Rassistische Abgeordnete
Das Parlament ist in der deutschen und in den meisten europäischen Demokratien das Herzstück der Politik. Abgeordnete sind dazu verpflichtet, ihr Handeln und ihre Ansichten in Einklang mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu bringen. Das hält sie aber nicht davon ab, heftig miteinander zu diskutieren. Manchmal stimmt man mit den geäußerten Meinungen in den Wortbeiträgen persönlich nicht überein, doch ist es ja das Recht der Abgeordneten, ihre Meinung im Parlament kundzutun.
Doch es gibt immer wieder Abgeordnete, vor allem im Europäischen Parlament, die über die Stränge schlagen. In dieser Woche hat der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, den Abgeordneten der griechischen rechtsradikalen Partei „Goldene Morgenröte“, Eleftherios Synadinos, von der Sitzung ausgeschlossen. Dieser hatte sich zuvor rassistisch über Türken geäußert.
Konfrontieren oder Isolieren?
Auch in Deutschland stellt sich die Frage, wie man mit Abgeordneten umgehen soll, die offensichtlich die demokratische und parlamentarische Freiheit einschränken wollen. Zehn Jahre lang mussten sich beispielsweise die demokratischen Parteien im sächsischen Landtag mit der NPD befassen. Hier hat man sich entschieden, die Partei einfach zu isolieren und geschlossen alle Anträge abzulehnen.
Es ist ein klares Signal der Abgeordneten im sächsischen Landtag gewesen, sich mit der NPD noch nichtmal auf einer sachpolitischen Ebene zusammenzusetzen, […] aber das kann auch problematische Seiten haben. – Thomas Saalfeld, Professor für vergleichende Politikwissenschaft in Bamberg
Doch wo man sich bei der NPD noch einig gewesen ist, da scheint es in Bezug auf die AfD Uneinigkeit zwischen den Parteien zu geben. Einige CDU-Politiker wollen eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht ausschließen. Nach den Landtagswahlen am 13. März könnte die Arbeit in den Parlamenten deshalb ganz anders aussehen. Einige fürchten gar, Heiner Geißler könnte mit seinem Weimarer Vergleich recht behalten.
Wie eine parlamentarische Demokratie mit antidemokratischen Abgeordneten umgehen kann, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit dem Bamberger Politikwissenschaftler Thomas Saalfeld gesprochen.
Redaktion: Christopher van der Meyden