Dunkle Szenerie. Der Rapper Huskey steht im Trainingsanzug in einer Wohnung und rappt in die Kamera. Hinter ihm nimmt seine Entourage das Möbiliar auseinander. Dazu viel Bass und harte Snare.
Millionen von Klicks von Millionen von Kids
Das Video hat 8,5 Millionen Klicks. Huskey gehört zu den gefragtesten Rappern Russlands. Dabei war die russische Musiklandschaft für die breite Öffentlichkeit lange geprägt von Klassikern und Hits aus vergangenen Zeiten.
Ich hatte das Gefühl, dass im Radio immer noch genau das lief, was auch lief, als ich noch ein Kind war. – Wlada Kolosowa, Autorin für Zeit Campus
In Zeiten von Web 2.0 und Digital Natives hat sich die Gemengelage in der russischen Musikszene jedoch geändert. Radiostationen und Fernsehsender haben nur noch wenig Einfluss auf den Geschmack der jungen Generation.
Verkaufsschlager der russischen Musikszene: Trap
Und es klickt nicht zuletzt am besten, was auch zumindest ein wenig schockiert. Perfekte Vorraussetzungen für junge Rapper mit Gesichtstattos, teuren Klamotten und bösem Blick.
Der Aufstieg von Künstlern wie FACE, Huskey oder Pharao passiert natürlich nicht ohne politischen Beigeschmack. Durch Konzertverbote wurden viele von ihnen fast aus Versehen politisiert und immer wieder lässt sich zwischen den Zeilen über Sex, Autos und Saufen die ein oder andere politische Kritik erahnen.
Neue Künstler, neue Wege
Doch nicht nur die Rapszene ist von diesem Wandel betroffen. Auch Punkbands wie Pornofilmy oder das Elektropop-Duo IC3PEAK haben sich auf digitalem Wege große Fangemeinden erarbeitet und verbreiten teilweise offen, manchmal versteckt ihre Inhalte.
Für die aktuelle Ausgabe von Zeit Campus war Wlada Kolosowa in Russland und hat sich die „neue“ russische Musikszene angeschaut. Im Zeit-Campus-Podcast spricht sie mit detektor.fm-Moderator Jonas Junack über die Recherche und ihren Zugang zur Szene.