Kein einheitliches System in Deutschland
Rheinland-Pfalz ist Vorreiter. Schon seit 2010 herrscht hier Beitragsfreiheit, zumindest ab dem zweiten Lebensjahr. Noch gleicht Deutschland in Sachen Kita-Gebühren aber eher einem Flickenteppich. Ein einheitliches System ist bisher nicht in Sicht. Wie viel Eltern für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen müssen, oder ob sie davon komplett befreit werden, hängt weiter vom Wohnort ab. Außerdem sorgt eine soziale Staffelung dafür, dass sich die Beitragshöhe am Elterngehalt orientiert.
Es ist schon auffällig, dass in den wirtschaftsstarken Bundesländern, wie Bayern und Baden-Württemberg beispielsweise, jedenfalls absehbar, dieser Weg der Beitragsfreiheit nicht beschritten werden soll. – Stefan Sell, Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung Koblenz
Wer zahlt den Preis?
Die neue Regelung in Berlin entlastet primär diejenigen, die zuvor den höchsten Beitragssatz bezahlt haben. Demnach ist der Beschluss vor allem für einkommensstarke Familien von Vorteil.
Wichtig für die Einordnung dieser Entwicklung ist die starke Polarisierung, die wir haben. Entweder in Richtung Beitragsfreiheit für alle Eltern unabhängig von deren finanziellen Status oder aber teilweise wirklich sehr heftige Gebührenbelastung. – Stefan Sell
Problematisch dabei ist die Finanzierung. Zwar stellen die Länder zur finanziellen Entlastung der Eltern Mittel in Millionenhöhe. Das Geld fehlt wiederum an anderer Stelle. Der Mangel an Kita-Plätzen bleibt beispielsweise ein ungelöstes Problem. Ein zweiter Kritikpunkt ist die Qualitätssicherung der Betreuung. Auch hier fehlen Gelder für eine bessere Ausbildung von Erziehern und mehr Betreuungspersonal für weniger Kinder.
Wie es in den verschiedenen Bundesländern aussieht und wer von der Beitragsfreiheit wirklich profitiert, darüber hat detektor.fm-Moderator David Seeberg mit Prof. Dr. Stefan Sell gesprochen. Er ist Direktor des Instituts für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung der Hochschule Koblenz.
Redaktion: Berit Ström