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Reingehört: The Drums – Portamento

Mit ihrem Song „Let’s Go Surfing“ landeten die vier Jungs von The Drums im letzten Sommer auf Anhieb einen Hit, ebenso umjubelt war ihr Debütalbum. Ein Jahr später veröffentlichen die New Yorker nun ihr zweites Album „Portamento“.

Einiges hat sich bei The Drums seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum verändert. Am offensichtlichsten ist wohl die neue Anzahl der Mitglieder – Gitarrist Adam Kessler hat nach nur zwei Jahren Bandgeschichte aufgehört und so rücken The Drums rund um Sänger Jonny Pierce noch etwas enger zusammen.

Wir hatten fast schon eine Gang-Mentalität als Adam noch in der Band war. Das war so: Wir vier gegen den Rest der Welt. Für uns waren vier Jungs einfach das ideale Bild für eine Band. Aber wenn das dann auseinanderfällt, denkst du über vieles auf eine ganz andere Weise nach.

Nachdem Adam Kessler die Band im September 2010 verlassen hatte, formierten sich die New Yorker neu. Auch die Aufnahmebedingungen sind eher ungewöhnlich, unter denen die drei New Yorker ihr zweites Album aufgenommen haben. Es sollte kein normales Studio sein, sondern die Küche von Sänger Jonny Pierce. Da die Nachbarn von dem Geräuschpegel aber nicht so angetan waren, sind sie kurzfristig nach Florida geflogen, um dort das Schlagzeug einzuspielen. Wie auch schon beim ersten Album haben sich The Drums in kompletter Eigenregie produziert.

Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie wir mit einem Produzenten zusammenarbeiten. Ich meine, sag niemals nie, alles kann in der Zukunft passieren. Aber manchmal erzählen mir Leute, dass sie einen unserer neuen Songs gehört haben, ohne zu wissen, dass er von uns ist und sie sagen gleich: Ich weiß, dass ihr das seid, weil es wirklich nach euch klingt. Sogar schon, bevor der Gesang einsetzt. Und das ist einfach ein Kompliment für uns.

Dieser eigenständige The Drums-Sound findet sich auch auf Portamento wieder. Man wird erst mal warm in Empfang genommen von dem Albumopener Book Of Revelation: ein treibender Beat und eine leicht einprägsame Melodie, wie man sie auch schon vom Erstlingswerk kennt. Auch der zweite Song Days erinnert stark an den Stil des vorigen Albums. Ein billiges Kopieren der ersten Platte mit zwölf neuen Liedern ist es dann aber doch nicht geworden.


Das wird einem spätestens dann bewusst, wenn man einmal genauer auf die Texte achtet. „I’ve seen the world /  there is no heaven, there is no hell / I believe when we die we die“ singt Pierce in Book Of Revelation und gibt sich damit ungewohnt erwachsen. Ganz anders klang das noch auf dem ersten Album: Surfen, Strand und Sommer waren da die vorherrschenden Themen. Sind The Drums ein Jahr nach ihrem Debütalbum wirklich so schnell erwachsen geworden? Sie selbst äußern sich dazu nicht, betonen aber, dass es ihnen wichtig sei, die Leute immer wieder zu überraschen.

Wir haben lieber eine Reaktion als gar keine. Wir wollen nicht, dass das leicht verdaulich ist, dass die Leute gar nicht mehr darüber nachdenken, was wir machen. Wir lieben die Idee, beständig zu sein, aber eben nicht vorhersehbar. Wir wollen auch Dinge machen, die die Leute überraschen.

Vermutlich ist es der berühmte Mittelweg, den The Drums mit ihrem zweiten Album beschreiten, sozusagen ein Übergang zum Erwachsenwerden. Dazu passt auch der Albumtitel Portamento, ein altes italienisches Wort aus dem 17. Jahrhundert, das den Übergang von zwei Tönen beschreibt. Im Gegensatz zu ihrem ersten Album, das cineastisch und inszenierend war, kümmern sich die New Yorker auf ihrem neuen Album nun mehr um die Realität. Schluss also mit der Leichtigkeit des Seins und rein in die emotionalen Tiefen der gescheiterten Liebe, die Jonny Pierce in Titeln wie In The Cold und Please Don’t Leave besingt.

Auch musikalisch haben sich die drei Jungs aus Brooklyn weiterentwickelt. Auf Portamento ist nun noch mehr Hall auf Stimme und Instrumenten. Geblieben sind die gleichen stoischen aber einprägsamen Basslinien, wie sie auch in What You Were zu hören sind. Doch auch wenn sich Altbewährtes auf die neue Platte geschlichen hat, so gibt es doch deutlich mehr Spielraum für Experimente als auf dem Debütalbum. Da darf schon mal ein ausladendes Synthesizer-Intro bei Searching For Heaven herhalten, das dann das Klangbett für den fast schon weinerlichen Gesang von Jonny Pierce bildet. Nicht jedermanns Geschmack, aber mutig.

Und auch wenn ihnen Nummer-Eins-Hits im Radio nach eigener Aussage schlichtweg egal seien, sind The Drums dann mit dem Tanzflächenhit Money aber doch nochmal auf Nummer sicher gegangen. Schneller Beat, fast schon aufdringlicher Refrain und damit 1a dafür gemacht, sich in den Gehörgängen festzusetzen – sicher ist eben sicher.

Alles in allem ist Portamento ein sehr abwechslungsreiches Album, das man gerne auch als Anti-Hype-Werk bezeichnen darf. Denn The Drums schaffen es zumindest mittelfristig von ihrem pfeifenden Strand-Image weg und wagen sich auch mal abseits ihres Erfolgssounds etwas auszuprobieren. Und dass sie damit auf dem richtigen Weg sind, beweisen die Besucherzahlen ihrer Konzerte.

Wir haben gerade auf dem Melt!-Festival gespielt und ich hab gedacht, vielleicht kommen so ein paar hundert Leute zu unserem Auftritt. Und dann war da diese Riesenmenschenmasse und wir dachten: Wow, die Leute interessieren sich immer noch dafür, was wir machen, sogar nach dem Hype. Das war das Ermutigendste, was ich bis jetzt gesehen habe in diesen drei Bandjahren.

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