Menschliche Nähe mit elektronischen Sounds
Elektronische Popmusik, die so minimalistisch ist, dass sie sich auf der Bühne reproduzieren lässt – und zwar ohne Backing-Tracks – dafür stehen die Berliner Musiker Anton Bruch und Bennet Seuss. Zusammen: AB Syndrom. Ursprünglich mal als Quartett gestartet sind sie seit 2017 als Duo unterwegs. Bennet singt und steht an den Keys, Anton ist eigentlich Schlagzeuger und bedient bei AB Syndrom ein großes Refugium elektronischer Pads. Alles wird hier selbst gemacht: Produktion, Artwork und Videos. Auch das fünfte Album „Tut mir gut tut mir leid“ ist kürzlich auf dem eigenen Label erschienen, ein Konzeptalbum über menschliche Nähe. Darauf befindet sich auch der Song „33 Prozent“.
Eine Diagnose, die demütig macht
„Als ich klein war, war es fast schon einmal mit mir vorbei“, singt Bennet im Song. Er erzählt von einem schweren Unfall, den er als Kind hatte: Beim Klettern und Basketballspielen im Kinderzimmer fiel er so schlimm auf den Kopf, dass eine schwere OP nötig wurde. Die Wahrscheinlichkeit, danach ohne bleibende Beeinträchtigungen weiterzuleben: 33 Prozent.
Es hat mich irgendwann eingeholt, wie knapp das war. Und wie dankbar ich sein muss, für das was ich da geschenkt bekommen habe. Dass es so schnell vorbei sein kann, macht einen demütig.
Basketball-Pop
Damals spielte Bennet im Verein Basketball. Die Erinnerungen sind daher stark verschränkt mit seinem Unfall. Auch soundtechnisch gehen die Hauptthemen des Songs Hand in Hand: Der Beat klingt wie ein Ball, der durch eine Turnhalle gedribbelt wird. Die Toms pirschen sich an, scheinen immer näher zu kommen. Die Snare ist das „Swish“ des erfolgreichen Korbwurfs und ein Orgel-Plugin erinnert schließlich an den Sound einer großen, hallenden Stadionorgel.
Wenn der Bass einsetzt, ist das schon ein echter energetischer Moment. Und dieser Einsatz von dem Energieschub, über den denkt man relativ lange nach. Wir zumindest. Der ist wohlgeplant.
Ode an den Beistand
Entstanden ist der Song im Proberaum in Berlin und in einem gemieteten Haus and der Ostsee. Obwohl er nicht als Single veröffentlicht wurde, haben AB Syndrom für „33 Prozent“ besonders viel positives Feedback bekommen. Und das, obwohl die Geschichte des Songs so persönlich ist.
Ich glaube es ist einfach eine Situation, in der sich viele Leute im Leben mal befinden. Dass man mal mitfiebert und es sehr gefährlich ist. Ich hoffe es ist ein Danke an die Leute, die Beistand leisten.
In dieser Folge von Tracks & Traces nehmen AB Syndrom ihren Song „33 Prozent“ Spur für Spur auseinander. Ihr erfahrt, wie mit dem Orgel-Plugin die ersten Ideen entstehen, wie Bennets Erinnerungen an den Unfall den Song inhaltlich prägen und warum in den Sounds so viele Basketball-Assoziationen stecken.