„Gerechtigkeit ist zur Zeit Luxus; wir sollten den Frieden dafür nicht opfern.“ Das hat der ehemalige afghanische Präsident Hamid Karzai kurz nach Machtantritt gesagt. Und tatsächlich scheint das bis heute das Motto in Afghanistan zu sein. Nachdem im Dezember vergangenen Jahres offiziell das Ende des US-geführten ISAF-Einsatzes in Afghanistan verkündet wurde, bleibt die Sicherheitslage im Land mehr als schlecht.
Zuvor sorgte schon die Präsidentschaftswahl im April und Juni 2014 für Unruhen. Erst nach einem monatelangen Tauziehen einigten sich die beiden Kontrahenten Abdullah Abdullah und Ashraf Ghani unter Vermittlung von US-Außenminister Kerry auf einen Kompromiss. In der Einheitsregierung folgt Ghani Karzei als Präsident, während Abdullah fortan das Amt des Regierungschefs bekleidet.
Afghanische Armee hat Verluste zu beklagen
Im Zuge der NATO-Mission „Resolute Support“ sollen internationale Soldaten afghanische Sicherheitskräfte ausbilden und beraten. Die Deutsche Bundeswehr ist mit bis zu 850 Soldaten vertreten. Doch der Erfolg der Mission ist fraglich. Die afghanische Armee kämpft mit hohen Verlusten und Deserteuren. Dabei sollte sie eigentlich den Wiederaufbau des Landes stützen. Und politisch sieht es kaum besser aus. Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge sind hochrangige Mitglieder der afghanischen Gesellschaft in schwere Menschenrechtsverletzungen verstrickt.
Wie geht es mit dem Land weiter? Darüber hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit dem Entwicklungsforscher und Afghanistan-Experten Conrad Schetter vom Bonner International Center for Conversion gesprochen.
Redaktion: Andreas Schmaltz & Friederike Zörner