30 Jahre lang war er der Präsident. 30 Jahre lang regierte er das Land, das eine Scharnierfunktion einnimmt – einerseits zwischen Israel und der arabischen Welt, andererseits zwischen der westlichen Welt und den USA. Und im Februar 2011 kippte die Situation: in Ägypten erhob sich das Volk. Zu groß war die Unzufriedenheit in der Bevölkerung geworden, über Armut, Unterdrückung, Stagnation und Tristesse. Die Ägypter schafften es, ihren Präsidenten zu stürzen: Husni Mubarak ist zurückgetreten. Das ist heute genau eine Woche her. Und wir wollen uns daher dieser Revolution – mit etwas Abstand und analytischem Blick – noch einmal widmen. In einem kleinen Themenschwerpunkt.
- Wir fragen: wer war dieser Husni Mubarak eigentlich – was war er für ein Charakter?
- Wir wollen – angesichts der Aufstände in Bahrain, Libyen oder Tunesien – wissen, ob die ägyptische Erhebung einen Domino-Effekt auf den gesamten Nahen und Mittleren Osten haben wird?
- Und wir erinnern uns an 1989, als „Wind of Change“ für viele Menschen die Hymne zum Mauerfall wurde – und fragen daher, welche Rolle Musiker und Künstler beim Aufstand in Ägypten gespielt haben.
Am Ende dieses Artikels finden Sie außerdem eine Zusammenfassung über die Macht und finanzielle Lage von Mubarak, sowie Links zu weiteren Beiträgen rund um die Revolutionsbewegungen im arabischen Raum.
„So tickte er, der Alte“ – Die Figur Mubarak
Der Sturz des ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak ist inzwischen knapp eine Woche her. Die friedlichen Proteste vor allem auf dem Tahrir-Platz in Kairo sind nach 18 Tagen erfolgreich gewesen. Doch Präsident Mubarak blieb eines bis zum Schluss: stur. Er hätte in seiner groß angekündigten TV-Ansprache seinen Rücktritt erklären können. Er hätte aufrecht gehen können. Oder im Amt bleiben. Aber am Ende war sein Angang beinahe ein Wegstehlen. Er hat damit sowohl seine Gegner, als auch seine Getreuen ein letztes Mal überrascht. „So tickte er, der Alte“ kommentiert die Orient-Zeitschrift «Zenith» den Abgang Mubaraks. Wir fragen also Christoph Sydow, Redakteur bei Zenith: Wer war dieser Husni Mubarak eigentlich? Was war er für ein Charakter? Also: wie tickte er wirklich?
Iran, Bahrain, Libyen – Ist Ägypten nur der erste Domino-Stein?
Mit einer als Protest gedachten Selbstverbrennung gingen sie los, die Proteste in Ägypten. Inzwischen, so scheint es, ist das Feuer übergegriffen. Jetzt gehen die Blicke in andere Staaten der arabischen Welt. Es gab bereits kurz nach dem Sturz Mubaraks Demonstrationen in Algerien. Danach im Iran, im kleinen Golfstaat Bahrain und jetzt auch in Libyen. Für heute ist dort ein „Tag des Zorns“ ausgerufen worden. Kann die Bewegung, die in Tunesien begann und in Ägypten bisher am eindruckvollsten war, einen Domino-Effekt haben? Und wie ist die Situation in den einzelnen Staaten zu unterscheiden? Antworten auf diese Fragen gibt der Nah- und Mittelostexperte Prof. Udo Steinbach vom Centrum für Nah- und Mittelost-Studien an der Philipps-Universität Marburg.
Wind of Change auf arabisch? – Welche Rolle spielten Musiker und Künstler bei der Revolution?
In Ägypten auf dem Tahrir-Platz hat sich die Situation nach dem Sturz von Präsident Mubarak wieder beruhigt. Der Platz ist wieder für den Verkehr freigegeben worden. Noch vor anderthalb Wochen hatte das ganz anders ausgesehen, als dort Zehntausende friedlich demonstrierten. Und einige von ihnen waren auch Musiker. Es gibt bei youtube das eine oder andere interessante und zum Teil auch ergreifende Video zu sehen.
Und manche ziehen Parallelen zum Fall der Mauer 1989: „Wind of Change“ von den Scorpions und „Freiheit“ von Westernhagen wurden zu den Hymnen einer Revolution. Gibt es das auch in Ägypten? Welche Rolle haben die Musiker bei der Revolution gespielt? Und welche Rolle könnten sie noch einnehmen in anderen arabischen Staaten? Hörer baten uns, diesen Fragen einmal nachzugehen – und das haben wir getan: mit Frank Sara sprachen wir über die Rolle der ägyptischen Musiker vor, während und nach der Ära Mubarak.
Die Hymne der Revolution:
Hany Adel mit dem Song „Sout Al Horeya“