Texten, singen, produzieren, Artwork gestalten, Kostüme nähen – die Hamburger Musikerin KUOKO ist Künstlerin durch und durch. Und das schon seit Jugendtagen. Seit 2018 kennt man sie als KUOKO – Soundtüftlerin zwischen Pop und Electronica. Dafür wurde sie nicht nur mit dem Nachwuchs-Musikpreis „Krach und Getöse“ ausgezeichnet, sondern auch bei Kabul Fire Records unter Vertrag genommen, das Label des Produzenten und Beatbastlers Farhot. Nach zwei EPs ist dort 2021 ihr selbstbetiteltes Debütalbum erschienen.
Wut & Frust
Im Song „Perfect Girl“ des Debüts trifft Dancefloor auf feministische Agenda. Was bedeutet es, als weiblich gelesene Person in dieser Welt aufzuwachsen, fragt sich KUOKO. Wie viele Geschlechterklischees haben wir eigentlich unterbewusst verinnerlicht, obwohl wir es nicht wollen. Und: wie werden wir sie wieder los?
Ich möchte nicht einfach nur sagen: Fuck Society, alles scheiße, sondern es liegt in meiner Verantwortung, diese eingravierten Verhaltensmuster auch selber wieder auseinanderzunehmen, mir abzugewöhnen und dadurch auch jüngeren Frauen was anderes vorzuleben.
Mut zum Minimalismus
„I’m too busy unlearning the shit that you taught me“ ist Refrain und Mantra des Songs. Die Message wird von einem treibenden Beat durch den Song getragen. Dazu gesellen sich anschmiegsame Arpeggios und wabernde Synthie-Klänge. Das beruhigende Klimpern einer Sansula gibt der ansonsten eher elektronischen Uptempo-Nummer einen organischen Touch. Trotz der verschiedenen Facetten klingt „Perfect Girl“ aber nicht überladen, sondern minimalistisch pointiert.
Es ist generell meine Herangehensweise in der Musik: Mit wie wenig Mitteln komme ich wo hin? Manchmal plustert sich das im Verlauf auf und dann nehme ich am Ende wieder Sachen weg. Der Ansatz kommt aus dem Design: Wenn du nichts mehr wegnehmen kannst, dann bist du fertig. Ich mag so eine gewisse Aufgeräumtheit.
Diskriminierung in der Musikbranche
Produziert hat KUOKO den Song „Perfect Girl“, wie all ihre Musik, im Alleingang am heimischen Laptop. Was wiederum zur Message des Songs passt. Denn auch in der Musikbranche herrschen nach wie vor überholte Rollenvorstellungen und der Irrglaube, es gäbe weniger Produzentinnen.
Ich habe vor allem die Erfahrung gemacht, dass du sehr schnell nicht ernst genommen wirst. Dass nicht anerkannt wird, dass du als Frau produzieren kannst. Es ist manchmal sehr schwer und frustrierend sich nicht gesehen zu fühlen. Man gerät in eine Art Beweisdruck.
In dieser Folge von Tracks & Traces hört ihr, wie KUOKO den Song „Perfect Girl“ in ihrem Homestudio produziert hat. Ihr hört, wie die ersten Songskizzen klingen und erfahrt, warum sie von dem Song am Ende noch eine zensierte Version anfertigen musste.