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Foto: Josh Olins

Reingehört: Lykke Li – I Never Learn

Mit ausufernden Balladen auf der Suche nach dem wahren Ich

Nach dem großen Erfolg ihrer letzten Platte waren die Erwartungen an Lykke Li und das kommende Album groß. Die Schwedin bringt mit „I Never Learn“ eine große Überraschung raus und lässt sich vom öffentlichen Druck nicht beeinflussen.

Wer mit dem neuen Album von Lykke Li und tanzbaren Songs wie Little Bit oder Dance, Dance, Dance in den Sommer starten wollte, wird leider enttäuscht sein. I Never Learn heißt die neu erschienene Platte und weicht wesentlich von ihren Vorgängern ab.

Die Suche nach dem wahren Ich

Das zweite Album der Schwedin war ein großer Erfolg. Der Remix von I Follow Rivers hat weltweit die höchsten Chartplatzierungen erreicht. Nach diesem Durchbruch hat sich Lykke Li mehr Zeit fürs kreative Schaffen genommen. Sie wollte ihrem neuen Projekt einen besonders persönlichen Charakter verleihen.

Die Sängerin wird bald 30 und reflektiert auf I Never Learn die vergangenen Lebensjahre. Sie verarbeitet die gesammelten Erfahrungen und offenbart dem Hörer ihre Erlebnisse und ihre tiefsten Gefühle.

Ich habe versucht rauszufinden, was das Frausein bedeutet. Mit dem Schmerz, der Scham, der Traurigkeit, dem Schuldgefühl und der Wut, mit all diesen Sachen.

Jetzt ist Lykke Li mehr in sich gekehrt und das sollte auch auf I Never Learn spürbar sein. Sie hat nach Perfektion gesucht. Die Musik sollte präzise sein und den Charakter der Sängerin wiedergeben. Auf dem neuen Album erzählt Lykke Li, wie sie versucht hat, ihr Herz und ihren Kopf zusammenzubringen.

Ich glaube, ich spreche viel von meinem Herz. Davon, wie ich wütend auf mein Herz war. Weil mein Kopf und mein Herz zwei unterschiedliche Sachen wollten. Es war ein echter Konflikt zwischen dem Herz und dem Kopf. Ich war sehr verärgert, dass mein Herz sich nicht entscheiden konnte.

Reduzierte Songs und ausufernde Balladen

I Never Learn hat zwei Gesichter. Das Erste hat ein reduziertes, akustisches Profil. Lykke Li wird nur von Akustik-Gitarren begleitet und setzt ihre zarte Stimme kraftvoll ein. Songs wie Love Me Like I’m Not Made Of Stone wirken dadurch echt und greifbar. Lykke Li versteckt sich hinter keiner pompösen Instrumentierung und zeigt das wahre Ich.

(…)sich nicht hinter irgendetwas verbergen, sondern beleuchten, wer ich wirklich bin. Ich wollte schauen, ob ich das bewältigen kann. Denn ich denke, das ist der ultimative Test: Wenn ein Song gut genug ist, nur an der Gitarre, dann ist das ein verdammt guter Song.

Die zweite Komponente von I Never learn sind ausufernde und prunkvolle Balladen. Wuchernde Arrangements, die man so zuletzt in den pompösen Radioballaden der 90er Jahre gehört hat. Die findet man in Songs wie No Rest For The Wicked oder Never Gonna Love Again wieder. Da kommen unter anderem Streicher und Orgel zum Einsatz und geben der Platte eine treibende Dramaturgie.

Balladen für Kuschelrocksender

Das neue Album ist düster und handelt vom Leid. Lykke Li selbst lässt jedoch eine gewisse Distanz und Selbstironie durchblicken. Sie wolle Balladen schreiben, die die Playlisten der Kuschelrock-Sender füllen und die als Rausschmeißer in der Disco funktionieren.

Das ist mein Traum. Ich möchte das letzte Lied in der Disco haben. Für alle Einzelgänger und Außenseiter.

Den Schmerz zelebrieren und lange auf sich wirken lassen. Das macht I Never Learn möglich. Es ist ein sehr gelungenes Album. Für alle, die sich ihrem Liebeskummer zuwenden möchten, ist das genau das Richtige. Alle Anderen sollten die Platte lieber für den melancholischen Herbst aufheben.

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