Russlands neue Atomraketen
Der Wind weht wieder kälter – so lesen sich heute viele Schlagzeilen. Grund der Besorgnis ist die Ankündigung von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Bis zum Jahresende will Russland sein Atomwaffenarsenal um 40 neue Interkontinentalraketen vervollständigen, die jeweils mit Atom-Sprengköpfen bestückt werden können.
Die neuen Waffen sollen laut Putin dazu in der Lage sein, jedes moderne Abwehrsystem zu überwinden. US-Außenminister John Kerry zeigt sich über die neuesten Pläne Putins besorgt und hofft darauf, dass beide Seiten nicht in eine Spirale des Wettrüsten gezwungen werden.
Allerdings arbeitet Russland seit längerer Zeit an der Modernisierung des eigenen Atomwaffenarsenals, denn viele gelten als schlichtweg veraltet. Experten befürchten nun ein erneutes Wettrüsten.
Die Nato strebt keine Konfrontation an
Russland warnt vor einer militärischen Konfrontation in Europa. Die Ankündigung Moskaus darf daher als Reaktion auf die jüngsten Stationierungspläne der Amerikaner in Osteuropa gewertet werden. Die gegenseitige Rüstungsrhetorik zeigt deutlich das wachsende Misstrauen zwischen Russland und dem Westen aufgrund des Ukraine-Konflikts.
Besonders die osteuropäischen Länder- wie die baltischen Staaten und Polen – fühlen sich zunehmend von Russland bedroht und wünschen sich zur Abschreckung eine stärkere Nato-Präsenz. So ist die Anzahl militärischer Manöver ist in den vergangenen Monaten auf beiden Seiten deutlich angestiegen.
Außerdem rotieren inzwischen fortwährend westliche Truppen durch die Staaten der europäischen Ostflanke. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte jedoch deutlich gemacht, dass sie eine dauerhafte Stationierung von Nato-Kampftruppen in Osteuropa als Verstoß gegen die Nato-Russland-Grundakte ablehnt.
Nato-Generalsekräter Jens Stoltenberg betont aber, dass die Nato keinerlei Konfrontation sondern ein konstruktives Verhältnis zu Russland anstrebe. Dennoch kritisert Stoltenberg die russische Nuklear-Aufrüstung. „Das nukleare Säbelrasseln Russlands ist ungerechtfertigt, destabilisierend, und es ist gefährlich“, sagte Stoltenberg in Brüssel.
Russland hat größtes Atomwaffenarseanal
Nukleares Säbelrasseln, oder einfach nur Russlandschelte? Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri verfügt Russland unter den Atommächten der Welt über die meisten Nuklearwaffen. Insgesamt sank ihre Anzahl zwar im Vergleich der Jahre 2014 und 2015 von 8.000 auf 7.500 Stück, doch die Menge der einsatzbereiten Sprengköpfe stieg.
Tendenziell zeigen die USA eine ähnliche Entwicklung. Beide Staaten betreiben laut den Sipri-Forschern derzeit umfassende und teure langfristige Modernisierungsprogramme ihrer nuklearen Arsenale.
Über Präsident Putins jüngste Atompläne und deren Bedeutung, sowie über die Sorge vor einen neuen Wettrüsten hat detektor.fm-Moderatorin Theresa Nehm mit Joachim Krause gesprochen. Er ist Professor am Institut für Sicherheitspolitk der Universität Kiel.
Redaktion: Carsten Jänicke