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In Kalifornien gibt’s nur blonde Surfer? Stimmt nicht. Auch Musiker und Plattennerd Nick Waterhouse kommt aus L.A. (Foto: Promo)

Reingehört: Nick Waterhouse – Holly

Rocker vs. Soulies

Für Nick Waterhouse dreht sich alles um die Klassiker. Das fängt bei Button-down-Hemd, Krawatte und Buddy-Holly-Brille an und trifft auch auf seine Musik zu. Die bewegt sich zwischen energetischem R’n’B und Garage Rock. Auf seinem zweiten Album „Holly“ schafft er eine düstere Film-noir-Atmosphäre.

Nick Waterhouse ist ein Nerd, ein Plattennerd. Schon während seines Studiums jobbte er in einem kleinen Plattenladen, der sich auf 7-inch-Singles spezialisiert hat. Bei seinem anderen Job als DJ legte er natürlich auch nur diese Scheiben auf. Irgendwann reichte ihm das nicht mehr.

Rocker vs. Soulies

Er nahm zwei Songs auf, die auf 7-Inch handgepresst und -gelabelt wurden und veröffentlichte sie in Eigenregie. Die Scheibe war im Handumdrehen ausverkauft und wechselt heute gerne mal für mehrere hundert Dollar den Besitzer. Es ist ein richtiger Kleinkrieg darüber ausgebrochen, erzählt Nick Waterhouse.

Ich komme aus Südkalifornien und da gibt es einige Plattensammler, die vor allem Rock’n’Roll und Northern Soul Singles und sowas sammeln. Die haben die Platte gekauft, es war wie ein Krieg zwischen zwei Lagern.

Ein Album wie ein Film Noir

Sein erstes Album Time’s All Gone war eigentlich eher eine Ansammlung von Singles, erzählt der 28-Jährige. Für Holly hatte er mehr Zeit und mehr Material.

Das letzte Album war so: Ok, mehr Songs hab ich nicht, ich schätze, dann ist das das Album. Bei diesem hatte ich einfach Spaß mit dem Format. Der Spirit ist immer noch derselbe, aber es ist sowas wie die Breitbildversion meiner Musik. Ich habe letztes Jahr den Film „The Master“ von Paul Thomas Anderson gesehen und der hat mich sehr beeindruckt. In meinem Kopf klingt die Platte so wie der Film aussieht.

Auf Holly erzählt Nick Waterhouse die Geschichte von eben jener Holly. Sie ist eine fiktionale Figur und man ahnt schon, dass es mit ihr kein gutes Ende nehmen wird. Ihr Schicksal entwickelt sich mit jedem Song ein Stückchen mehr Richtung Verderben. Waterhouse schafft eine düstere Atmosphäre, wie in einem Krimi.

https://www.youtube.com/watch?v=qtLnxItPCAc

Rhythm’n’Blues und Garagenrock

Waterhouse verbindet Rhythm’n’Blues, energetischen Garagenrock mit fiesem Saxophon und Surf-Gitarren-Licks. Er baut auch schon mal ein paar Mariachi-Bläser ein und lässt die Band eine wilde Jazzimprovisation spielen. Neben seinen eigenen Stücken spielt Nick Waterhouse auf Holly auch einige Coverversionen, zum Beispiel den Song It No 3 von Ty Segall und Ain’t There Something Money Can’t Buy.

„Ain’t there something money can’t buy“ ist ein Song vom Young Holt Trio, den ich schon eine Weile live spiele. Ich hab die Platte immer gerne aufgelegt als ich DJ in San Francisco war. Darin geht es um teure Lebensstile und Gentrifizierung. Das hat gut zum Rest des Album gepasst.

M.O.N.E.Y.

Apropos teurer Lebensstil: einer seiner Songs wurde gerade für den Werbespot einer Automarke verwendet. Das habe sich ein bisschen angefühlt, wie im falschen Film, sagt Waterhouse.

Es war ein bisschen surreal, als hätte man sich auf eine Cocktailparty geschlichen, wo man irgendwie nicht hinpasst. Ich meine, ich hab die Platte in Mono aufgenommen! Wer hätte gedacht, dass ein Marketingdirektor, der vermutlich Millionen Dollar ausgibt, um ein paar Models zu filmen, wie sie in einem Auto herumfahren, so einen schäbigen Song benutzen würde?

Rock’n’Roll tanzen erlaubt

Als schäbig kann man Holly nun wirklich nicht bezeichnen. Nick Waterhouse zollt der Vergangenheit Respekt, ohne sie zu kopieren. Er verbindet seine vielfältigen Einflüsse zu erfrischend zeitlosen Songs, die ordentlich Feuer auf der Tanzfläche machen. Die unzähligen Stunden, die er damit verbracht hat, in Plattenkisten zu wühlen, haben sich gelohnt – für ihn und für uns.

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