Das erste, womit sich Me And My Drummer Anfang dieses Jahres ankündigten, war die Single You’re A Runner: treibend, kraftvoll und im Abgang sogar ziemlich wütend.
Seitdem kann sich die musikaffine Netzgemeinde kaum zurückhalten. Das Debütalbum war noch nicht erschienen, da musste die Releaseparty in Berlin bereits verlegt werden, weil sie ausverkauft war. So groß war der Hype. Me And My Drummer heißt die Band, die diesen Wirbel verursacht. Dahinter stecken Charlotte Brandi und Matze Prölloch. Kennengelernt haben sich die beiden am Theater in Tübingen. Für die Arbeit an ihrer ersten Platte sind sie nach Berlin gezogen. The Hawk, The Beak, The Prey heißt das Debütalbum, das jetzt bei Sinnbus erscheint.
Wer gehofft hat, dass es genauso deftig weiter geht, wie mit der ersten Single angekündigt, der wird vom Debütalbum überrascht sein. Denn die restlichen zehn Songs auf der Platte laufen in eine andere Richtung. Reduktion ist hier das Stichwort, und die findet sich zum einen im Tempo und zum anderen in der Instrumentierung der Songs. Die meisten bestehen nur aus Klavier oder Synthesizern, Schlagzeug und Gesang. So wollte es das Duo von Anfang an, erzählt Matze Prölloch.
Es hat mit Pianosongs im klassischen Sinne angefangen und es hat sich jetzt vom echten Klavier wegentwickelt. Der neue Sound ist eher geprägt von Synthieflächen und Bassfiguren auf dem zweiten Keyboard. Aber wir haben jetzt beides.
Die Synthieflächen sind der ruhige Teppich, der unter der Stimme von Charlotte wabert. Charlotte, so bekommt man das Gefühl, verliert sich in ihrem Gesang. Mal jubelt sie, mal fleht sie, mal tobt sie – ihre Stimme setzt sich fest im Ohr.
Zwei Musiker, zwei Instrumente – es ist durchaus eine Herausforderung, damit nicht in die Eintönigkeit zu verfallen. Auf der Suche nach dem perfekten Klang hat der Berliner Produzent Tobias Siebert eine wichtige Rolle gespielt. Auch er war am Anfang unsicher, was besser zu Me And My Drummer passt: Viel oder Wenig.
Man kann natürlich viel machen auf Platte. Man kann viel doppeln und Instrumente aufnehmen, die live gar nicht stattfinden können. Man muss sich früh entscheiden, ob das einen Bandcharakter bekommt oder ob man versucht, das so zu reduzieren, wie es auch live ist. Ich habe dann das Konzert gesehen und das hat mich so umgehauen, was die beiden da live machen. Dann war klar: Lasst uns das so reduzieren und lieber die Keyboard-Sounds schön aussuchen und nicht so viel Trara drumherum packen.
Aber ein bisschen Trara drumherum gibt es jetzt doch. Einmal führt eine gedämpfte Trompete die Melodie und in Mother Shell zum Beispiel beenden Streicher mit einem großen Finale den Song. An Stellen wie diesen vergisst man glatt, dass es bloß zwei Leute sind, die hinter dem Album stehen. Dann verliert sich die Platte kurz in Pomp und Drama. Es dauert aber nur wenige Sekunden, bis der nächste Song wieder runterfährt und daran erinnert: Hier geht es um die Reduktion.
Vergleiche zu finden, mit der sich der Klang der Band beschreiben lässt, ist gar nicht so einfach. Na klar, man könnte Charlotte ihres Gesanges wegen als eine neuzeitliche Kate Bush beschreiben. Aber das wäre nicht ganz passend. Auch die Band selbst verwehrt sich dagegen, ihren Sound zu definieren.
Da kulminieren Sozialisation, Biografie, aktuelle und damalige Einflüsse, in was, wo alle einem immer ein Konzept unterstellen, das man aber definitiv nicht hat. Die Parallelen sind tatsächlich Zufall und eigentlich kommt das alles aus unserer Liebe zum poppigsten Pop und komischsten Untergrund. Das kulminiert alles in uns und dann kommt so was bei raus.