Ungerechte Behandlung, Selbstmorde, Polizeigewalt. Mit diesen Zumutungen haben äthiopische Juden in Israel zu kämpfen – seit Jahren.
Vor einem Jahr beging ein junger äthiopischer Jude nach ungerechtfertigtem Polizeigewahrsam Selbstmord. 2013 wurde bekannt, dass jüdischen Einwanderinnen aus Äthiopien ohne ihr Wissen Verhütungsmittel gespritzt wurden. Jüngst sorgte ein Video, das Polizeigewalt gegen einen äthiopischen Juden zeigt, für Aufsehen.
Äthiopische Juden in Israel
Etwa 136.000 Juden mit äthiopischer Abstammung leben derzeit in Israel. Sie nennen sich Beta Israel – aus dem Hebräischen übersetzt, bedeutet das, das „Haus Israel“. Den Namen Falascha („Heimatlose“) empfinden einige als abwertend.
Nachdem 1975 ein sowjetnahes Militärregime die Macht übernommen hatte, litten die Juden in Äthiopien unter Ausgrenzung und Verfolgung. 1975 war auch das Jahr, indem Israel die äthiopischen Juden als Juden von Israel anerkannte. Das garanierte den Beta Israel das „Recht auf Rückkehr“ nach Israel.
Folgerichtig startete die israelische Regierung 1984 bzw. 1991 die Operationen „Moses und Salomon“ – und flog über 20.000 äthiopische Juden nach Israel aus.
Diskriminierung und Armut
Obwohl die Beta Israel bei ihrer Ankunft ein umfassendes Integrationsprogramm erhielten, konnte nicht verhindert werden, dass sie sich heute als Bürger zweiter Klasse empfinden. 49 Prozent der Familien äthiopischer Israelis leben unter der Armutsgrenze. Ihr Einkommen liegt noch unter dem israelischer Araber, die als die Unterschicht Israels gelten.
Ein Video bringt den Stein ins Rollen
Ein weiteres Problem, unter dem äthiopische Juden leiden, ist die anhaltende Polizeitgewalt gegen sie. Immer wieder beklagen sie, Opfer von grundlosen Festnahmen zu werden.
Die jüngsten Proteste löste ein Video aus, das einen israelischen Soldaten äthiopischer Abstammung zeigt, der Opfer einer Prügelattacke von zwei Polizisten wird. Und so ziehen die Demonstranten Parallelen zu den Diskriminierungen, die schwarze Amerikaner in Baltimore und den USA erleiden.
detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt hat mit Grace Rodnitzki über die Hintergründe der Proteste gesprochen. Rodnitzki arbeitet für das „Ethiopian National Project“ in Jerusalem.