Maria Taylor hätte auch Apothekerin werden können. Im Brauen anrührender Songs gegen Herzschmerz ist sie ungeschlagen. Ihr viertes Soloalbum Overlook ist wie die Vorgänger wieder eine Erste-Hilfe-Platte für alle Verlassenen und Enttäuschten dieser Welt geworden. Melancholie und Sehnsucht statt Euphorie und Optimismus. Im Schwermut hat sich Maria Taylor schon immer wohlgefühlt. Auch mit ihrer Band Azure Ray schlug sie bisher eher die ruhigeren Töne an. Und als Teilzeit-Mitglied von Bright Eyes dürfte sie sich einiges von Melancholiker Conor Oberst abgeschaut haben.
Mit Overlook will Maria Taylor nun neue Wege ausprobieren: Weg vom minimalistischen Songwriting, hin zu mehr Instrumenten und einem experimentellerem Sound. Streckenweise gelingt ihr das sehr gut. In Bad Idea zum Beispiel bricht sie mit ihrem Pop-Country Schema. In dem gelassene Ragtime blickt sie selbstironisch in die Zukunft.
Auf die Gesamtlänge der Platte stolpert Taylor jedoch über Ihr ambitioniertes Vorhaben. Die neun Songs klingen oft zu gewollt vielschichtig. An manchen Stellen bemüht sie Synthesizer, die die Songs überfrachten. Im Opener Masterplan macht ein unruhiges Schlagzeug die Spannung kaputt und im folgenden Matador platzt ein Gitarrensolo in den Song, das völlig im Gegensatz zum Rest des Stücks steht.
Overlook ist trotzdem eine angenehme Platte geworden. Taylors süßliche Stimme ist einzigartig. Die tröstet auch darüber hinweg, dass sich die Texte manchmal in platten Phrasen verlieren. Aber am Ende der 32 Minuten, die das Album dauert, bleibt man mit dem Gedanken zurück, dass es nicht immer große Arrangements und viele Instrumente braucht. Manchmal ist weniger eben doch mehr.