Angela Merkel gibt Parteivorsitz ab
Seit 18 Jahren schon steht Angela Merkel an der Spitze der CDU. Sie war die erste Frau, die den Vorsitz der Christdemokraten inne hatte. Und sie war auch die erste Kanzlerin Deutschlands. Seit 2005 führt sie jede Koalition an, erst mit der SPD, dann zwischenzeitlich mit der FDP, mittlerweile wieder mit den Sozialdemokraten.
Seit Merkel den Parteivorsitz der CDU führt, hat allein die SPD acht Vorsitzende verheizt (sieben, wenn man den kommissarischen Vorsitzenden Olaf Scholz nicht mitzählt). Merkel hält sich in ihren Ämtern – am Ende vielleicht zu lange?
Bis 2021 will sie noch Kanzlerin bleiben, danach soll Schluss sein. Bis dahin hat sie genug Zeit, ihren Rückzug aus der Politik zu ordnen. Die erste Bewährungsprobe steht bereits in diesem Jahr an. Im Dezember nämlich entscheidet sich, wer ihre Nachfolge im Parteivorsitz antritt.
Wenn Annegret Kramp-Karrenbauer Vorsitzende wird, dann dürfte Frau Merkel keine Schwierigkeiten haben, ihre Legislatur zu beenden. – Gero Neugebauer, Politikwissenschaftler
Und auch eine andere Frage wird sie bis dahin noch beschäftigen. Bislang hieß es vonseiten Merkels immer, dass Parteivorsitz und Kanzleramt in eine Hand gehören. Von dieser Idee rückt sie nun ab, ganz abtreten will sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Dabei zeigt die Geschichte, dass es durchaus sinnvoll ist, beide Ämter in Personalunion zu vereinen. Konkurrenz- und Machtkämpfe, wie es sie immer wieder gegeben hat, könnten die angeschlagene CDU und auch die Große Koalition aktuell nicht gebrauchen.
Die elegante Form des Rücktritts?
Ist der langsame Rückzug aus der politischen ersten Reihe die elegantere, ruhigere Form des Rücktritts? Darüber hat detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz mit dem Politikwissenschaftler Dr. Gero Neugebauer gesprochen. Er forscht am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin zur deutschen Parteienlandschaft.