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Oehl
Foto: Tim Cavadini

Tracks & Traces | Oehl – Keramik

Von Möwen und albanischen Frauenchören

Babys sind zerbrechliche Wesen. Insbesondere, wenn sie zu früh zur Welt kommen. Der Musiker Ariel Oehl hat den Song „Keramik“ seinem Sohn gewidmet. In Tracks & Traces erklärt er, was Gedichte von Rilke, Möwen und ein albanischer Frauenchor damit zu tun haben und nimmt den Song Spur für Spur auseinander.

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Der österreichische Musiker Ariel Oehl gründet das Bandprojekt 2016 mit dem Isländer Hjörtür Hjörleifsson. Ihre ersten Songs landen direkt in den Playlisten von Radiosendern und Streamingportalen. Insbesondere der Track „Keramik“ kommt gut an. Als der Musiker Casper ihn 2018 zum Song des Jahres kürt, gerät Oehl auf den Radar von Grönland Records, dem Label von Herbert Grönemeyer. Kaum ist die Tinte auf dem Plattenvertrag trocken, nimmt der Oehl mit auf seine Stadiontour. Gemein haben die beiden ohnehin viel: Ein Faible für poetisch geschriebene, deutschsprachige Popsongs. 2020 erscheint das Debütalbum „Über Nacht“, 2022 folgt das zweite Album „Keine Blumen“, das Ariel Oehl nun im Alleingang produziert hat.

Neuanfang als Künstler

Als 2015 die ersten Songideen für „Keramik“ entstehen, versteht sich Ariel Oehl noch nicht als Künstler. Er arbeitet in der Werbung und verdient gut. Das Musikmachen aber begleitet ihn schon lange.

Ich hatte eigentlich nicht im Kopf Musik ernsthafter zu betreiben. Aber Musikschreiben hat für mich etwas Ritual-mäßiges. Ich habe immer schon nach dem Aufstehen, auch schon um fünf oder sechs in der Früh Musik gemacht. Für mich war es von Anfang an therapeutisch.

Zerbrechlich wie ein Baby

Auch das Songschreiben entdeckt Oehl erst spät für sich. Die frühen Songs basieren deshalb auf fremden Texten, Gedichten von Rainer Maria Rilke, die er lose zusammensetzt. Als 2017 sein Sohn als Frühgeburt zur Welt kommt, scheinen Rilkes poetische Zeilen über die Nacht gut zum neuen Lebensgefühl zu passen und bilden die Basis für den neuen Song. Da das Kind noch so klein und zerbrechlich ist, entsteht der Titel „Keramik“.

Die Nacht war für mich so ein schönes Symbol für das Staunen und das Träumen und all das, was wir in unserer heutigen Zeit nicht mehr schätzen: Die Abwesenheit von Noise am Handy, von Licht. In so ein Gefühl bin ich gekommen, wenn ich meinen Sohn gehalten habe. Sein zu Hause war das Schlafen, die Nacht.

Sounds, die man nicht greifen kann

Musikalisch inspiriert fühlt sich Oehl von der britischen Band The XX, die in ihren frühen Songs häufig einen elektronischen Beat mit einem eingespielten E-Bass kombinieren. Aber Oehl will weiter nach interessanten Sounds suchen, um das Grundgerüst aus Beat, E-Bass und Synthesizer des Songs zu unterfüttern. So landet schließlich nicht nur der manipulierte Gesang von Möwen im Song, sondern auch das völlig verfremdete Sample eines albanischen Frauenchors.

Mir war wichtig, dass ich Sounds einbaue, die ich nicht ganz greifen kann, die ich nicht verstehe und die eine ästhetische Welt aufmachen, die nicht im Proberaum ist. So habe ich Stunden damit verbracht, auf Youtube oder alten Platten im Haus von meiner Oma Sounds zu finden, die nicht gewohnt klingen.

In dieser Folge von Tracks & Traces hört ihr, wie die ersten Demos von Oehls Song „Keramik“ klingen. Ihr erfahrt wie Bassist Hjörtür Hjörleifsson und Produzent Marco Bauer den Song beeinflusst haben, warum Ariel Oehl seine am Laptop produzierten Songs vor dem Aufnehmen nochmal als Gitarrenversion einspielt und was Kanye Wests Song „Runaway“ mit der Klavierspur zu tun hat.

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