtere ist noch härter geworden.

I Love you, Dude. Persönlicher könnte ein Albumtitel für Jence und Isi wohl kaum sein. Dabei geht es aber nicht um die Liebe zum jeweils anderen, sondern um einen Moment, den sie bei einem Kurzausflug in Australien erlebt haben, erklärt Sänger Jence.

Das war nur so eine Stimmung. Wir hatten angefangen zu schreiben, hatten Ideen und versuchten das alles unter einen Hut zu bekommen. Dann hatten wir eine Zwangspause, weil wir über Silvester nach Australien mussten. Da war alles so entspannt, dass wir verstanden haben, was wir wirklich machen müssen. Danach haben wir das Album in zwei Monaten fertig gemacht. Eigentlich reflektiert das die Stimmung die wir da hatten, ganz entspannt und einfach ganz locker.


Schon nach dem Erscheinen der ersten Single Two Hearts war klar, die neue Platte würde einen Richtungswechsel einschlagen. Der Vorgänger Idealism war ein Clubalbum wie man es sich vorstellt: Kaum ein Song kam ohne stampfenden Beat aus und die Sounds strickten sich häufig nach ähnlichen Mustern. Der Nachfolger bricht mit diesen Mustern und wird vielfältiger und bunter. Ist es das, was Jence und Isi unter Clubmusik 2011 verstehen, oder ist I Love You, Dude am Ende überhaupt nicht als Clubalbum gedacht?

Ich glaube der Gedanke von Clubmusik hat sich bei uns nicht geändert. Wenn man einen Track wie „Reeperbahn“ anhört, dann denkt man eben: Das könnten eigentlich Prodigy sein, oder die Chemical Brothers. Wir sind einfach nicht richtig elektronisch, wir sind aber auch nicht richtig Band, wir sind genau dazwischen. Es ist wahrscheinlich so, dass wir inzwischen Songs schreiben, aber die sind immer auch angelehnt an die Clubs. Das kommt dann eben so aus uns raus. Selbst wenn wir eine Ballade machen, dann wäre da trotzdem ein Kompressor drunter, das machen wir einfach automatisch so. Es ist auf jeden Fall immer etwas drin, dass an den Club erinnert.

Auch nach dem vierten oder fünften Durchgang ist es schwierig eine klare Linie auf I Love You, Dude zu entdecken. Zu Abrupt sind die Stilwechsel und Temposprünge. Auch Jence und Isi haben davon Abstand genommen dem Album ein Thema zu geben, obwohl die Arbeit durchaus mit einem Bild im Kopf begann.

Wir hatten angefangen mit einem Reise-Thema. Das hat sich dann verselbstständigt und dann ist irgendwas dabei rausgekommen, das wir selbst nicht mehr so genau verstehen. Auf jeden Fall lässt sich das Album gut im Auto anhören oder im Flieger oder irgendwo anders. Man muss dabei in Bewegung sein. Man darf nicht zuhause sein und das Album einlegen und sagen: Ich sitze jetzt hier.

Ob sich I Love You, Dude so lang wie sein Vorgänger halten wird, kann nur die Zeit zeigen. Genug zu entdecken gibt es in den zehn Songs auf jeden Fall. Nur werden sich die Fans wünschen, nicht wieder vier Jahre auf ein neues Digitalism-Album warten zu müssen.

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