Dialog suchen
In einem Interview mit der Welt hat sich Sachsens Innenminister Tillich zu der überraschend großen Kundgebung von dieser Woche geäußert. Über 10.000 Demonstrierende haben sich in der Innenstadt versammelt, um als „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) zu demonstrieren. Tillich fordert Verständnis für die Bürger, die sich Sorgen machen. Deshalb setzt er sich für einen Dialog mit den Demonstrierenden ein. Das schwäche Unsicherheit und Ängste ab.
Dialog finden?
Nicht nur Islamkritiker, auch Hooligans und Mitglieder von Parteien, wie der AFD oder der NPD nehmen an den Kundgebungen teil. Hier vermischt sich die rechtspopuläre Masse mit Teilen aus der Mitte der Bevölkerung. Die „Abendspaziergänge“ sind weitestgehend friedlich. Parolen wie „Wir sind das Volk“ werden als Statement gerufen. Bei der großen Kundgebung am Montag in Dresden hat die Pegida auf ihr Recht eines Demonstrationszuges verzichtet und sich für eine Kundgebung entschieden. Sie wollen nach eigenen Angaben das Dresdner Weihnachtsgeschäft nicht beeinträchtigen, indem sie Straßen blockieren. Signalisiert die Führung damit Bereitschaft zum Dialog? Andreas Zick vom Institut für Konflikt- und Gewaltforschung in Bielefeld spricht jedoch von einer „kleinen Parallelgesellschaft“ innerhalb der Demonstrierenden, die nicht gut zu erreichen ist. Fraglich ist, ob ein Dialog auch über politische Themen zum Konsens führt, wenn er überhaupt zugelassen wird.
Wissenschafts- und Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) rät bei der äußerst heterogenen Zusammensetzung von Pegida dazu, weniger mit deren Köpfen zu reden, als viel mehr mit den Bürgern vor Ort. Wie man mit Pegida kommunizieren kann, haben wir mit Prof. Dr. Werner J. Patzelt besprochen. Er ist Gründungsprofessor des Dresdner Instituts für Politikwissenschaft und lehrt in den Bereichen politischer Systeme und Systemvergleiche.
Redaktion: Ronja Hoffmann