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Megaloh
Foto: Sebastian Schuster

Tracks & Traces | Megaloh – Moral Vs. Realität

„Es ist immer leicht, über vermeintliche Bad Boys zu urteilen“

Im Song „Moral Vs. Realität“ beschreibt Megaloh, wie falsch es ist, mit erhobenem Zeigefinger auf andere zu zeigen und wie schnell man von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt werden kann. Für Tracks & Traces nimmt er seinen Song Spur für Spur auseinander.

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Der Rapper aus Moabit

Megaloh wird 1981 als Sohn eines holländischen Vaters und einer nigerianischen Mutter geboren, wächst in Berlin-Moabit auf und merkt schnell, dass Rap-Musik ihm aus der Seele spricht. Als Teil der Underground-Rap-Crew Royal Authority macht er erste Gehversuche und bricht schließlich sein Studium ab, um mit Freunden sein eigenes Label Level Eight zu gründen und sich ganz auf die Musik zu konzentrieren. Seit seinem Debütalbum  „Im Game“ aus dem Jahr 2005 ist viel passiert: Megaloh hat nicht nur drei weitere Alben veröffentlicht, sondern auch mit diversen Größen des deutschen Hip-Hop zusammengearbeitet und hat einen Künstlerexklusivvertrag bei Max Herres und Joy Denalanes Label Nesola.

Mit dem Rücken zur Wand

Was nach einer erfolgreichen Karriere aussieht, erfährt im Jahr 2021 einen kleinen Schock. Wenn man wegen der Pandemie kaum einen Cent verdient, die Finanzbehörde an der Tür klopft und man eine Familie zu ernähren hat, kann einem nämlich schonmal schnell heiß und kalt werden. In dieser Situation entsteht der Text zu „Moral Vs. Realität“ während einer schlaflosen Nacht auf einem Spielplatz. Mit einer Flasche Hochprozentigem auf der Schaukel sitzend, gießt Megaloh seinen Frust in die Lyrics.

Die Idee für den Song war tatsächlich, wie es ist, mit dem Rücken zur Wand zu sein und was das mit einem macht. Inwiefern es einen verändert, wenn Negativität hochkommt, sehr viel Frustration. Das macht einen anderen Menschen aus einem.

Zeit zum Produzieren

Das einzig Positive an der Corona-Pandemie: Megaloh hat Zeit weiter an seinen Produzenten-Skills zu arbeiten. Mehr nach Boom bap soll der neue Song klingen, inspiriert vom Duo Mobb Deep, die den frühen Hip-Hop New Yorks geprägt haben: weniger opulent ausproduziert, dafür mit knallenden Beats und hallenden Snares. Auch Megalohs Keyboard-Melodie nimmt direkt Bezug auf deren Oldschool-Hip-Hop-Track „Survival of the fittest“. Genutzt hat Megaloh dafür ein kostenloses Plug-In.

Ich bin ein Fan davon, dass man nicht nur überteuerte Plug-Ins benutzt, sondern auch Freeware. Da gibt’s einfach ganz viel da draußen. Motivation für jeden startenden Produzenten: Man braucht nicht unbedingt das große Budget. Man muss einfach ein bisschen diggen und man findet gute Sachen.

Vermeintliche Bad Boys

Den New Yorker Flair des frühen Hip-Hop greift Megaloh aber nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich auf. Der Song reflektiert gesellschaftlich strukturelle Missstände und Klassenunterschiede ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen. Auch wenn es ihm heute finanziell besser geht, kann sich Megaloh gut erklären, dass sich junge Gangster „draußen nehmen was zu Hause fehlt“.

Es ist immer leicht über vermeintliche Bad Boys zu urteilen. Aber wenn man mal wirklich guckt, wo das herkommt, ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem. Da hat die Politik eine Verantwortung, aber da haben wir auch als Mitbürger aus meiner Sicht eine Verantwortung, nicht so schnell mit der Moralkeule da zu stehen und sich bequem vom Sofa aus eine Meinung bilden zu können.

In dieser Folge von Tracks & Traces hört ihr, warum Megaloh für seinen Song Samples von Haftbefehl und Amewu verwendet hat. Ihr erfahrt, warum es im Song von Megaloh um ein Zerwürfnis mit sich selbst geht und was eine Jazzplatte von Al Cohn and The Barry Harris Trio aus dem Jahr 1976 mit all dem zu tun hat.

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