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Reingehört: No Ceremony/// – No Ceremony///

Manchester ist kein schöner Ort. Viel zu oft verhängen dicke Regenwolken die Sonne über dem ehemaligen Industriestädtchen. Das hat sich in der Vergangenheit allerdings als perfektes Klima für Musiker herausgestellt. Pathos und Schwermut liegen quasi in der Luft. Man denke nur an Joy Division, The Smiths und Oasis. Das mysteriöse Trio No Ceremony/// kommt ebenfalls aus Manchester und hat soeben sein erstes Album rausgebracht.

Reingehört: No Ceremony 04:27

Den Manchester-typischen Hang zur Melancholie haben NO CEREMONY/ definitiv auch. Schmerz, Sehnsucht, Liebe – die großen Gefühle schwingen vom ersten Pianotakt an mit. Und hier, in den ersten zwei Tracks ihres Debütalbums wird auch schon deutlich, worum es NO CEREMONY/ geht. Wer sie sind, spielt keine Rolle. Ihre Stimmen jagen sie durch den gefühllosen Vocoder, ihre Nachnamen bleiben geheim, über ihre Vergangenheit sprechen sie nicht. Die Musik von NO CEREMONY/ soll für sich stehen.

NO CEREMONY/ sind Kontrollfreaks, die nichts dem Zufall überlassen. Deshalb ist es sicher auch kein Zufall, dass ihr selbstgestaltetes Album-Artwork an das grafisch-reduzierte, legendäre Debütalbum von New Order erinnert: der Bandname in großen weißen Lettern prangt auf schwarzem Grund, daneben drei ominöse, blaue Schrägstriche. Ob die Schrägstriche im Namen für die drei Bandmitglieder James, Kelly und Victoria stehen, möglich. Aber auch dazu äußern sich NO CEREMONY/ nicht.

Wärme trotz düsterer Inszenierung

Fast alle Songs auf ihrem Album konnten Fans in den letzten zwei Jahren schon als Demos von der Bandwebsite runterladen. Darunter auch die Single HEARTBREAKER, zu der Joey Santiago von den Pixies einen durchdringenden Gitarrenpart beisteuerte. Während der brachiale Synthiebass warnend pulsiert, macht Santiagos Gitarre den zart besungenen HEARTBREAKER: gefährlich, sexy, aufrührerisch. Ein aufregender Tanz.

So mysteriös und düster sich NO CEREMONY/ auch inszenieren, ihre Songs strahlen doch eine eigenartige Wärme aus. Trotz aller technischer Hilfsmittel, Dancebeats und gespenstischem Kirchenhall: Das einsame Piano, die Akustikgitarre und die unverfälschten Stimmen der verschiedenen Sänger berühren am stärksten. Besonders die spärlich instrumentierte Ballade AWAYFROMHERE, der der irische Songwriter James Vincent McMorrow die Stimme leiht.

Wider den Popsongkonventionen

So wenig, wie sich NO CEREMONY/ dem Öffentlichkeitswahn hingeben, scheren sie sich auch um Popsongkonventionen: Zumindest in den Dance-Tracks werden diese großzügig ignoriert. Auf der Club-Tanzfläche scheinen sich NO CEREMONY/ sicher zu fühlen. Ihre Arrangements sind ausgeklügelt: Instrument für Instrument baut sich PARTOFME bedächtig auf, um sich dann in einem Skrillex-würdigen Gewitter zu entladen.

Diese Sicherheit hat das Trio auf ihrem Debütalbum noch nicht in allen Bereichen – was gerade bei den stärksten Songs auffällt. Denn mit Hilfe erfahrener Gastmusiker können NO CEREMONY/ zeigen, was sie können. Leider sind die Lyrics der meisten Songs noch ziemlich flach. Aber ganz ehrlich: bei NO CEREMONY/ kommt alles aus einer Hand – und das ist alles ziemlich gut: die Musik, die dazugehörigen Videos, Bühnen-Visuals und das Artwork. Da darf für das nächste Album ruhig noch etwas Spielraum nach oben bleiben.

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