Eigentlich ist das Nordpolarmeer eindeutig verteilt. Dafür gibt es einen eigenen Seerechtsvertrag der Vereinten Nationen. Allerdings können anliegende Staaten bei der UNO die Erweiterung ihres Staatsgebietes in das Arktische Meer beantragen. Relevant ist dafür die Ausdehnung des jeweiligen Festlandsockels unter Wasser, die immer auch wissenschaftlich zu beweisen ist. Russland, Norwegen und Dänemark haben ihre Anträge bereits abgegeben. Kanada entscheidet noch darüber, welche Gebiete es beanspruchen will.
Das ewige Eis – heiß begehrt
Dabei überschneiden sich die Forderungen der verschiedenen Anrainerstaaten – vor allem den Nordpol wollen sie alle. Doch was gibt es am arktischen Meeresboden, das den Wettstreit um die Arktis rechtfertigt?
Zu mehr als 90 Prozent liegen die bisher bekannten Bodenschätze bereits in den ausschließlichen Wirtschaftszonen. – Dr. Christian Reichert
Rohstoffe kommen vor allem in den flachen Gewässern der Küstenregionen vor und die Erdölförderung in der Arktis ist sehr teuer. Das fortschreitende Schmelzen des Packeises könnte neue Seewege zwischen Pazifik und Atlantik öffnen. Und Russland hat gerade den Bau seiner zweiten Militärbasis „Arktisches Kleeblatt“ auf der Insel Alexandraland beendet. Die militärischen Spannungen zwischen der NATO und Russland wachsen. Kleine Provokationen, wie die russische Nationalflagge 4.000 Meter unter dem Nordpol, bergen die Gefahr eines zweiten, dann richtig „kalten“ Krieges.
Die Arktis ist ein sensitives Gebiet und man muss mit allen Mitteln versuchen, eine Katastrophe zu verhindern. – Dr. Christian Reichert
Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace sehen das Ökosystem am Nordpol bereits gefährdet und wollen die Arktis zu einer internationalen Schutzzone erklären. Eine UN-Kommission, die sogenannte Festlandsockel-Grenzkommission, soll im Frühjahr 2016 über die Gebietsansprüche auf den Nordpol entscheiden, der bislang gemeinsames Erbe der Menschheit ist.
Wir haben über die aktuellen Entwicklungen mit dem Geophysiker Dr. Christian Reichert von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover gesprochen. Er berät auch die Internationale Meeresbodenbehörde (IMB) in Kingston (Jamaika).
Redaktion: Sylvia Wendrock