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Zwischen Kitsch und Kunst – Teenage Fanclub in Berlin

Teenage Fanclub sind eine der Bands, die weltweit Erfolg haben und doch nie so ganz den Sprung ins große Rampenlicht gemacht haben. Mit ihrem neunten Album „Shadows“ sind sie seit Mai weltweit unterwegs. Letzte Woche waren sie in Berlin.

Auch wenn die Band zwei Stunden zu spät im Club ankommt, Hektik will einfach nicht aufkommen. Norman Blake, einer der drei Köpfe der „Fannies“, schlürft gemütlich seinen Kaffee. Da sind die Techniker schon ein bisschen nervöser. Man merkt sofort: Teenage Fanclub sind alte Hasen im Musikgeschäft. Vor knapp 20 Jahren fanden sie sich zusammen und schon ihre zweite Platte machte sie zur Indie-Legende. Bandwagonesque wurde vom Spin Magazine 1991 zum besten Album des Jahres gewählt und ließ damit Nevermind von Nirvana oder auch Out OfTime von R.E.M. hinter sich. Aus den schweren Grunge-Gitarren der 90er entwickelte sich im Laufe der Jahre der typische Powerpop von Teenage Fanclub. Der baut vor allem auf die drei Säulen Gitarre, Schlagzeug, Bass. Auf ihrem mittlerweile neunten Studioalbum Shadows haben sich auch einige neue Klänge dazugesellt:

Das aktuelle Album haben wir in Südengland aufgenommen. Da konnten wir unser ganzes Equipment von Glasgow runter bringen. Wir haben alles mitgenommen was wir haben: Synthesizer, Pianos, Glockenspiele, Bongos usw. Das hat den Sound des Albums bestimmt. Das Album hört sich deswegen etwas anders an, weil wir es in diesem Umfeld aufnehmen konnten.

Es hat anscheinend etwas länger gedauert, die ganze Ausrüstung vom Norden in den Süden Britanniens zu fahren. Ganze 5 Jahre haben sich Teenage Fanclub für Shadows Zeit gelassen. Herausgekommen sind wiedermal zeitlose Melodien, die über dezent angeschlagenen Akustik-Gitarren und wogenden Harmonien thronen:

Drei von uns schreiben Songs in der Band. Wir mögen den Gedanken, dass wir uns die Verantwortung für das Songwriting teilen. Es gibt uns ja schon eine Weile. Ich stelle mir immer vor: Wenn eine Band nur einen Songwriter hätte und die schon so lange aufnehmen würde wie wir, dann hätte dieser Songwriter 130 Songs machen müssen. Ich glaube, das ist gar nicht so leicht. So gesehen sind wir in einer angenehmen Situation und das ermöglicht uns hoffentlich, eine gewisse Qualität der Songs beizubehalten.

Beatles, Beach Boys, Byrds und Big Star – Die großen „B“s sind die ewigen Referenzen der Musikpresse für die Hits von Teenage Fanclub. Genervt ist die Band wegen der großen Vergleiche aber nicht. Sie könnten ja auch durchaus schlechter ausfallen.

Es gibt nicht viel, was wir dagegen tun könnten. Es ist einfach festgesetzt. Die Leute wollen dich in eine Schublade stecken. Aber es ist schon ok. Das sind ja alles Bands, die wir mögen. Natürlich sind wir von vielen, vielen anderen Sachen beeinflusst und hören sehr unterschiedliche Arten von Musik. Ich glaube nicht, dass eine dieser Bands unsere derzeitige Platte wirklich beeinflusst hat.

Auf der Bühne hört sich das dann auch mehr nach R.E.M. und Travis an. Die schottische Gemütlichkeit der gereiften Herren passt zum unkomplizierten Image der Band. Da entwickelt sich auch mal ein kleiner Plausch mit dem Publikum, zum Beispiel über die Frage, wieso bei dieser Tour Belfast ausgelassen wurde. Die erste Reihe ist fast durchweg von Exil-Briten besetzt, da kann man solche Fragen verstehen. Auffällig viele junge Fans mischen sich unter die treuen Anhänger der ersten Stunde. Die Dream Pop-Anleihen bei Stücken wie Into The City zeigen ihre Wirkung.

Auf diese Weise haben sich Teenage Fanclub eine breite Fanbase erspielt. Die Band tourt durch die ganze Welt. Zu den Anhängern ihrer Musik zählt unter anderem auch Liam Gallagher, der sie immerhin als „zweitbeste Band der Welt“ schätzt, nach Oasis natürlich. Auch in Berlin fanden sich unter den Zuhörern hochkarätige Fans wie Ronald Lippok von der Post-Rock Band ToRococoRot:

Das Konzert fand ich sehr gut. Ich habe auch das Privileg gehabt, die mal kennen zu lernen, Norman und Gary, und war froh die mal wieder zu sehen. Ich habe mit denen im Studio zusammengearbeitet und habe die nie live gesehen und insofern war ich mehr als positiv überrascht über den Abend.

Man kann sich einfach nicht wehren gegen die Eingängigkeit ihrer Songs. Die unprätentiöse Art ihrer Auftritte und die bestechende Unkompliziertheit ihrer Musik sprechen für sich. Man bekommt das Gefühl, da stehen eben noch authentische Musiker auf der Bühne. Es ist ein schmaler Grat zwischen Kitsch und Kunst, aber Teenage Fanclub können bestens auf ihm balancieren.


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