Im Libanon sind angeblich eine Frau und eine Tochter des Anführers der IS-Terrorgruppe – Abu Bakr al-Baghdadi verhaftet worden, wie der Daily Star Libanon berichtet. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen haben die beiden Personen versucht mit falschen Pässen aus Syrien in den Libanon zu reisen. Dabei sind sie vor weinigen Tagen von der libanesischen Armee aufgegriffen worden.
Verhaftung blieb geheim
Die Festnahme ist zunächst von den Sicherheitskräften geheim gehalten worden. Nach Angaben des Militärs stütze sich die Verhaftung auf Hinweise ausländischer Geheimdienste. Einige Quellen berichten sogar von einer Beteiligung westlicher Geheimdienste. Zurzeit sollen al-Baghdadis angebliche Frau und Tochter im Verteidigungministerium verhört werden. Was danach mit ihnen geschieht ist noch unklar.
Druck auf den Terror-Kalifen
Mit der Verhaftung der beiden Familienmitglieder des selbsternannten Terror-Kalifen könnte Druck auf den Anführer des Islamischen Staates ausgeübt werden. Laut einem Sprecher der libanesischen Armee soll zuvor auch die Frau eines Anführers der syrischen Al Nusra Front in von Sicherheitskräften verhaftet worden sein. Die Angehörigen könnten gegen Geiseln ausgetauscht werden.
Eine gefährliches Spiel
Dies sind nur zwei Beispiele einer Taktik, die von Geheimdiensten und Sicherheitskräften genutzt werden, um den Druck auf Mitglieder terroristischer Gruppen zu erhöhen. Mit Hilfe der Angehörigen versuchen sie an Ziele heran kommen, die für sie sonst außer Reichweite wären. Doch diese Taktik kann gefährlich sein. In Nigeria ging dies im Kampf gegen Boko Haram nach hinten los. Dort begann die islamistische Miliz Boko Haram erst mit den Entführungen junger Mädchen, nachdem die nigerianische Armee duzende Angehörige von Kämpfern der Miliz verhaftet hatte. Auch der Libanon könnte nun Ziel eines Racheaktes der Terrormiliz werden.
Über die Verhaftung der Familienmitglieder des Terror-Chefs und die Risiken solcher Geheimdienstoperationen hat Moderator Alexander Hertel mit Asiem El Difraoui gesprochen. Er ist Politikwissenschaftler und Nahost-Experte.
Redaktion: Andreas Schmaltz